1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kennzeichen "Unsichtbar"

arn2. Januar 2003

Umweltschützer lieben das Dosenpfand. Sie setzen darauf, dass die umweltbelastende Blechflut eingedämmt wird. Aber auch Kriminelle freuen sich auf das Pfand. Experten tüfteln vorbeugend an einem System gegen Missbrauch.

https://p.dw.com/p/35bb
Das Rücknahmesystem hat noch Lücken und Tücken.Bild: AP

"Ohne Schutzmechanismus ist bei der Rücknahme der Verpackungen dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet", befürchtet Jean Fischer von der Technischen Universität in Darmstadt (TUD). Fischer geht davon aus, dass die Rücknahme der schätzungsweise zehn Milliarden Verpackungen im Jahr, die von der Pfandpflicht erfasst werden, für den Einzelhandel nur über die Aufstellung von Rücknahmeautomaten wirtschaftlich zu bewältigen ist.

Tür und Tor für Missbrauch offen

"Hier stellt sich dann aber die Frage, wie die Automaten erkennen, auf welche Verpackungen ein Pfand entrichtet wurde, und auf welche nicht", erläutert Fischer. Er weist dabei auf Erfahrungen hin, die in Skandinavien bei der Einführung einer Pfandpflicht auf Dosenverpackungen gemacht wurden: "Bereits kurz nach der Einführung des Pfandes wurden in polnischen Firmen Dosen ausschließlich dafür hergestellt, um sie über die Ostsee nach Schweden zu schmuggeln und dort das Pfand dafür zu kassieren."

Gerade für osteuropäische Firmen könne der Betrug im großen Stil durchaus lukrativ sein, da sich die Kosten für die Herstellung einer Verpackung auf unter 10 Cent beliefen, der Pfandwert jedoch mindestens 25 Cent betrage. Wer für die möglichen Schäden durch potenzielle Betrüger aufkommen muss, ist nach den Worten Fischers noch überhaupt nicht geklärt.

Unsichtbare Kodierung im Etikett

Am Institut für Nachrichtentechnik an der TUD befasst sich Fischer deshalb mit der Frage, wie Industrie und Einzelhandel vor dem Missbrauch geschützt werden können. Zusammen mit Kollegen hat er ein Verfahren entwickelt, mit dem Rückgabe-Automaten erkennen sollen, ob auf eine eingegebene Verpackung Pfand entrichtet wurde oder nicht. Mit Hilfe einer speziellen Drucktechnik wird eine für das menschliche Auge nicht sichtbare Markierung auf die Oberfläche der Verpackung aufgebracht. Wird die Verpackung vom Verbraucher zurückgegeben, prüft ein im Automat eingebautes optisches Erfassungsgerät, ob die Verpackung die spezielle Markierung trägt.

"Ein Vorteil unseres Verfahrens ist, dass keine zusätzliche Fläche für den Aufdruck eines Kennzeichnungslogos auf dem Etikett verloren geht, da die Kodierung unsichtbar im gesamten Etikett enthalten ist", erklärt Fischer das Prinzip. So werde das dem Verbraucher vertraute Produkterscheinungsbild nicht durch ein zusätzliches Logo beeinträchtigt. Außerdem entstünden für die Verpackungshersteller nur geringe Kosten. Zusätzliche Maschinen zum Aufdruck eines speziellen Logos seien nicht notwendig. Das Verfahren sei nahezu fälschungssicher. Während ein aufgedrucktes Pfandlogo oder ein Strichcode einfach kopiert und auf die Verpackung geklebt werden könnten, sei die unsichtbare Markierung sehr viel schwerer herstellbar, sagt Fischer.

Die Hochschule sucht jetzt einen Partner aus der Industrie, der das Verfahren - das laut Fischer auch als Schutz gegen Produktpiraterie eingesetzt werden kann - in die Praxis umsetzt. (ddp)