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Kleine Stadt ganz groß

Jan D. Walter27. Mai 2014

Cuiabá ist mit Abstand die kleinste WM-Stadt, und sie hat im Verhältnis mit Abstand am meisten Geld investiert. Ob sich das lohnt, ist fraglich. Der Fußball reicht jedenfalls nicht.

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Cuiaba Luftaufnahme (Foto: Christophe Simon/AFP/Getty Images)
Bild: Christophe Simon/AFP/Getty Images

44.926 zahlende Zuschauer zählten die Veranstalter der Staats-Meisterschaft von Mato Grosso, dem Bundesstaat, dessen Hauptstadt Cuiaba ist. 44.926 Zuschauer in 78 Spielen, wohlgemerkt. Das sind genau 90 mehr, als in der Arena Pantanal Platz finden - bei einem Spiel, wohlgemerkt. Selbst der Titelverteidiger Cuiaba EC verkaufte nur 393 Eintrittskarten pro Saison-Spiel.

Die Verantwortlichen verteidigen ihre Entscheidung dennoch: "Die Arena ist ein tolles Projekt", erklärt Mauricio Guimarães von der zuständigen Planungsbehörde Secopa-MT, "sie wird auch für Konzerte, Versammlungen und andere Veranstaltungen genutzt werden. Sie wird ein Einkaufszentrum beinhalten mit Restaurants und Freizeiteinrichtungen."

Überflüssig zu sagen, dass viele brasilianische Steuerzahler das anders sehen. Denn der Bau verschlang 570 Millionen Real (ca. 190 Mio. Euro), also 1000 Real pro Einwohner von Cuiaba. Und das allein für die Spielstätte - so viel Geld pro Kopf fließt in den meisten Austragungsstädten nicht einmal in die gesamten WM-Vorbereitungen. Die Gesamtkosten liegen in Cuiaba sogar bei 3500 Real (rund 1100 Euro) pro Einwohner - mehr als doppelt so viel wie in allen anderen Gastgeberstädten.

Teure Straßenbahn

Zustande kommt dieser horrende Betrag maßgeblich durch den Bau zweier Straßenbahnlinien, die den Flughafen in der Nachbarstadt Várzea Grande mit dem Zentrum verbinden soll. Auch dieses Projekt ist Ziel teils harscher Kritik: weil es erst im Dezember fertig wird, weil es zahlreiche Enteignungen erforderte - und natürlich auch wegen der Kosten von einer halben Milliarde Euro.

Allerdings muss man den WM-Planern von Cuiaba zugute halten, dass sie ein wichtiges Versprechen gehalten haben: Keine andere WM-Stadt hat einen so großen Teil ihres Budgets auf ein urbanes Mobilitätsprojekt verwendet.

Weitwinkel-Innenansicht der Arena Pantanal, WM-Stadt Cuiaba, Brasilien (Foto: Getty Images)
Arena Panatanal: Ob diese Ränge jemals gefüllt werden?Bild: Getty Images

Zu wenig Betten

Eine gute Nachricht für die Hoteliers von Cuiaba machte Anfang Mai die Runde: Schon Anfang April seien 73 Prozent aller Hotelbetten für die WM-Zeit ausgebucht - nur Rio und Natal hatten eine höhere Auslastung, meldete der brasilianische Hotellerie-Verband FOHB. Die Hotelpreise seien dadurch zu den teuersten der ganzen WM geworden - teilweise kostete eine Buchung zur Begegnung Kolumbien-Elfenbeinküste im Tagesdurchschnitt mit 350 Euro 1,5-mal so viel wie eine durchschnittliche Übernachtung am Finaltag in Rio de Janeiro.

Was in der Meldung des Hotellerie-Verbandes nicht vorkam: Die Stadt verfügt über gerade einmal 15.000 Betten für angereiste Besucher. Selbst bei einer Auslastung von 100 Prozent müssten also rein rechnerisch fast 30.000 Einheimische ins Stadion kommen, um es zu füllen. Aber vielleicht reüssiert die Arena Pantanal ja als Football-Stadion: Seit der amtierende Meister Cuiaba Arsenal zu den nationalen Top-Mannschaften gehört, erfreut sich der Sport einer wachsenden Fangemeinde in der Stadt. Zuletzt zählte Arsenal immerhin 2000 Zuschauer pro Partie.