1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Klimakatastrophen noch eher als gedacht?

23. November 2009

Oft ist die Rede von den Gefahren des Klimawandels. Wie akut die Lage ist, macht eine Studie von WWF und der Allianz-Versicherung nun deutlich: Noch in diesem Jahrhundert drohen weltweite Milliardenschäden.

https://p.dw.com/p/KdPQ
Dürre in Indien: Frau überquert in Ahmedabad ausgetrocknetes Flussbett des Sabarmati (Foto: dpa)
Von zunehmender Dürre wären laut Studie 70 Prozent der indischen Bevökerung betroffenBild: picture-alliance/ dpa

Zu diesem Ergebnis kommt die am Montag (23.11.2009) in München vorgestellte Studie. Demnach verlaufe der Klimawandel nicht langsam und stetig. Einzelne Phänomene könnten bereits vor dem Jahr 2050 einen kritischen Punkt überschreiten. Von da an seien sie unumkehrbar und könnten als Rückkoppelungen wirken, also die Erderwärmung noch zusätzlich verstärken.

"Kipp-Punkte" verändern die Welt - zum Negativen

Die Studie "Tipping Points" - zu Deutsch "Kipp-Punkte" - zeigt unmittelbar vor den Klimaverhandlungen in Kopenhagen die schwerwiegenden sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen in besonders betroffenen Regionen auf. Zu den so genannten "Kipp-Punkten" zählen das Abschmelzen der Polkappen, die Trockenheit in Kalifornien, die Veränderungen des Sommermonsuns in Indien und das Waldsterben am Amazonas.

Gefahr durch Überschwemmungen

Hochwasser in New Orleans nach dem Hurrikan Katrina (Foto: AP)
Flutkatastrophen wie nach dem Hurrikan Katrina in New Orleans könnten immer öfter vorkommenBild: AP

Das Schmelzen der Pole kann in den nächsten 40 Jahren zu einem Meeresspiegelanstieg von einem halben Meter führen. Stürme und Fluten hätten dann in den Küstenstädten verheerende Auswirkungen.

Küstenregionen sind stärker von diesen Folgen des Klimawandels betroffen, weil hier Stürme und Fluten gleichzeitig auftreten, wie der Hurrikan Katrina 2005 in New Orleans zeigte. Die Studie schätzt, dass im Großraum New York die Schäden eines Hurrikans der Stärke 4 von heute einer Billion US-Dollar auf über fünf Billionen US-Dollar im Jahr 2050 steigen werden.

Großteil des Amazonas-Regenwaldes wird verschwinden

Häufig auftretende Dürren und erhöhte globale Temperaturen könnten dazu führen, dass bis 2050 das Absterben von bis zu 70 Prozent des Amazonas Regenwaldes vorprogrammiert ist. In Folge würden in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts große Mengen Kohlenstoffdioxid freigesetzt, die die Klimaerwärmung nochmals beschleunigen. Bei einer Temperaturerhöhung von zwei Grad Celsius ist ein Verlust von rund 1,6 Millionen Quadratkilometer Regenwald zu erwarten.

In Indien würden Verschiebungen im Sommermonsun wie etwa die Verschiebung von Niederschlagsgebieten und -zeiten sowie das Abschmelzen der Gletscher im Himalaya zunehmend Dürren auslösen. Über 70 Prozent der Bevölkerung wären davon unmittelbar betroffen, weil ihre Existenz von der Landwirtschaft abhängt.

WWF fordert gemeinsame Anstrengungen

Logo der Klimakonferenz Kopenhagen
Mit Blick auf Kopenhagen fordert der WWF die Industrieländer zum Handeln auf

Nach Ansicht des WWF muss alles getan werden, um die Erderwärmung aufzuhalten. "Die prognostizierten katastrophalen Folgen der Kipp-Punkte betreffen viele Regionen. Eine gemeinsame weltweite Anstrengung aller Länder zur Bewältigung des Klimaproblems ist für alle ökonomisch und ökologisch von Vorteil", sagt Regine Günther, Leiterin der Klima- und Energiepolitik des WWF Deutschland. Die Industrieländer müssten dazu ihre CO2-Emissionen bis 2020 um 40 Prozent senken, erklärte der WWF mit Blick auf die UN-Klimakonferenz von Kopenhagen. Auch die USA müssten im Eigeninteresse ihre Treibhausgasemissionen massiv reduzieren.

"Kopenhagen muss ein Erfolg werden"

Bundesumweltminister Norbert Röttgen bei einer Rede im Bundestag (Foto: dpa)
Röttgen versichert eine einheitliche europäische Haltung in Kopenhagen(Archivbild)Bild: picture-alliance/ dpa

Am Montag kamen in Brüssel die europäischen Umweltminister ein letztes Mal vor der Klimakonferenz zusammen. Für Deutschlands neuen Umweltminister Norbert Röttgen war es das erste Ministerratstreffen mit seinen europäischen Amtskollegen. "Mit einer Stimme" werde Europa sprechen und seine "Vorreiterschaft" im Kampf gegen den Klimawandel in die Waagschale werfen, versichert der CDU-Mann im Gleichklang mit den anderen EU-Ministern. "Kopenhagen muss ein Erfolg werden".

Dass sich China und die USA - verantwortlich für gut 40 Prozent des globalen Treibhausgas-Ausstoßes - in Kopenhagen auf konkrete Zahlen festnageln lassen, bezweifelte man am Rande des Ministertreffens. Längst ist klar, dass sich die Staatengemeinschaft nicht auf einen rechtsverbindlichen Klimavertrag einigen wird. Angestrebt wird nun ein politisch bindendes Abkommen, das in den Folgemonaten mit Details gefüllt wird. Grund ist vor allem, dass US-Präsident Barack Obama sein Klimaschutzgesetz noch nicht durch den Senat gebracht hat.

Autorin: Patrizia Pullano (afp, ap, rtr, dpa, WWF)

Redaktion: Julia Elvers-Guyot