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Klonfleisch auf dem Weg auf Europas Teller

22. Juni 2009

Der Verkauf von Klonfleisch in der EU ist ein Stück näher gerückt. Die Agrarminister sprachen sich dafür aus, solches Fleisch unter strengen Auflagen zuzulassen. Die Zahl der Kritiker ist groß.

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Rinder auf dem Viehmarkt im niedersaechsischen Brockum (Foto: AP)
Klonfleisch vom Rind: Bald auf Europas Tellern?Bild: AP

Die EU-Landwirtschaftsminister einigten sich bei einem Treffen am Montag (22.06.2009) in Luxemburg darauf, ein Zulassungsverfahren für das Fleisch von Nachkommen geklonter Tiere einzuführen. Jedes Produkt soll demnach von der EU-Lebensmittelbehörde EFSA genau geprüft werden, bevor es auf den Markt kommt.

"Provokation für das Europaparlament"

Bislang kann solches Fleisch ganz ohne Kontrolle vermarktet werden. Die EFSA hatte allerdings bereits im vergangenen Jahr erklärt, das Fleisch von geklonten Tieren und deren Nachkommen sei gesundheitlich unbedenklich. Mehrere EU-Abgeordnete aus verschiedenen Fraktionen kritisierten daher den von den Ministern gefundenen Kompromiss als reine Augenwischerei und kündigten Widerstand gegen das Zulassungsverfahren an. "Klonfleisch darf nicht auf den Tellern europäischer Verbraucher landen", erklärte der CSU-Abgeordnete Markus Ferber. Der Grünen-Parlamentarier Martin Häusling sprach von einer "Provokation für das Europäische Parlament". Der CDU-Abgeordnete Peter Liese sagte, Klonen sei Tierquälerei. Das Europaparlament hatte sich bereits im März grundsätzlich gegen Klon-Lebensmittel ausgesprochen.

Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch erklärte, entscheidend sei die Wahlfreiheit der Kunden. Daher müsse es eine klare Kennzeichnung geben. "Wo Klon-Fleisch drin ist, muss auch Klon-Fleisch drauf stehen", hieß es bei Foodwatch. Und Bauernpräsident Gerd Sonnleitner meinte, Europa brauche kein Klonfleisch, sondern ein Rettungsprogramm für die Bauern.

Auch Ministerin Aigner mit Bedenken

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (Foto: AP)
Auch sie ist skeptisch: Landwirtschaftsministerin AignerBild: AP

Auch Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CDU) betonte in Luxemburg, sie sehe in dem auf die Prüfung möglicher Gesundheitsrisiken beschränkten Zulassungsverfahren nur eine Übergangslösung. Generell betrachte sie den Einsatz des Klonens in der Lebensmittelproduktion äußerst kritisch. Gemeinsam mit 23 ihrer 26 Kollegen appellierte sie an die EU-Kommission, auf die ethischen Bedenken gegen die umstrittenen Fleischprodukte einzugehen. Nur Großbritannien, Ungarn und Griechenland wollten diese Forderung nicht mittragen.

Klon-Fleisch im engeren Sinne, also von Tieren, die eine genetische Kopie eines Artgenossen sind, kommt in der Praxis ohnehin nicht auf den Tisch. Klonen zur Fleischproduktion ist nämlich wirtschaftlich unrentabel: "Ein geklontes Tier würde zur Zeit das 50-fache eines nicht geklonten Tieres kosten", sagte Agrarstaatssekretär Gert Lindemann.

Deswegen ist das Thema für die Lebenmittelindustrie auch nur mit Blick auf die Nackommen geklonter Tiere interessant. So kann das Klonen eines erfolgreichen Zuchtbullen duchaus lukrativ sein. Denn dessen auf natürliche Art gezeugter Nachwuchs wird bislang noch wie ganz normales Schlachtvieh behandelt. Ob sich daran durch die geplanten Kontrollen etwas Wesentliches ändert, bleibt abzuwarten. (sti/je/dpa/afp/epd)