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"Kinder haben Angst vor Krieg"

Andrea Jung-Grimm 29. März 2003

Seit Beginn des Irak-Krieges werden Kinder durch die Medien unausweichlich mit Bildern und Nachrichten des Konflikts konfrontiert. Experten fordern, die Kinder mit ihren Ängsten nicht allein zu lassen.

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Auch Kinder demonstrieren gegen den KriegBild: AP

Kurz nach Beginn des Krieges befragte der deutsche TV-Sender "Kinderkanal" Kinder nach ihren ersten Reaktionen. Zu hören bekamen die Redakteure Antworten wie diese: "Ich habe erst mal `nen riesigen Schreck gekriegt, weil da sterben dann ja sehr viele unschuldige Zivilisten und Soldaten, und vielleicht greift Deutschland ja doch noch in den Krieg ein."

Außer den Kindern die Möglichkeit zu geben, über ihre Gefühle zu sprechen, will der "Kinderkanal", ein gemeinsames Projekt von ARD und ZDF, auch über den Krieg im Irak informieren. Angesichts des speziellen Publikums des Senders - Kinder aller Altersgruppen - ist das keine leichte Aufgabe.

Kindgerechte Aufbereitung

Kinder vor dem Fernseher
Bild: dpa

Neben der Nachrichtensendung "logo!" soll auch in Irak-Sondersendungen in kindgerechter Form über den Krieg berichtet werden. Im Rahmen dieser Sendungen haben die Kinder außerdem die Möglichkeit sich an einem Forum zu beteiligen, in dem sie über Internet oder Telefon Fragen stellen und ihre Meinung sagen können. Im Studio erläutern Experten den Kindern dann auf verständliche Weise die Ereignisse des Krieges. "Kinder haben Angst vor Krieg", betont der Chef des Kinderkanals, Frank Beckmann. Gerade deshalb sei es wichtig, die Fragen der Kinder zu beantworten und so ihre Ängste zu verringern.

Thema im Unterricht

Auch die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz der deutschen Bundesländer, Karin Wolff, ist überzeugt, dass es wichtig ist, den Kindern das Kriegs-Geschehen zu erklären. Sie hat die Lehrer dazu aufgerufen, sich im Rahmen des Unterrichts mit dem Ausbruch des Krieges zu beschäftigen. "Die Lehrer müssen die Kinder und Jugendlichen in die Lage versetzen, sich über diesen Krieg eine eigene Meinung zu bilden", so Wolff.

Auch der Pädagoge Michael Schmitz ruft Erzieherinnen, Lehrer und Eltern dazu auf, mit den Kindern über den Krieg zu reden. In diesen Gesprächen müsse auch zum Ausdruck kommen, dass man Streitigkeiten nicht mit Gewalt lösen kann, betont er.

Da Kriegsbilder per TV in jedes Haus übertragen werden, empfiehlt Schmitz den Eltern, Kinder unter elf Jahren nicht ohne Aufsicht fernsehen zu lassen. Einige Psychologen sind sogar der Ansicht, dass Kinder unter acht Jahren überhaupt keine Sendungen über den Krieg sehen sollten.

Sicherheit bieten

Eltern
Bild: Bilderbox

Eine weitere Aufgabe der Eltern ist es, Kindern die Angst vor einer konkreten Bedrohung zu nehmen, betonen Experten. Sie sollten erklären, wo der Irak liegt und dass es unmöglich ist, dass irakische Raketen in Deutschland einschlagen können. Dadurch könnten die Kinder begreifen, dass dieser Krieg für sie und ihre Familie keine unmittelbare Gefahr darstellt.

"Erwachsene müssen die Fragen ihrer Kinder ernst nehmen und den Kindern emotionale Sicherheit bieten", erklärt Helga Theunert vom Institut für medizinische Pädagogik in München. Aber auch die eigenen Gefühle angesichts des Kriegs sollten die Erwachsenen nicht vor den Kindern verheimlichen, da Kinder die Sorgen und Ängste ihrer Eltern ohnehin instinktiv wahrnehmen.