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Kicken in "Kanzlers Garten"?

Marc Young9. November 2003

Eine Gruppe von Studenten hofft, die Deutschen bereits jetzt für die Fußballweltmeisterschaft 2006 begeistern zu können. Sie plant die Errichtung eines "Nationalen Fußballfeldes". Wo? Direkt vor dem Reichstag.

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So könnte das "Nationalfeld" vor dem Reichstag aussehenBild: Nationalfeld

Es sind zwar noch drei Jahre, bis die Weltmeisterschaft in Deutschland beginnt, doch die Vorbereitungen für dieses größte Fußballereignis sind bereits in vollem Gange. Stadien werden instandgesetzt und Anlagen ausgebaut. Der Weltfußballverband FIFA hat sogar einen riesigen Fußball auf Deutschland-Tour geschickt, um die Bevölkerung auf das kommende Ereignis einzustimmen.

Eine Gruppe Berliner Studenten jedoch hält den "tourenden Fußball" und seine Begleitausstellung für nicht ausreichend, um im Land ein richtiges "Fußballfieber" zu entfachen. Ihre Idee: Ein sogenanntes "Nationales Fußballfeld" aus 5.888 Rasenstücken verschiedener deutscher Fußballstadien zusammenfügen.

Fußball im Zentrum Berlins

"Das Nationalfeld" - so der Titel des Projekts - soll auf dem Rasen direkt vor dem Reichstag, am Platz der Republik, entstehen. "Es gibt keinen angemesseneren Platz in Deutschland. Es muss dort sein", erklärte Marc Friedrich, einer der Organisatoren des Projekts, gegenüber DW-WORLD. Denn gerade dieser zentrale Platz besitze die notwendige Signalwirkung, um die Menschen für die erste Weltmeisterschaft in ihrem Land seit 1974 zu begeistern und ihnen das Gefühl zu geben, Teil der Veranstaltung zu sein.

Der zwischen dem Reichstag und dem Bundeskanzleramt eingekeilte Rasen hat eine lange Geschichte als Ort, wo die Berliner in ihrer Freizeit Fußball spielten. Unglücklicherweise jedoch hat diese Tradition nicht unbedingt positive Auswirkungen auf Friedrichs Projekt. Denn die Sportfans mussten diesen Ort aufgeben, da die Berliner Stadtverwaltung hier im Zentrum der Stadt eine gepflegte Grünzone errichten möchte.

Fussballfeld Bundeskanzleramt, Nationalfeld
Ein erster Plan: Das Fussballfeld am BundeskanzleramtBild: Nationalfeld

Probleme auf dem Rasen

"Wir sind uns bewußt, dass es hier in der Vergangenheit einige Probleme mit Fußballfans gegeben hat, aber damit hatten wir nichts zu tun", sagte Friedrich. Und er fügte hinzu, das Projekt sei ja auch temporärer Natur, da es nur für die Zeit der Weltmeisterschaft geplant sei. Anders sieht dies angeblich Joachim Zeller, der Senatsabgeordnete für Berlin-Mitte, also dem Bezirk, wo das Fußballfeld angelegt werden soll. Laut Berichten hat er die Idee, den Fußball auf den Platz der Republik zurückzubringen, einen "schlechten Scherz" genannt. Die Pressesprecherin der Stadt, Karin Rietz, erklärte hierzu, die Kritik des Abgeordneten hätte sich ausschließlich gegen die Durchführbarkeit des Projekts gerichtet.

"So weit ich informiert bin, kann man nicht wirklich auf einem Feld spielen, das aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt ist - ich glaube, dies ist es, was Herr Zeller meinte", sagte Rietz. Allerdings soll das Fußballfeld auch nicht für die Austragung regulärer Spiele dienen. Und es erscheint fraglich, ob die meisten Hobbyfußballer Bedenken hätten, ihrem Freizeitvergnügen auf einem Schachbrettfeld mit Gras aus allen Ecken der Nation nachzugehen.

Das Projekt und seine Unterstützer

Friedrich, ein 31-jähriger Sportstudent, erklärte, der Fußballplatz würde für Freizeitturniere und andere Ereignisse fürv Hobbyfußballer genutzt werden. Das Projekt, dessen Kosten auf ungefähr 2,5 Millionen Euro geschätzt werden, würde den Bau einer Stahlbetonmauer um das Feld herum einschließen. Und obwohl das "Nationalfeld" bisher noch gar nicht genehmigt ist, haben bereits mindestens drei Fußballklubs versprochen, ein 1,22 mal 1,22 Meter großes Rasenquadrat zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus haben die Studenten Unterstützung von prominenten Fußballfans wie ZDF-Fußballmoderator Johannes B. Kerner erhalten.

Der oberste bekennende Fußballfan der Nation - Bundeskanzler Schröder - muss seine Haltung zum "Nationalfeld" allerdings erst noch offenlegen. Und seine Meinung könnte am Ende den Ausschlag geben, denn das Projekt soll ja schließlich in seinem "Vorgarten" errichtet werden.