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Glaube

Kinder träumen eine neue Kirche

17. März 2017

Jetzt feiern wir in Deutschland das Jubiläum: 500 Jahre Reformation. Aber wie geht es nach 2017 weiter? Ein Kinderbuchprojekt blickt in die Zukunft und zeigt uns Visionen und Erwartungen von Kindern.

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Bild: Fotolia/S.Kobold

Ein Kinderbuch entsteht

Fröhlichere Lieder singen und spannende Gottesdienste  mit mehr Bewegung feiern.

Das sind nur zwei der Ideen für eine Kirche der Zukunft, die Spaß macht. Sie kommen von Kindern aus Tansania.

Sie wurden für ein Projekt befragt:

Was haltet Ihr von Eurer Kirche?

Was ist gut und was muss sich ändern?

Aus ihren Antworten und den Antworten von Kindern aus Magdeburg soll ein Kinderbuch entstehen. Ein Zeichen der Verbundenheit über die Kontinente hinweg. Aber diese Buch könnte mehr sein: ein guter Anlass, um Inventur zu machen.

Was ist im Lagerbestand? Was wird weiter gebraucht? Was kann aussortiert werden? Fehlt etwas Wichtiges?

Denn in diesem Jahr wird das Jubiläum der Reformation gefeiert. Vor 500 Jahren hat Martin Luther mit der Reformation angefangen. Und es wäre doch fatal, wenn man 500 Jahre Reformation feiert und dann wird nichts reformiert. Martin Luther würde das gewiss nicht verstehen. Er hat behauptet: Ecclesia semper reformanda! - Die Kirche muss sich immer wieder erneuern!

Was also kommt nach dem Jubiläum? Wird sich unsere Kirche ändern?

Die Kinder werden es uns vielleicht verraten. Ich bin sehr gespannt auf ihr Buch. Und ich habe meine eigenen Wünsche.

Meine Wünsche

Ich wünschte mir, nicht nur, dass die Leute verstehen, was auf den Kanzeln gepredigt wird. Was in den Kirchen passiert, muss auch Sinn machen. Auch für die, die keine Christen sind.

Leuchten soll diese Kirche für die anderen.

Ich wünsche mir, dass unsere Kirche es schafft, modern zu sein, ohne ihre Wurzeln abzuschneiden. Dass sie über Gott redet in einer weltlichen Sprache.

Ich wünsche mir, dass Menschen in der Kirche die Ängste überwinden lernen, die eine unheilvolle Welt ihnen bereitet.

Dann würden wir mehr Zeit für gestaltete Nähe und gegenseitige Fürsorge aufwenden.

Freude wächst bis in den Himmel

Ich weiß, das ist nicht leicht. In vielen Jahren habe ich als Pfarrer genau das versucht. In unseren Kirchen gibt es so genannte Erprobungsräume für andere Formen der Gemeindearbeit. Und ich kenne viele Gemeindegruppen mit alternativen Konzepten.

Aber immer noch sind das kleine Pflanzen. Keine große Kultur.

Das wird sich hoffentlich ändern.

Es ist eine tolle Sache, unsere Kirche mit den Augen der Kinder zu sehen. Es war eine clevere Idee, sie danach zu fragen. Am wichtigsten aber ist es, diese einfachen Antworten zu hören.

Die Kinder sagen: „Wenn etwas Tolles passiert, worüber sich Menschen freuen, dann lacht Gott mit.“ Eine große Freude wäre das, die ansteckt bis in den Himmel.

Für uns Große ist alles oft kompliziert. Und was kompliziert ist, kostet auch Geld.

Das, was die Kinder im Blick haben, kostet kein Geld. Eins von ihnen sagt: „Gott ist freundlich und gut zu den Menschen. So soll die Kirche auch sein.“

So wie wir unsere Kirche heute denken, so wird sie morgen sein – mit Gottes Hilfe natürlich.

 

Pfarrer Gerhard Richter
Bild: GEP

Gerhard Richter (Jahrgang 1957) ist seit Dezember 2015 Referent für die Tansania-Partnerschaften im Evang.-Luth. Missionswerk Leipzig.  

Als gelernter Tiefbauer studierte er zuerst Bauwesen, ehe er zur evangelischen Theologie fand. Später war er neben dem Pfarrdienst Landessynodaler in Thüringen und Mitglied im Theologischen Ausschuss der Vereinigten Lutherischen Kirche in Deutschland (VELKD).

1997 entsandte ihn das Evangelisch-Lutherische Missionswerk Leipzig für sieben Jahre in den Distrikt Nordmassai der Arusha-Diözese in der Evangelisch Lutherischen Kirche in Tansania als Missionar. Von 2004 - 2015 war er Gemeindepfarrer im Dörfchen Bibra im Süden Thüringens, das zur Gemeinde Grabfeld gehört. 2011 wurde er zum 2. Stellvertreter der Superintendentin des Kirchenkreises Meiningen gewählt.

Wie man Menschen neu für den Glauben gewinnen kann, ist allerdings für ihn nicht erst in Afrika zum Thema geworden. Für MDR, Deutschlandradio und Deutsche Welle gestaltet er seit 1993 verschiedene Formate.

Gerhard Richter hat zwei Söhne und eine Tochter, die mittlerweile schon das dritte Enkelkind geboren hat.