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Klimaschutz interessiert nicht

Karl Zawadzky5. Juni 2003

Trotz aller Bekenntnisse zum Klimaschutz stoßen die großen Industriestaaten wieder mehr klimaschädliche Treibhausgase aus. Mit dieser für das Weltklima bedrohlichen Entwicklung befassen sich jetzt 2500 Experten in Bonn.

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Wirkungsvollere Maßnahmen sind gefordertBild: Bundesumweltministerium
Müllverbrennungsanlage bei Krefeld
Bild: AP

Zwei Beispiele: Bei der Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas werden enorme Mengen Kohlendioxid in die Luft abgegeben. Durch Viehzucht und Reisanbau wird Methan produziert und freigesetzt. Wenn die Emissionen dieser so genannten Treibhausgase in demselben Maße wie bisher ansteigen, wird der Kohlendioxidanteil der Erdatmosphäre Ende dieses Jahrhunderts wahrscheinlich doppelt so hoch sein wie vor der Industrialisierung. Als Ergebnis einer solchen Entwicklung sagen Wissenschaftler eine globale Erwärmung um 1 bis 3,5 Grad Celsius in den nächsten 100 Jahren voraus. Der Meeresspiegel wird ansteigen und Inseln sowie tiefliegende Küstengebiete überfluten; Hungersnöte und andere Katastrophen werden zunehmen.

Kyoto-Konvention

Um diese Entwicklung abzuwehren, haben die Vereinten Nationen das Übereinkommen über Klimaänderungen - die Klimakonvention - verabschiedet. Mehr als 175 Staaten haben das Papier bislang ratifiziert und sich damit auf eine Verringerung der gefährlichen Treibhausgase verständigt. Auf Weltklimakonferenzen wird versucht den Umsetzungsprozess der Kyoto-Konvention von 1997 zu verstärken.

Derzeit finden in Bonn auf hochrangiger Experten- und Beamtenebene Beratungen über wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit sowie über die Durchführung der Klimakonvention statt. Die den Beratungen zu Grunde liegende Studie weist auf eine bedrohliche Entwicklung hin. Nach einer anfänglichen Reduzierung der Treibhausgase in Teilen der Welt droht jetzt weltweit ein erneuter Anstieg.

Gefährliche Entwicklung

Verantwortlich dafür ist die Nutzung fossiler Brennstoffe wie Öl und Kohle in fast allen Bereichen - im Verkehr und bei der Stromerzeugung ebenso wie in der Industrie und den privaten Haushalten. Diese Entwicklung wird nicht nur in den großen Industrieländern sowie in den Schwellenländern der Dritten Welt beobachtet. Mit der erfolgreichen Ankurbelung der Wirtschaft in den mittel- und osteuropäischen Ländern nimmt auch dort die Emission von Treibhausgasen zu. Die Leiterin des Klimasekretariats der Vereinten Nationen, Joke Waller-Hunter, sagt: "Das sollte ein Signal an die Mitglieder der Klimakonvention sein, dass die Dinge sich nicht in die richtige Richtung entwickeln. Das ist, wie ich sagen möchte, eine Frühwarnung."

Waller-Hunter weist auch darauf hin, dass die Emissionen in den Industriestaaten in den 90er Jahren um drei Prozent gefallen sind. Dies war vor allem das Ergebnis des Zusammenbruchs der Industrie in den ehemals kommunistischen Ländern Mittel- und Osteuropas sowie erfolgreicher Reduzierungen von Treibhausgasen auch in den hoch entwickelten Industrieländern.

Schutz des Erdklimas

In Deutschland kamen beide Entwicklungen zusammen. Mit dem Zusammenbruch der DDR kam die ostdeutsche Industrie zum Erliegen; in Westdeutschland wurde eine aktive Klimaschutzpolitik betrieben. Dadurch ging der Ausstoß an Treibhausgasen um mehr als 19 Prozent zurück. Dagegen ist der Ausstoß in den USA um 14 Prozent und in Japan um elf Prozent gestiegen. Nun droht weltweit ein dramatischer Anstieg.

UN-Leiterin Waller-Hunter fordert deswegen von den Industrie- und Schwellenländern eine wirkungsvollere und einfallsreichere Klimaschutzpolitik. Wie eine solche Strategie zum Schutz des Erdklimas aussehen und wie sie durchgesetzt werden soll, darüber beraten bis Freitag (13. Juni 2003) die Experten in Bonn.