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Kinderlosigkeit in Deutschland nimmt zu

29. Juli 2009

Immer mehr Frauen in Deutschland bleiben kinderlos. In städtischen Regionen haben beinahe zwei Drittel der 25- bis 34-Jährigen keinen Nachwuchs. Die Bundes-Statistiker befragten für ihren Mikrozensus jedoch keine Männer.

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Kinder vor Brandenburger Tor (Foto: dpa)
Immer weniger Kinder - jetzt ist es amtlichBild: AP

Schon jetzt hat jede fünfte Frau zwischen 40 und 44 Jahren keine Kinder. Noch viel höher liegt die Kinderlosigkeit bei jüngeren Frauen. 43 Prozent der Frauen zwischen 30 und 34 Jahren haben keinen Nachwuchs, so Bettina Sommer, Referatsleiterin im Statistischen Bundesamt in Wiesbaden. "Von ihnen werden sicher einige noch Mutter werden, aber ihre Anzahl lässt sich schwer abschätzen", erklärte die Expertin für Bevölkerungsentwicklung und Migration bei der Vorstellung des Mikrozensus 2008 am Mittwoch (29.07.2009) in Berlin. Doch eines scheint sicher: "Es gibt eine gewisse Tendenz zu einer etwas höheren Kinderlosigkeit."

Unterschiede zwischen Ost und West, Stadt und Land

Roderich Egeler (Foto: dpa)
Der Präsident des Statistischen Bundesamtes Roderich EgelerBild: picture-alliance/ dpa

Im Mikrozensus 2008 hat das Statistische Bundesamt erstmals Frauen zwischen 15 und 75 Jahren nach der Zahl ihrer Kinder befragt. Der aus der Erhebung ersichtliche Trend zu einer immer höheren Kinderlosigkeit führt zu einer insgesamt sinkenden Geburtenrate. Mit Unterschieden in Ost und West, erklärt Roderich Egeler, Präsident des Statistischen Bundesamtes. In Ostdeutschland sind deutlich weniger Frauen kinderlos als im Westen. "Hier werden vor allem die unterschiedlichen familienpolitischen Ansätze und verschiedene Lebensentwürfe sichtbar, die durch die getrennte Entwicklung im früheren Bundesgebiet und der ehemaligen DDR bestimmt waren", erklärt Egeler.

Ein deutliches Gefälle gibt es auch zwischen Stadt und Land. In den städtischen Gemeinden ist die Kinderlosigkeit stärker verbreitet als auf dem Land. Bei den jüngeren Frauen im Alter von 25 bis 34 Jahren erreicht der Anteil der Frauen ohne Kinder in urbanen Gemeinden nach den Erhebungen des Mikrozensus sogar 62 Prozent. Besonders ausgeprägt ist das Problem in den Stadtstaaten, allen voran Hamburg. In ländlichen Gemeinden dagegen sind mit 47 Prozent deutlich weniger Frauen dieses Alters kinderlos.

Faktor Bildung

Neugeborenes Porträt (Foto: AP)
Hochschulabsolventinnen haben weniger KinderBild: AP

Auch die Bildung spielt bei der Frage der Familienplanung eine Rolle – erneut mit Unterschieden in Ost und West. In Westdeutschland haben 28 Prozent der Hochschulabsolventinnen keine Kinder. Im Osten sind nach Angaben der Statistiker nur neun Prozent der hoch gebildeten Frauen kinderlos.

Große Unterschiede gibt es auch zwischen den Frauen mit und ohne Migrationshintergrund. 15 Prozent der in Deutschland lebenden Frauen sind zugewandert. Sie haben meist einen Teil ihres Lebens in einem anderen Land und einer anderen Gesellschaft mit anderen Traditionen und Rollenbildern verbracht. Das habe Auswirkungen auf ihr "Geburtenverhalten", wie die Statistiker das nennen. Ergebnis: Sie sind seltener kinderlos. "Während von den in Deutschland geborenen Frauen im Alter von 35 bis 44 Jahren 25 Prozent keine Kinder haben, sind es bei den Zuwanderinnen gleichen Alters lediglich 13 Prozent", erklärt Egeler.

Die Statistiker haben für den Mikrozensus, der die größte Haushaltserhebung in Europa ist, nur die Mütter befragt. Wie viele Kinder Männer in Deutschland haben, wollten sie nicht wissen.

Autorin: Bettina Marx

Redaktion: Ranty Islam