1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Instrumente des Wahnsinns

27. Januar 2007

250.000 Kindersoldaten kämpfen derzeit in nahezu zwanzig Ländern der Welt. Dabei werden sie nicht nur als Boten, Spione und Träger eingesetzt, sondern müssen auch foltern und töten. Eine Kindheit ohne Hoffnung.

https://p.dw.com/p/9lp4
Kindersoldaten posieren mit ihren Waffen. (Quelle: AP Photo/Ricardo Mazalan)
Leben ohne Zukunft - etwa die Hälfte der Kindersoldaten geht freiwillig zur ArmeeBild: AP

"Kinder sind gute Kämpfer. Sie denken, alles sei nur ein Spiel. Deshalb haben sie keine Angst", zitiert die Studie der Internationalen Koalition gegen den Einsatz von Kindersoldaten einen Rebellenführer aus der Demokratischen Republik Kongo.

Kindersoldaten sind billig. Sie fordern keinen Lohn und sind deshalb besonders interessant für Guerillatruppen, Warlords und auch Regierungen. Weltweit setzen über 20 Länder nach Schätzungen von UNICEF etwa 250.00 Kindersoldaten ein.

Auffallend groß ist die Zahl der minderjährigen Soldaten in Afrika. "Man vermutet allein im Kongo zwischen 40.000 und 60.000”, so Frank Mischo von der Kindernothilfe. Durch den Gebrauch leichter Kleinfeuerwaffen wird der Einsatz von Kindern im Krieg möglich. Waffen wie die AK-47 sind leicht, einfach zu bedienen und billig – so wird töten buchstäblich zum Kinderspiel.

Etwa die Hälfte der Kindersoldaten wird zwangsrekrutiert. Viele werden einfach von Rebellen entführt und zum Töten gezwungen. Das Ermorden eines Familienmitgliedes dient häufig als "Aufnahmeritual“ um die letzten Bindungen endgültig zu zerstören.

Kindersoldat mit Waffe(Quelle: AP Photo)
Leichte Waffen machen das Töten zum KinderspielBild: AP

Hoffnungslose Zukunft

Die andere Hälfte der Kinder zieht "freiwillig“ in den Kampf. Viele wachsen in extrem armen Verhältnissen auf. Wenn sich Kinder Kampftruppen anschließen, hoffen sie auf Sicherheit und Versorgung. "Während des Krieges ist man als Zivilbevölkerung immer ausgeliefert. Die Armee bietet in gewisser Weise Schutz”, erklärt Mischo. Und auch um die Ermordung der Eltern oder die Unterdrückung der Bevölkerung durch den Staat zu rächen, kämpfen Kinder. "Die Freiwilligkeit resultiert nicht aus einer positiven Motivation, sondern aus Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit”, so Mischo.

Wenn sich Kinder Armeen anschließen, um sich als Soldaten ausbilden zu lassen, haben sie selten ein Bild davon, was sie erwartet. Bei Boten-, Wach- oder Trägerdiensten, mit denen ihr "Dienst“ beginnt, bleibt es meist nicht. Abhängig von Größe und Kraft werden die Kinder ab einem Alter von acht bis zehn Jahren im Kampf eingesetzt, müssen Granaten werfen, Minenfelder räumen, Waffen benutzen und töten.

"Bei den bewaffneten Gruppen entbehren Kinder alles, was ihnen normalerweise zusteht: genug zu essen, Freunde, Freizeit, Familie und Zuneigung”, sagt Marja Golombeck von der Aktion Weißes Friedensband. Auf kindliche Bedürfnisse wird keine Rücksicht genommen.

Laura Schade, Ina Ochsenreiter und Annika Einsle, Studiengang Online-Journalismus, Hochschule Darmstadt