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Klimawandel gefährdet Afrika besonders stark

Johannes Beck, z. Zt. Mailand11. Dezember 2003

Auf der Mailänder Klimakonferenz versuchen die afrikanischen Länder, ihre Stimme einzubringen. Obwohl selbst kaum am Klimawandel durch Umweltverschmutzung schuld, muss Afrika massiv unter den Veränderungen leiden.

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Nicht nur die Landwirtschaft ist bedrohtBild: AP

Mit der Trockenheit haben viele Menschen in den Ländern der Sahel-Zone zu leben gelernt. Die Mühen, die es bedeutet, kaum Wasser zu haben, sind hier seit Generationen selbstverständlich. Wenn die Vorhersagen der Klimaforscher zutreffen, dann werden sich in Zukunft noch weit mehr Menschen in Afrika mit Verhältnissen wie in der Sahel-Zone herumschlagen müssen. Besonders die Bevölkerung im südlichen Teil Afrikas werde unter Trickwassermangel durch zunehmende Trockenheit zu leiden haben, sagt Stephan Singer vom World Wide Fund for Nature (WWF). "Wir erwarten Trockenheiten, wie sie früher in Afrika noch nie vorgekommen sind und davon wird besonders die Landwirtschaft betroffen sein."

Korallen sind nur der Anfang

Korallenriff
Bild: AP

Nicht nur auf dem Festland, auch auf den afrikanischen Inseln hat der Klimawandel schwere Folgen, sagt Sateeaved Seebaluck, Staatssekretär im mauritianischen Umweltministerium: "Mauritius ist ein Land, das von Korallen-Riffen umgeben wird. Diese werden aber durch die Wellen, die über ihnen zusammenbrechen und durch die steigenden Wassertemperaturen beschädigt." Zudem gäbe es ein großes Erosionsproblem in Mauritius. Die Strände werden weggespült und damit einer der Hauptgründe, weshalb so viele Touristen auf die Insel kommen.

Das Umweltproblem wird so zu einer Gefahr für einen bedeutenden Wirtschaftszweig. Deshalb hat sich Mauritius mit anderen kleinen Inselstaaten aus dem Indischen Ozean, dem Pazifik und dem Atlantik zur Gruppe AOSIS (Alliance of Small Island States) zusammengeschlossen, um auf den Klimaverhandlungen eine stärkere Stimme zu haben. Bisher allerdings mit wenig Erfolg. "Was den Klimawandel und die Klimaverhandlungen angeht, ist Afrika in der selben Rolle wie in vielen anderen Situationen - sei es Malaria, sei es Aids, sei es die Wasserversorgung - es ist leider der verlorene und vergessene Kontinent."

Malaria-Mücke
Malaria-MückeBild: AP

Doch der Klimawandel endet nicht mit Trockenheit, Erosion und Korallenbleiche. Er wird auch Krankheiten wie Malaria verschlimmern. Denn wenn die Temperaturen steigen, kann der Erreger, die Anopheles-Mücke, in neue Regionen vorstoßen. Beispielsweise taucht die Krankheit inzwischen in Uganda in kühlen Hochlagen auf, in denen Malaria früher nicht bekannt war. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass bereits heute jährlich mehrere zehntausend Menschen an den gesundheitlichen Folgen des Klimawandels sterben.

Globaler Ausgleich ist nötig

Dass ausgerechnet Afrika besonders unter dem Klimawandel leidet, hält Stephan Singer für ungerecht. "Die Afrikaner sind, was die Emissionen, was den Beitrag zur Klimaverschmutzung angeht, unbedeutend." Nur Südafrika als großes Kohleland kommt auf nennenswerte Emissionen von Treibhausgasen. Alle afrikanischen Länder zusammen tragen weniger zum Klimawandel bei als Deutschland alleine. Ganz Afrika emittiert gerade einmal ein Achtel der Treibhausgasmenge der USA.

Immerhin haben die Industrieländer auf dieser und auf vergangenen Klimakonferenzen zugesichert, den armen Staaten bei der Anpassung an die Folgen des Treibhauseffektes mit speziellen Fonds, so genannten Adaptation Funds, zu helfen. Doch auch das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, meint Singer: "400 Millionen der Europäischen Union und anderer Länder in einen Adaptation Fund reinzustopfen, ist viel zu wenig. Und davon wird nicht mal alles nach Afrika gehen." Es gebe eine generelle Verantwortung Afrika zu helfen, sich dem Klimawandel
anzupassen.