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Kirchen fordern zum Umdenken auf

12. April 2009

Die Kirchen setzen zu Ostern auf Zuversicht und gesellschaftliches Engagement - und sie fordern angesichts der Finanzkrise ein gerechteres Wirtschaftssystem und eine Rückbesinnung auf christliche Werte.

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Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch (Foto: dpa)
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert ZollitschBild: picture-alliance/ dpa

Vertreter der beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland haben zum Osterfest dazu aufgerufen, der Angst vor Krise und Rezession mit dem Mut und der Hoffnung des Glaubens zu begegnen. Die Oster-Botschaft ermutige und gebe neuen Lebensmut.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschtland, Bischof Wolfgang Huber (Foto: DW)
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschtland, Bischof Wolfgang HuberBild: DW

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, ging in seiner Predigt im Freiburger Münster hart mit Managern und Unternehmern ins Gericht. Sie seien infiziert von der Gier nach immer mehr und ließen keinerlei Solidarität mehr erkennen mit den vielen Menschen, die tagtäglich verlässlich und verantwortungsvoll ihre Arbeit tun. Die gesamte Gesellschaft brauche Aufrichtigkeit und Wahrheit als gestaltende Kräfte. Hoffnung und Vertrauen seien die entscheidenden Haltungen, um die gegenwärtige Krise zu überwinden, fügte Zollitsch hinzu.

Für die Evangelische Kirche sagte der Ratsvorsitzende Wolfgang Huber, in der christlichen Lebenshaltung sei die Hoffnung stärker als die Angst. In seiner Predigt im Berliner Dom fügte Huber hinzu, die größte Gefahr in der gegenwärtigen Krise bestehe darin, durch die Angst gelähmt zu werden.

Rückbesinnung auf christliche Werte

In Hamburg übte Bischöfin Maria Jepsen in der Hauptkirche St. Michaelis Kritik an der Konsumorientierung der Gesellschaft. Da werde - etwa mit der Abwrackprämie - verstärktes Kaufen anempfohlen, um ständiges Wachstum zu garantieren. Wer aber Geld, Arbeitsplatz und Vertrauen verloren habe, dem nützten auch Aufrufe zum Konsum nichts, sagte die Bischöfin.

In Limburg unterstrich der katholische Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, die Grenzen menschlicher Machbarkeit in Wirtschaft und Politik seien nicht mehr zu übersehen. Wenn vom "Glaubenskrieg um Abwrackprämien" die Rede sei, stelle sich ihm die Frage, "wo es den Glaubensmut zu Aufbruchwegen gibt". Und die Osterbotschaft ermutige dazu, dorthin zu schauen, wo die Kraft zum Aufbruch liege.

Gegen zunehmend aggressiven Atheismus

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker rief die Menschen auf, sich nicht von Resignation und Endzeitstimmung beherrschen zu lassen. In Köln sagte Kardinal Joachim Meisner in seiner Osterpredigt, wer sich auf Jesus Christus einlasse, habe die - so wörtlich - "Gegenformel zu allen Ideologien" gefunden. Auch der Münchner Erzbischof Reinhard Marx wies Materialismus und Egoismus zurück. Menschliches Leben könne sich erst dann voll entfalten, wenn darin mehr gesehen werde als die ständige Suche nach Profit, so Marx.

Einen zunehmend aggressiven Atheismus in Deutschland beklagte der katholische Augsburger Bischof Walter Mixa. Wo Gott geleugnet oder bekämpft werde, da würden bald auch der Mensch und seine Würde geleugnet oder missachtet, sagte Mixa, der auch Militärbischof der katholischen Kirche in Deutschland ist. (lü/fw/dpa/kann/epd)