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Klinsmann will Teamchef-Rolle

24. Juli 2004

Jürgen Klinsmann will bei einer angedachten Dreier-Lösung für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft die Rolle des Teamchefs übernehmen. Doch ganz alleine möchte er die Verantwortung nicht übernehmen.

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Der ehemalige Fußball-Europa- und Weltmeister ist gut gelauntBild: AP


Gerne würde Jürgen Klinsmann die deutsche Fußball-Nationalmannschaft übernehmen. "Wenn wir zu Potte kommen, dann auf dieser Basis. Ich will eine federführende Rolle spielen. Jetzt geht es ans Eingemachte", sagte der ehemalige Welt- und Europameister am Samstag (24.7.2004) bei einer Pressekonferenz kurz nach seiner Landung auf dem Frankfurter Flughafen.

Mit einer Entscheidung bereits an diesem Wochenende rechnet der 108-malige Nationalspieler und neue Hoffnungsträger des deutschen Fußballs aber nicht. "Ich war überrascht, als ich hörte, dass Stimmen laut geworden sind, wir würden am Wochenende den Deckel drauf machen. Das geht nicht", unterstrich er.

Klinsmann nur im Dreier-Pack

Der aus Los Angeles angereiste Klinsmann, der vor vier Jahren im Schnellverfahren den Trainerschein gemacht hatte, betonte zugleich, dass er dieses Amt nur in Verbindung mit einem sehr erfahrenen Trainer ausüben werde. Damit könne er seine mangelnde Erfahrung ausgleichen. Verschiedene Bundesliga-Trainer und -Manager hatten dies bereits scharf kritisiert.

Als erster Anwärter auf den Posten des "sehr erfahrenen Trainers" gilt Holger Osieck, der bereits Franz Beckenbauer beim WM-Titel mit Klinsmann 1990 assistierte. Für den Posten des Team-Managers wird Ex-Nationalspieler Oliver Bierhoff gehandelt. Laut Zeitungsmeldungen vom Samstag würde dieses Triumvirat, das die deutschen Elite-Kicker bei der WM in zwei Jahren im eigenen Land zum Erfolg führen soll, den Deutschen Fußball-Bund (DFB) zehn Millionen Euro kosten. So müsste der Verband für das Engagement des 39-jährigen Klinsmann fünf Millionen berappen, für Bierhoff drei Millionen und für Osieck zwei Millionen Euro.


Völler noch nicht aus dem Spiel

Die Personalfragen spielten eine wichtige Rolle, sagte Klinsmann. "Es kann aber erst passen, wenn wir uns alle ausführlich unterhalten haben." Im Falle einer wahrscheinlichen Einigung mit dem DFB will Klinsmann auch auf die Unterstützung von Rudi Völler, der ebenfalls

ohne Trainer-Erfahrung das Amt vor vier Jahren angetreten und nach dem Vorrunden-Aus bei der EM vor vier Wochen vorzeitig niedergelegt hatte, nicht verzichten. "Er hat die Mannschaft aus dem Eff-Eff aufgebaut und bombastische Arbeit geleistet. Wenn es zu Stande kommt, wird er ein ganz wichtiger Ansprechpartner für mich sein. Es ist eine Selbstverständlichkeit, ihn zu fragen."

Seine Frau und seine beiden Kinder werden laut Klinsmann vorerst in Kalifornien bleiben. "Und ich würde so oft wie möglich hier in Deutschland sein", meinte er. Seine bisherigen drei Jobs werde er im Falle einer Einigung, die Mitte bis Ende nächster Woche erwartet wird, dann herunterschrauben.

Klinsmann tanzt auf mehreren Hochzeiten

So ist Klinsmann Berater der Los Angeles Galaxy in der amerikanischen Fußball-Liga. Des weiteren betreut er ein Kinderhilfswerk mit rund 50 Angestellten und arbeitet in einer Sportmarketing-Agentur mit. "Es ist nicht so, dass mir langweilig ist. Ein ABM-Grund ist das nicht", entgegnete Klinsmann Schalke-Manager Rudi Assauer, der eine mögliche Verpflichtung Klinsmanns als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme bezeichnet hatte.

Noch einmal unterstrich der Schwabe, der in sechs Tagen seinen 40. Geburtstag feiert, dass sich der DFB öffnen müsse und von allen Seiten lernen könne. "Wichtig ist, dass der DFB eine Dynamik entwickelt. Wir müssen uns in der Welt umschauen", forderte er. Mehrere Fach-Trainer zur Betreuung der Auswahl nach amerikanischem Vorbild hatte Klinsmann bereits als Lösungsweg ins Gespräch gebracht. Auch er selbst sehe sich immer "als ein Schüler, der weiter lernen will". (ali)