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Kleines Geld, große Ideen

26. Mai 2010

Klar wird Kultur in Deutschland gefördert. Entweder direkt über Museen oder durch öffentliche Finanzspritzen für einzelne Projekte. Seit 2009 gibt es auch gezielte Wirtschafsförderung für Kreative. Was kann das?

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Glühbirne Symbolbild Idee (Foto: DW)

Christian Rost ist einer der Berater des so genannten „Kompetenzzentrums Kultur und Kreativwirtschaft des Bundes“. Das gibt es seit Anfang des Jahres, aufgeteilt in verschiedene Regionalbüros, die potentielle kreative Existenzgründer beraten sollen, wie sie ihre Ideen so umsetzen können, dass man davon auch leben kann.

dw-world.de: Herr Rost, welche Frage brennt denn den meisten Kreativen unter den Nägeln, wenn Sie zu Ihnen kommen?

Christian Rost: Die meisten fragen nach Finanzierungsmöglichkeiten. In der Regel ist es so, dass Leute mit einer Idee kommen oder mit einem Projekt ohne überhaupt an so etwas wie einen Business-Plan gedacht zu haben. Wir schauen uns dann an, wie man aus der Idee ein ökonomisches Modell entwickeln kann und versuchen da zu helfen, wo andere vielleicht sagen: das ist eine spinnerte Idee.

Wem konnten Sie denn bereits helfen, den Traum in eine Existenz zu verwandeln?

Wir sind ja erst seit wenigen Monaten dabei, die meisten Existenzgründungen sind noch nicht abgeschlossen. Aber es gibt unter anderem ein interessantes Beispiel aus Leipzig. Dort hat sich eine Modedesignerin mit einer Grafikerin zusammengetan, die beiden wollen ein Café-Atelier eröffnen, mit Showroom für die Modedesignerin. Sie wussten gar nicht, welche Fördermöglichkeiten es gibt, da konnten wir gezielt weiterhelfen. Wir haben ihnen unter anderem ein Coaching vermittelt, in dem sie Grundlagen der Betriebwirtschaft gelernt haben.

Wie können Sie denn gezielt dabei helfen, eine Idee in ein funktionierendes Konzept zu verwandeln?

Viele Kreative kommen zum Beispiel zu uns und haben ganz viele Ideen, die sie in irgendeiner Weise zu Geld machen wollen. Sie denken, dass sie irgendwann mal wirtschaftlich erfolgreich sein werden, wenn sie die Ideen nur gut und ausdauernd vermarkten. Da haken wir frühzeitig ein und versuchen zu vermitteln, dass es zum Beispiel günstiger ist, eine gute Idee gut aufgestellt umzusetzen und zu verkaufen – anstatt tausend Ideen, die man immer wieder neu entwickeln muss, an den Mann zu bringen.

Wie soll das denn funktionieren?

Im Bereich Produktdesign ist es zum Beispiel meistens so, dass man verschiedene Entwürfe entwickelt und versucht an Kunden zu verkaufen. Wenn das dann nicht funktioniert, weil der Markt sehr eng ist, dann kann man so einen Entwurf auch mal selbst produzieren und dann verkaufen. Damit bewährt man sich dann sozusagen auch als Produzent, wenn man merkt, dass man mit dem Design allein nicht richtig vorankommt.

Insgesamt wird die so genannte Kreativwirtschaft ja inzwischen als Wirtschaftsfaktor ernster genommen. Werden die potentiellen kreativen Existenzgründer denn Ihrer Meinung nach jetzt auch ausreichend unterstützt?

Was unserer Meinung nach noch fehlt, ist ein ökonomisches Verständnis bei den Kreativen – wie agiere ich als Selbstständiger, als Freiberufler. Wenn man allerdings wirtschaftlich erfolgreich sein möchte, dann muss man sich auch dem ökonomischen Denken öffnen. Was wir da jetzt schon leisten können, ist, dass wir eine erste Orientierung geben und die Kreativen an Stellen vermitteln, die ihnen bei der Finanzierung und weiteren Fragen noch besser helfen können als wir. Was wir allerdings nicht leisten können, ist die Leute an die Hand nehmen und über mehrere Jahre begleiten. Dazu haben wir hier leider keine Kapazitäten. Ich denke, das wäre aber etwas, das man neben den vielen Fördermöglichkeiten, die es schon gibt, noch ausbauen sollte.

Kreative sind ja meist Einzelkämpfer – würde es nicht auch helfen, wenn man ihre Vernetzung untereinander fördert?

Auf jeden Fall und das machen wir auch schon. Wenn jemand aus Dresden mit einer Idee zu uns kommt und wir wissen, es gibt ein ähnliches Projekt in Erfurt, das schon gut funktioniert, dann stellen wir natürlich sofort den Kontakt her. Das kann eine klassische Wirtschaftsförderung vielleicht nicht leisten.

Das Gespräch führte: Sabine Oelze
Redaktion: Marlis Schaum