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Kiel sensationell weiter, Berlin befreit sich

21. Dezember 2011

Viertligist Holstein Kiel darf sich nach der Pokal-Sensation gegen Mainz auf das Viertelfinale freuen. Dort stehen auch Berlin und Stuttgart sowie - nach Sieg über Titelverteidiger Schalke - Borussia Mönchengladbach.

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Grenzenloser Jubel in Kiel über die Pokal-Sensation(Foto: dapd)
Grenzenloser Jubel in Kiel über die Pokal-Sensation

Gegensätzlicher hätten die Bilder am Ende dieses denkwürdigen Spiels im Achtelfinale des DFB-Pokals nicht sein können: Während Mainz' Trainer Thomas Tuchel wortlos und mit versteinerter Miene im Kabinengang verschwand, kannte der Jubel auf dem Rasen beim krassen Außenseiter Holstein Kiel keine Grenzen mehr. Spieler, Trainer und Betreuer tanzten und sangen, ganz so, als ob sie die frostige Kälte der Kieler Nacht gar nicht spüren würden. Der ebenso klare wie verdiente 2:0 (1:0)-Sieg des Viertligisten aus Kiel gegen den Bundesligaklub FSV Mainz 05 dürfte den Fans in der Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein noch lange in Erinnerung bleiben.

Gut 10.000 Zuschauer in der kleinen Arena durften miterleben, wie nach den Zweitligisten Energie Cottbus und MSV Duisburg ein weiterer Favorit aus dem Pokal geworfen wurde. Per Kopfball traf Gäste-Stürmer Anthony Ujah bereits in der sechsten Minute, bedrängt vom Kieler Tim Siedschlag, ins eigene Tor. Mitten in eine Mainzer Drangperiode hinein setzte Kiel seinen zweiten Messerstich: In der 64. Minute machte Mittelfeldspieler Steve Müller mit einem Flachschuss aus spitzem Winkel das 2:0 für den Viertligisten und verwandelte das ausverkaufte Holstein-Stadion in ein Tollhaus. Am Ende lagen sich die Norddeutschen auf dem teilweise gefrorenen und nur schwer bespielbaren Rasen in den Armen, während Thomas Tuchel eingestehen musste, "dass von einem Klassenunterschied nichts zu sehen war".

Schalke nur Zuschauer bei Reus-Show

Mike Hanke (r.) spielt gegen Schalkes Manuel Jurado. (Foto: dapd)
Gedankenschneller: Gladbach ließ Schalke alt aussehenBild: dapd

Der Titelverteidiger ist ausgeschieden: Im Topspiel der Pokalrunde unterlag der FC Schalke 04 der aufstrebenden Borussia aus Mönchengladbach mit 2:1 (1:0). Die Königsblauen aus dem Ruhrgebiet wurden im Mönchengladbacher Borussiapark kalt erwischt: Einen Abwehrfehler von Kyriakos Papadopoulos nutzte Juan Arango in der 18. Minute blitzschnell aus und zirkelte den Ball präzise ins lange Eck. Und auch der zweite Durchgang begann mit einem herben Rückschlag für die Schalker, denen die Trikots aus dem Pokalfinale diesmal kein Glück brachten: Torjäger Klaas-Jan Huntelaar war mit einer Entscheidung eines Schiedsrichterassistenten so unzufrieden, dass er ihn mit einer Geste beleidigte und folglich mit Rot vom Platz geschickt wurde (46.).

Wenig später markierte Marco Reus mit dem 2:0, wie viele dachten, die Vorentscheidung für Gladbach (56.), doch ausgerechnet Schalkes Nachwuchstalent Julian Draxler brachte die Gelsenkirchener in Unterzahl doch noch einmal zurück ins Spiel: Nach einem Fehler von Gladbachs Keeper Marc-André ter Stegen war Draxler zur Stelle (70.) und traf erneut in dem Wettbewerb, in dem im Vorjahr sein Stern aufgegangen war. Doch am Schicksal seines Klubs änderte Draxler damit nichts mehr. Denn die Szene des Abends gehörte dann wieder Gladbachs Shootingstar Marco Reus. Völlig frei vor Schalkes Keeper Lars Unnerstall profitierte Reus von einem Patzer des Schlussmanns und schob den Ball mit einem Trick über die Linie (88.). Jermaine Jones kassierte in der Nachspielzeit noch die Gelb-Rote Karte für eine Rangelei mit Igor de Camargo (90.+2).

Berlin siegt und freut sich auf Skibbe

Berlins Christoph Janker (r.) kämpft um den Ball gegen Adam Nemec aus Kaiserslautern. (Foto: dpa)
Hertha BSC ließ Kaiserslautern keine ChanceBild: picture alliance / dpa

Wie ein Befreiungsschlag wirkte die letzte Szene in diesem Spiel: Mit einem Gewaltschuss in der Schlussminute zum 3:1 (1:0)-Endstand beendete Patrick Ebert (90.+1) alle Pokalhoffnungen des 1. FC Kaiserslautern und ließ für einen Moment auch die Diskussionen um die Affäre Babbel-Preetz vergessen. Nur wenige Tage nach dem Rauswurf von Trainer Markus Babbel, der sich mit Manager Michael Preetz gegenseitig Falschaussagen vorgeworfen hatte, schrieb die Hertha endlich wieder sportliche Schlagzeilen.

Adrian Ramos (43.) und Pierre-Michel Lasogga (59.) hatten Berlin vor gut 40.000 Zuschauern in Führung geschossen. Die Pfälzer konnten durch ihren israelischen Angreifer Itay Shechter nur einmal zum zwischenzeitlichen 1:1 (51.) ausgleichen und blieben danach ihren mitgereisten Fans viel schuldig. Im Viertelfinale wird mit Michael Skibbe dann ein neuer Trainer an der Seitenlinie bei Hertha BSC stehen. "Ja, ich habe einen Vertrag ab 1. Januar 2012 bis Sommer 2014", sagte Skibbe und bestätigte damit die Gerüchte der vergangenen Tage.

Hamburgs Serie reißt

Der Stuttgarter Cacau (Foto: dapd)
Der Mann des Abends: Cacau traf gleich doppelt

Hamburgs Trainer Torsten Fink muss kurz vor der Winterpause einen Rückschlag hinnehmen, denn nach zehn Pflichtspielen ohne Niederlage schied der HSV in Stuttgart nach einem knappen 1:2 (0:1) aus dem Pokal aus. Es war ein paradoxer Beginn in der Stuttgarter Arena: Hamburg machte zwar das Spiel, aber Stuttgart das Tor. Völlig frei tauchte Cacau nach einem schnellen Konter vor dem Hamburger Gehäuse auf und ließ Jaroslav Drobny keine Chance (23.).

Nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich, den mit William Kvist auch ein Stuttgart per Eigentor erzielte (54.), avancierte Cacau zum Mann des Abends. Der Stuttgarter wurde mit einer scharfen Hereingabe von Molinaro perfekt in Szene gesetzt und traf zum Endstand (62.). Für die Schwaben war es der erste Sieg nach vier Partien ohne Erfolg.

Das Viertelfinale des DFB-Pokals im Überblick:

Hertha BSC Berlin - Borussia Mönchengladbach

VfB Stuttgart - Bayern München

1899 Hoffenheim - Spielvereinigung Greuther Fürth

Holstein Kiel - Borussia Dortmund

Autor: Joscha Weber

Redaktion: Frank Wörner