1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Klarer Erholungskurs

Rolf Wenkel2. Juni 2003

Zuversicht in Evian: Die nicht zuletzt auch durch den Irak-Krieg belastete Konjunktur wird nach Ansicht der sieben führenden Industriestaaten und Russlands (G 8) deutlich an Fahrt gewinnen.

https://p.dw.com/p/3i3a
Bild: AP

Schon vor dem Weltwirtschaftsgipfel in Evian hatte der gastgebende französische Staatspräsident Jacques Chirac gefordert, von diesem Gipfel müsse ein Signal der Zuversicht ausgesendet werden, um neue Wachstumskräfte in der Weltwirtschaft zu mobilisieren. Sein deutscher Gast, Bundeskanzler Gerhard Schröder, stieß am zweiten Tag des Gipfels, an dem es um Fragen der Weltwirtschaft ging, ins gleiche Horn als er feststellt, dass "gerade die G8-Staaten eine besondere Verantwortung haben, in die weltwirtschaftliche Situation eine neue Dynamik zu bringen."

Ganz offensichtlich haben sich hier in Evian die Europäer einigen amerikanischen Forderungen angenähert. Zum Beispiel bislang sehr restriktive Haushaltspolitik in Europa, bedingt durch die Stabilitätskriterien und die berühmte Drei-Prozent-Defizit- Obergrenze, etwas zu lockern. Denn Sparen in der Flaute würgt bekanntlich die Konjunktur noch weiter ab.

Euro und Dollar

Auch die momentanen Wechselkurse zwischen Euro und Dollar kamen bei den Gipfelteilnehmern zur Sprache: Ein starker Euro lässt die europäischen Exporteure jammern und die amerikanischen jubeln. Viele Beobachter hatten den Verdacht, dass die Amerikaner bewusst nichts gegen die Dollarschwäche tun, um ihrer Exportwirtschaft das Geschäft zu erleichtern. Zu Unrecht. Die amerikanische Regierung habe kein Interesse an einem schwachen Dollar und werde nicht politisch intervenieren um die gegenwärtige Relation aufrecht zu erhalten, meinte der deutsche Regierungschef.

Auch auf eine andere europäische Wunde haben die Amerikaner offensichtlich erfolgreich den Finger gelegt. Sie monieren seit langem, dass die amerikanische Notenbank die Zinsen in vielen Schritten deutlich gesenkt hat, um den Unternehmern das investieren und den Verbrauchern das konsumieren leichter zu machen. Das erklärt übrigens auch die momentane Dollarschwäche. Die Amerikaner vermissen aber ähnliche Zinssenkungsschritte zur Ankurbelung der Konjunktur in Europa. Eine Meinung, die vom Bundeskanzler geteilt wird: "Wir haben ... deutlich gemacht, dass es hier vielleicht auch noch Möglichkeiten gibt, wachstumsstimulierend zu wirken."

Wink mit dem Zaunpfahl

Ein deutliches Signal an die Europäische Zentralbank (EZB), die am Donnerstag (5.6.) zu ihrer Ratssitzung zusammenkommt, an der Zinsschraube zu drehen. In den USA, Europa und Japan machen deflationäre Tendenzen den Volkswirten zunehmend Sorgen - fallende Preise könnten zu weniger Konsum, weniger Investitionen und zu höherer Arbeitslosigkeit führen.

Der Internationale Währungsfonds IWF hatte vor dem Gipfel entsprechende Warnungen ausgegeben - sie waren aber offensichtlich kein Thema auf dem Gipfel. Hier ist man vielmehr erleichtert, dass der Irak-Krieg zu Ende ist, was viel Unsicherheit beseitigt hat. Hier freut man sich über niedrige Inflationsraten und fallende Ölpreise - das reicht den Gipfelteilnehmern aus, um auf eine deutliche Belebung der Weltwirtschaft in der zweiten Jahreshälfte zu hoffen.