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Klose will es noch einmal wissen

Joscha Weber23. Mai 2014

Im Schatten der Verletzungsmisere macht ein Leistungsträger Fortschritte: Miroslav Klose arbeitet sich zurück zu alter Form - und gibt sich als Optimist. Das Verletzungspech liege hinter ihm und ein Rekord vor ihm.

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Miroslav Klose im DFB-Trainingslager in Südtirol (Foto: Joscha Weber/DW)
Bild: DW/J. Weber

DFB-Elf übt für die WM

Dunkle Wolken hängen über dem Passeiertal. Tief und bedrohlich kleben sie an den Berghängen, haben die 3000-Einwohner-Gemeinde St. Martin eingekreist. Regen liegt in der Luft, Sonnenlicht ist nicht zu sehen. Zum düsteren Wetter passt auch die Stimmung an diesem Morgen in Südtirol: Mit Lars Bender muss die deutsche Nationalmannschaft den nächsten verletzungsbedingten Ausfall beklagen. Manuel Neuer und Philipp Lahm fehlen auch in dieser Trainingseinheit, stoßen erst am Freitagabend zum Team. Bastian Schweinsteiger kann wieder nicht am Mannschaftstraining teilnehmen. Inmitten dieser trüben Stimmung lächelt Miroslav Klose, als er den Trainingsplatz betritt.

Fast wirkt es etwas unpassend angesichts der schwierigen Situation im DFB-Team. Aber Klose hat sichtlich Spaß, scherzt mit Kollegen, freut sich einfach, hier zu sein. "Mir persönlich geht es sehr gut, ich bin auf einem sehr guten Weg", wird er später auf der Pressekonferenz sagen. Und das glaubt man ihm. Dynamisch und antrittsschnell absolviert er die Sprints auf dem Rasen, zieht dabei einen mit Gewichten beladenen Schlitten hinter sich her. Ein Bild wie ein Symbol. Nichts scheint Klose bremsen zu können, keine Verletzungen, keine Rückschläge. Miroslav Klose läuft einfach weiter, und dass immer noch ziemlich schnell.

Zwei Tore fehlen ihm noch

Mit seinen 35 Jahren hofft Klose nach überstandener Oberschenkel-Verletzung auf seinen wer weiß wievielten Frühling. Schließlich hat er noch ein großes Ziel: Bei seiner vierten und ziemlich sicher letzten Weltmeisterschaft will Klose den Rekord von Brasiliens Fußballlegende Ronaldo knacken. 15 WM-Tore schoss Ronaldo in seiner Karriere, Klose kommt bislang auf 14. "Mit einem Tor gleiche ich aus, ich brauche zwei, um vorne zu sein", rechnet Klose vor, "aber nicht nur das treibt mich an. Das Allerwichtigste ist für mich die Mannschaft. Die Mannschaft steht immer an oberster Stelle. Wenn die Mannschaft gut spielt, habe ich auch die Möglichkeit Tore zu schießen. Wer mich kennt, weiß, dass das (der Torrekord, Anm. d. Red.) auch ein Ziel ist für mich."

Miroslav Klose (l.) trifft gegen Argentiniens Keeper Sergio Romero bei der WM 2010 (Foto: Getty Images)
Nur eines seiner 14 WM-Tore: Miroslav Klose (l.) trifft gegen Argentiniens Keeper Sergio Romero bei der WM 2010Bild: CHRISTOPHE SIMON/AFP/Getty Images

Fokussiert und klar wirkt Klose dieser Tage im Trainingslager. Er weiß, was auf ihn zukommt. Er kann auf die Erfahrung von 131 Länderspielen (68 Tore, 20 Torvorlagen) zurückblicken. Als einziger echter Stürmer lastet viel Verantwortung auf seinen Schultern. Auch wenn er betont, dass sich durch die Verletzungen wichtiger Führungsspieler wie Lahm, Neuer und Khedira nichts an seiner Rolle im Team geändert habe. Dennoch ist Klose längst mehr als nur ein Spieler im DFB-Team. "Ich habe die Einstellung, dass ich gerne vorlebe und den jungen Spielern helfe." Joachim Löw schätzt diese Einstellung sehr.

"Ich gehe davon aus, dass ich spiele"

Eine klare Haltung hat Miroslav Klose auch zur Situation im Gastgeberland. Dass viele Brasilianer die WM mittlerweile kritisch sehen und gegen die Schattenseiten des Fußballfestes demonstrieren, gehe nicht an ihm vorbei. "Natürlich bekommen wir das mit. Das ist traurig. Aber wenn man erst mal vor Ort ist und sich ein Bild machen kann, werden wir sehen, wie es ist. Ich hoffe natürlich, dass alles ruhig über die Bühne gehen wird", erklärte Klose, der auf ein wechselhaftes Fußballjahr zurückblickt.

Die Saison bei Lazio Rom lief aufgrund von Rückenbeschwerden und einem Muskelfaserriss alles andere als gut für ihn. Nur sieben Saisontore in der Serie A sind für seine Ansprüche nicht genug. Dennoch bleibt Klose mit Blick auf die WM Optimist. "Ich kann mich in allen Trainingseinheiten nur anbieten. Ich muss noch etwas extra machen. Ich gehe aber davon aus, dass ich beim Turnier bei 100 Prozent bin und natürlich auch, dass ich spiele." Auch wenn die Verletzungen in den letzten Jahren etwas zahlreicher geworden sind, das Selbstbewusstsein von Miroslav Klose ist intakt.