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Klone im Reagenzglas

Christiane Hoffmann13. Februar 2004

Südkoreanische Wissenschaftler haben zum ersten Mal menschliche Embryonen geklont. Ihre deutschen Kollegen warnen vor einer Überbewertung dieses Klonversuchs.

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30 Embryonen haben Südkoreaner im Reagenzglas gezüchtetBild: AP

"Die Ergebnisse erscheinen seriöser, als die, die es bisher gab", sagt Gerd Kempermann, Stammzellenforscher am Max-Delbrück-Forschungszentrum in Berlin. "Von einem Durchbruch zu sprechen, ist aber viel zu früh." Sein Kollege Detlev Ganten, Molekularmediziner und Mitglied des deutschen Nationalen Ethik-Rates, wertete den Versuch als "wichtiges Ergebnis wissenschaftlicher Arbeit." Das Experiment ziele auf Heilungsmöglichkeiten für Krankheiten ab, nicht aber darauf, Babys zu klonen.

Bei dem Experiment der Südkoreaner geht es um therapeutisches Klonen. Dafür werden Stammzellen genutzt, um irgendwann funktionsunfähige Zellen beim Menschen ersetzen zu können. Eine Hoffnung zum Beispiel für Diabetiker, bei denen die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse nicht funktionieren.

Embryos im Reagenzglas

Geklonte Embryonen in Südkorea
Mikroskopische Aufnahme von acht geklonten EmbyonenBild: AP

Die südkoreanischen Forscher hatten 16 Frauen 242 Eizellen und Eierstockzellen entnommen. Sie setzten Erbmaterial der weiblichen Eizelle in zuvor entkernte andere Eizellen ein. Daraus züchteten sie im Reagenzglas 30 Embryonen bis zu einem frühen Zellstadium. Aus einer dieser Eizellen gewannen die Forscher eine Stammzelllinie. Diese Stammzellen enthalten dieselben Erbinformationen wie die Eizellen der Spenderin.

"Das Experiment ist vor allem von der technischen Seite interessant", so Kempermann. Es zeige, dass das Herstellen von Klonen zumindest technisch möglich wäre. Allerdings wisse man nicht, ob sich die Embryonen im Mutterleib auch entwickeln würden.

"Weltweites Klonverbot nötig"

Und das, so die Meinung der meisten Wissenschaftler, soll auch in Zukunft nicht ausprobiert werden dürfen. Daher fordert der Mannheimer Medizinrechtler Jochen Taupitz im Gespräch mit DW-WORLD ein schnelles weltweites Verbot des reproduktiven Klonens, also das Klonen mit dem Ziel, menschliches Leben zu erhalten.

Bisher sei ein Verbot nicht gelungen, weil einige Länder, darunter auch Deutschland, eine "Alles-oder-Nichts-Strategie" verfolgt hätten. "Das hat zu nichts geführt. Sie wollten sowohl reproduktives als auch therapeutisches Klonen verbieten. Damit ist es bei der UNO im vergangenen Jahr nicht mal zu einem Verbot des reproduktiven Klonens gekommen", so Taupitz.

Gesetzeslage in Deutschland reicht derzeit aus

In Deutschland ist Grundlagenforschung für therapeutisches Klonen nur in einem engen Rahmen möglich. Medizinrechtler Taupitz hat keine Angst, dass deutsche Forscher damit von der internationalen Entwicklung abgehängt werden. "In Deutschland haben Forscher genügend Möglichkeiten, Grundlagenforschung zu betreiben. Doch wenn es irgendwann um die praktische Anwendung geht, müsste man wahrscheinlich umdenken, damit Deutschland nicht ins Hintertreffen gerät." Doch ob und wann es dazu kommt, ist derzeit nicht vorauszusagen. "Das wird noch sehr lange dauern", so der Medizinrechtler.