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Mazedonien Kinderbettler

15. September 2011

In Mazedoniens Hauptstadt Skopje werden bettelnde Kinder von der Straße geholt und zu ihren Eltern zurückgebracht. Schlimmstenfalls kann den Eltern das Sorgerecht entzogen werden.

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Menschen im Zentrum von Mazedoniens Hauptstadt Skopje (Foto: DW)
Bettelnde Kinder soll es künftig in der Innenstadt nicht mehr gebenBild: DW

Der bedrückende Anblick bettelnder Kinder auf den Straßen von Skopje soll bald verschwinden. Dem knallharten Alltag dieser Kinder soll nun ein Ende gesetzt werden. In Skopje wird in Kürze ein Übergangszentrum für Straßenkinder eröffnet. Dies ist das erste Zentrum dieser Art in Mazedonien. Bislang wurden Kinderbettler in Tagesstätten untergebracht. Allerdings hat sich gezeigt, dass diese Unterbringung den Kindern nicht nachhaltig weiterhalf, weil die Kinder nur acht Stunden täglich dort untergebracht werden konnten. Am Scheitern dieser Einrichtung sind nicht zuletzt verantwortungslose Eltern oder Erziehungsberechtigte schuld. Denn 90 Prozent der Kinder seien nach den Öffnungszeiten der Tagesstätten wieder auf die Straße geschickt worden, sagt der mazedonische Arbeits- und Sozialminister Spiro Risteski.

Staat handelt für die Kinder

Kind mit aufgehaltenen schmutzigen Händen (Foto: dpa)
Sie sollen nicht mehr die Hand für ihre Eltern aufhaltenBild: picture-alliance/ dpa

In dem neuen Übergangszentrum werden die Kinder 24 Stunden untergebracht und bei Bedarf auch mehrere Tage. Minister Risteski zufolge wird so viel Zeit ausreichen, um äußerste Maßnahmen zu ergreifen, wie den Eltern das Sorgerecht zu entziehen und sie wegen Kinderarbeit anzuzeigen. "Wir erwarten von dieser verschärften Maßnahme, dass das Verantwortungsbewusstsein der betroffenen Eltern für ihre Kinder steigt", so Risteski. Sollte dies nicht eintreten, würden ihnen die Kinder entzogen und bei Pflegefamilien beziehungsweise in Kinderheimen untergebracht. "Das heißt, der Staat wird das Sorgerecht für diese Kinder übernehmen. So können wir den Kindern eine glücklichere und gesündere Entwicklung bieten", meint Risteski.

Soforthilfezentrum geplant

Menschen sitzen auf dem Boden, ein Mädchen mit Kind steht im Hauptbahnhof von Skopje, Mazedonien (Foto: DW)
Am Umschlagplatz Bahnhof ist ein Soforthilfezentrum geplantBild: Petar Stojanovski

Nach Angaben des Ministeriums für Arbeit und Soziales wurden in den letzten drei Jahren über 650 Kinder aus ganz Mazedonien in den Tagesstätten untergebracht. Im vergangenen Jahr wurden verschiedene Maßnahmen unternommen, um die Delinquenz bei Minderjährigen zu senken. Zwei Familien wurde das Sorgerecht für insgesamt elf Kinder entzogen. Allein in den letzten 14 Tagen, seit die Maßnahmen gegen Kinderbetteln griffen, sei bereits gegen drei Familien ein Sorgerechtsverfahren eingeleitet worden und zehn Kinder untergebracht worden. Insgesamt seien 50 Kinder von der Straße geholt und gegen elf Eltern Strafanzeige gestellt worden, weil ihre Kinder bereits mehrfach wegen Bettelns aufgegriffen wurden.

Risteski kündigte zudem an, dass das Ministerium die Eröffnung eines Soforthilfezentrums für aktuell bedrohte Kinder plane. Das Zentrum werde sich in der Nähe des Haupt- und Busbahnhofs in Skopje befinden. "Unsere Untersuchungen zeigen, dass an diesem sehr belebten Ort auch viele Kinder aus anderen mazedonischen Städten anzutreffen sind", so der Minister. Manche würden sogar von ihren Eltern zum Betteln nach Skopje gebracht. "Vielleicht handelt es sich auch um organisierte Strukturen, das wird sich mit der Zeit herausstellen", mutmaßt Risteski.

Autoren: A. Dimitrievska / Z. Jordanovski / M. Dikic
Redaktion: Robert Schwartz