1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kleinste Großstadt Deutschlands

Cornelia Stenull

Die Stadt Erlangen wird das erste Mal 1002 in einer Urkunde erwähnt, damals war sie ein kleiner Ort. Mehr als 1000 Jahre später rühmt sich Erlangen, die kleinste Großstadt Deutschlands zu sein.

https://p.dw.com/p/2gdt
Die Orangerie in ErlangenBild: Illuscope

Spricht man heute von Erlangen (Bayern), ist damit häufig die Neustadt gemeint. Dort befinden sich die meisten Sehenswürdigkeiten, die einen Großteil der Geschichte Erlangens und dessen Blütezeit ab dem 17. Jahrhundert widerspiegeln. Der entscheidende Impuls zum Aufstieg der Stadt kam von ungeahnter Seite, nämlich aus Frankreich. Am 18. Oktober 1685 wurde vom Sonnenkönig Ludwig XIV. das Edikt von Nantes aufgehoben. Damit war der Tolerierung der reformierten Kirche in Frankreich ein Ende gesetzt und etwa 200.000 Gläubige mussten aus Frankreich fliehen. Markgraf Christian Ernst, der damalige Regent Erlangens, sowie zahlreiche seiner evangelischen deutschen Fürstenkollegen, entschlossen sich, einige der französischen Glaubensflüchtlinge, der so genannten Hugenotten, aufzunehmen.

Neuester Schrei der Architektur

Für Markgraf Christian Ernst war die Aufnahme der französischen Glaubensflüchtlinge allerdings nicht ganz uneigennützig. Er erhoffte sich einen wirtschaftlichen Aufschwung Erlangens, da die Hugenotten als handwerklich besonders geschickt und sehr fleißig galten. Zum Arbeiten mussten die Neuankömmlinge allerdings auch irgendwo untergebracht werden. So wurde südlich der Altstadt in den Jahren 1686/87 die Neustadt errichtet, die auch Hugenottenstadt genannt wird. Auf des Markgrafen Geheiß hin wurde sie als barocke Planstadt konzipiert, was zur damaligen Zeit als der neueste Schrei in der Architektur galt. Charakteristisch für so eine Planstadt ist eine kompakte, rechteckige Stadtanlage mit schachbrettartig angelegten Straßen und schnurgeraden Häuserfronten. Mit der Erbauung der Neustadt setzte sich Markgraf Christian Ernst aber auch ein persönliches Denkmal.

Bekannt für die Bierbraukunst

Die klare Ordnung ist auch besonders eindrucksvoll im so genannten Hugenottenbrunnen zu erkennen, der im Schlossgarten zwischen Orangerie und Schloss steht. Dieser Brunnen ist eines der bemerkenswertesten Denkmäler in Erlangen.

Ein anderes Gebiet, auf dem Erlangen einen überregionalen Ruf erlangt hat, ist die Bierbraukunst. In der Blütezeit der Erlanger Bierstadt um 1900 herum gab es um die 20 Brauereien. Sie hatten damals große Möglichkeiten, Bier in den weitläufigen Kellern am Burgberg zu lagern. Inzwischen wird das Bier in riesigen Kühlschränken aufbewahrt, aber die Kellersysteme können noch auf geführten Touren besichtigt werden.

Zwei weitere Größen prägen heute das Stadtbild Erlangens mit, zum einen die Firma Siemens, zum anderen die Universität mit ihren Vorlesungsgebäuden und Kliniken. Sie ist inzwischen die zweitgrößte Universität Bayerns mit rund 25.000 Studierenden. Aber auch für die Beine hat die fränkische Stadt einiges zu bieten. Denn Erlangen hat den Ruf, eine Fahrradstadt zu sein. Das liegt daran, dass das Fahrrad das beste Verkehrsmittel in der Stadt ist, weil man mit dem Auto ständig in den vielen engen Einbahnstraßen stecken bleibt. Zudem bietet Erlangen ein rund 180 Kilometer großes Radwegenetz, das zu manchen Touren einlädt, zum Beispiel der "fränkische Karpfenradweg". Das ist eine Radwegroute durch das schöne Frankenland, die immer wieder an Gaststätten vorbei führt, in denen dann der Radler den fränkischen Karpfen genießen kann.