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Kimigayo und Tong Hae

5. Juni 2002

Wie bei jedem Länderspiel üblich: Vor dem Anpfiff werden die Nationalhymnen gespielt. In Europa selten zu hören sind die Hymnen der WM-Gastgeberländer Japan und Korea. Hörproben & Hintergrundinformationen bei DW-WORLD.

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Japanische Fußballfans beim SingenBild: AP

Das Bedürfnis, eine Nationalhymne zu haben, entwickelte sich in Japan und Südkorea aus völlig unterschiedlichen Motiven heraus.

Die japanische Hymne:

Kimigayo wa Chiyo ni Yachio ni - "Tausend, aber tausend Jahre blühe, Kaiserliches Reich" - mit diesen Worten beginnt die japanische Nationalhymne. Die Hymne ist knapp 150 Jahre alt. Sie entstand in einer Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs in Japan.

300 Jahre lang hatte sich das "Land der aufgehenden Sonne" von der restlichen Welt nahezu vollständig abgeschottet, bis 1867 mit der Meiji-Regierungsperiode ein neues Zeitalter hereinbrach: Internationale Handelsbeziehungen wurden aufgebaut, die Gesellschaft nach westlichem Vorbild modernisiert und staatliche Schulen eingerichtet. Zum ersten Mal in der Geschichte lernten die Schüler moderne Fremdsprachen, studierten Naturwissenschaften und begeisterten sich für europäische Musik.

Doch manch einem Japaner ging das zu weit. Um die nationale Identität zu erhalten und das Bewusstsein für die eigene Kultur zu stärken, wurde viel Wert gelegt auf eine "konservative" Hymne. Der Text stammt aus der mehr als eintausend Jahre alten Gedichtsammlung Kokin-Waka-Shu des Kaisers Daigo (898-930). Wichtigste Botschaft: traditionelle kaiserliche Symbole und Wertvorstellungen.

Die Melodie der Hymne hat Hiromori Hayashi (1831-1896) komponiert. Grundlage ist die traditionelle japanische Tonleiter. Die heute gängige Fassung wurde von einem Deutschen arrangiert - und zwar von Franz Eckert. Der in Deutschland völlig unbekannte Komponist war elf Jahre lang - von 1879 bis 1898 - Hofmusiker des japanischen Kaisers.

Die Hymne Südkoreas:

Die Japaner haben die Geschicke Koreas zu einem Gutteil mitbestimmt: Nach einer kurzen Phase der Unabhängigkeit wurde das koreanische Kaiserreich 1910 von Japan annektiert. Der koreanische Kaiser musste alle Souveränitätsrechte an das japanische Kaiserreich abtreten: Korea wurde zur japanischen Provinz Choson.

Im gleichen Jahr entstand eine patriotische Hymne. Sie erinnert ein wenig an das schottische Volkslied "Auld Lang Syne". Der koreanische Komponist Ahn Eak-Tae hat die Melodie geschrieben. Fernöstliche Musikelemente sind nicht enthalten. Die Strophen und der Refrain drücken die Liebe zu Natur und Landschaft Koreas aus. Das Lied beginnt Tong Hae Mool Gwa Bek Too San ... - "Bis das östliche Meer ausgetrocknet und der Paektu-Berg abgetragen ist" Seit 1948, dem Gründungsjahr der Republik Korea, ist das Lied offizielle Nationalhymne. (arn)