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Kim gegen alle

28. Mai 2009

Die Zündung einer Atombombe ließ auch die Weltgemeinschaft erbeben. Muss sich die Welt an ein nuklear bewaffnetes Nordkorea gewöhnen? Matthias von Hein kommentiert.

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Pyöngyangs Atomtest wurde in Südkoreas Hauptstadt Seoul registriert(Foto:ap)
Pyöngyangs Atomtest wurde in Südkoreas Hauptstadt Seoul registriertBild: AP

Pjöngjang steuert einen harten Konfrontationskurs. Er begann mit dem Test einer Langstreckenrakete Anfang April – getarnt als Satellitenstart. Als der Weltsicherheitsrat darauf mit Kritik reagierte, kam als Antwort aus Pjöngjang ein Schwall von Drohungen. Niemals werde man die Atomwaffen aufgeben, hieß es damals. Jetzt hat Pjöngjang deutlich gemacht, wie ernst es ihm damit ist - und wie wenig Nordkorea an der Meinung der Welt gelegen ist. Selbst der letzte verbliebene Verbündete China wurde mit dem neuerlichen Atomwaffentest vor den Kopf gestoßen.

Gestärkter Diktator

Kim Jong-il
Nur Nordkoreas Staatschef Kim Jong-il...Bild: AP

Wenn die Angaben russischer Wissenschaftler stimmen, hat die jetzt getestete Atombombe ungefähr die Sprengkraft der Hiroshima-Bombe. Damit wäre sie bedeutend stärker als die Testbombe vom Oktober 2006, bei der es noch technische Probleme gegeben haben soll. Nordkoreas Diktator Kim Jong-Il hat mit dem Test seine Position gestärkt. In der letzten Zeit gab es wilde Gerüchte um gesundheitliche Probleme des so genannten „geliebten Führers". Kim ist auf das Wohlwollen der Armee angewiesen, um die Nachfolgefrage in seinem Sinne zu klären. Einer seiner drei Söhne soll die kommunistische Dynastie weiter führen.

Comeback auf die weltpolitische Agenda

Nordkorea gibt Besitz von Atomwaffen zu
...dürfte mit dem Atomtest zufrieden gewesen sein.Bild: dpa

Kim hat mit dem Atomwaffentest sein herunter gewirtschaftetes Land buchstäblich wieder auf die Agenda der Weltgemeinschaft "gebombt". Der Weltsicherheitsrat wird erneut zusammentreten. Doch allzu hart wird die Reaktion aus New York nicht ausfallen. Dafür wird Pjöngjangs Verbündeter Peking sorgen. Denn China will die Sechs-Parteien-Gespräche über das nordkoreanische Atomwaffenprogramm in Gang halten. Die Volksrepublik ist an einem stabilen Nordkorea interessiert, auch als Pufferstaat gegenüber amerikanischen Truppen in Südkorea. Auf keinen Fall will China eine Implosion des Regimes in Pjöngjang mit unkontrollierbaren Flüchtlingsströmen und amerikanische Truppen an seiner Grenze.

Zum Dialog gibt es keine Alternativen

DW ZPR Zentrale Programmredaktion Matthias von Hein
Matthias von HeinBild: DW

Es stellt sich die Frage, was die jahrelangen Verhandlungen um das Atomprogramm gebracht haben. Schließlich haben sie Nordkorea Zeit gegeben, sein Atomwaffenarsenal auszubauen. Und trotz der Gespräche hat Nordkorea mit Syrien und dem Iran in Nuklearfragen zusammengearbeitet. Lange Zeit gab es die Hoffnung, Nordkorea nutze seine Atomwaffen vor allem als Verhandlungsinstrument und würde die Waffen für Zugeständnisse aufgeben. Aber Nordkoreas Generäle werden ihr Lieblingsspielzeug kaum mehr aus der Hand legen. Dennoch: Zu Gesprächen gibt es keine Alternative. Ob es einem gefällt oder nicht: Man kann Nordkorea die Atomwaffen nicht aus der Hand schlagen. Jetzt muss man verhindern, dass Pjöngjang sie weitergibt. Anfang April sprach US-Präsident Obama in Prag von einer Welt ohne Atomwaffen. In Nordkorea hat diese Vision einen schweren Rückschlag erlitten.

Autor: Matthias von Hein
Redaktion: Thomas Latschan