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Kirchen warnen vor sozialer Spaltung

25. Dezember 2012

Die christlichen Kirchen in Deutschland haben zum Weihnachtsfest mehr soziale Gerechtigkeit angemahnt und zu einem friedlichen Miteinander aufgerufen. Auch Bundespräsident Gauck fordert Solidarität in der Gesellschaft.

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Mitglieder der Freiburger Dommusik singen beim Weihnachtsgottesdienst von Erzbischof Zollitsch (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sagte in seiner Weihnachtspredigt im Dom in Freiburg, auch wenn Deutschland seit fast 70 Jahren von Krieg verschont sei, blieben Gewalt und Unfrieden ein Problem. Gewalt zeige sich täglich, "ob als häusliche Gewalt, ob auf Straßen oder Plätzen", betonte Zollitsch. Als Beispiele nannte er die brutale Prügelattacke am Berliner Alexanderplatz im November und Eskalationen in Schulen und Fußballstadien.

Eine Ursache für Zunahme der Gewalt ortete Zollitsch in den Unterhaltungsmedien: "In einem Land, in dem Fernsehsender sogar an Weihnachten stundenlang Action-Streifen und brutale Thriller ausstrahlen, wo Scharfschützen- und Gangster-Filme am Fest der Liebe und des Friedens viele Wohnzimmer beherrschen, darf uns das eigentlich nicht wirklich überraschen", sagte der Erzbischof.

In der Dortmunder Zeitung "Ruhr-Nachrichten" forderte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz mehr soziale Gerechtigkeit und warnte vor einer Spaltung der Gesellschaft. "Die Armen bleiben zurück und der Reichtum in der Hand einiger weniger nimmt weiter zu. Das ist eine gefährliche Entwicklung", betonte Zollitsch. Wenn die soziale Schere so auseinandergehe, führe das zu Unruhe: "Wir sind der sozialen Gerechtigkeit verpflichtet. Jeder Mensch braucht die Chance zu einem menschenwürdigen Einkommen."

Armut in Deutschland: Eine Bettlerin vor dem Kölner Dom Archivbild: dpa)
Armut in Deutschland: Eine Bettlerin vor dem Kölner DomBild: picture-alliance/dpa

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, kritisierte in seiner Weihnachtsbotschaft, auch in Deutschland gerieten immer mehr Menschen ins Abseits und drohten dauerhaft abgehängt zu werden. "Die Weihnachtsbotschaft fordert uns heraus, für diese Menschen die Stimme zu erheben und nach sozialer Gerechtigkeit zu suchen", erklärte Schneider.

Die Kirchen nahmen damit ein zentrales Motiv der Weihnachtsansprache von Bundespräsident Joachim Gauck auf, die am 1. Feiertag im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Das Staatsoberhaupt ruft darin die Deutschen zu Gemeinsinn und Zusammenhalt auf. "Ja, wir wollen ein solidarisches Land", betont Gauck. "Ein Land, das den Jungen Wege in ein gutes Leben eröffnet und den Alten Raum in unserer Mitte belässt. Ein Land, das jene, die seit Generationen hier leben, mit jenen verbindet, die sich erst vor kurzem hier beheimatet haben", sagt der Bundespräsident und fährt fort: "Wer keine Zuwendung erfährt und keine schenkt, kann nicht wachsen, nicht blühen." In der Sprache der Politik heiße das Solidarität, in der Sprache des Glaubens Nächstenliebe und in den Gefühlen der Menschen Liebe.

Gauck: Weihnachtsansprache SPERRFRIST 19:00 25.12

wl/rb (kna, epd, dpa)