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Aufholjagd

15. September 2010

Erstmals hat die Allianz-Gruppe einen Report über den Wohlstand in der Welt veröffentlicht. Der zeigt: In der Krise hat vor allem der Wohlstand in den Industrieländern gelitten, die armen Länder holen auf.

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Eine Frau geht durch die Goethestrasse in Frankfurt am Main, vorbei an Geschaeften mit hochpreisigem Warenangebot (Foto: AP)
Menschen in den Industrieländern hat die Krise am stärksten getroffenBild: AP

Wer Lebensversicherungen und andere langfristige Kapitalanlagen verkaufen will, hat ein natürliches Interesse daran, herauszufinden, wo denn die Kunden von morgen sitzen. Deshalb haben die Volkswirte der Allianz-Gruppe, Europas größtem Versicherer, die Einkommen und Geldvermögen in 50 Ländern seit dem Jahr 2000 untersucht und nun erstmals in einem Weltvermögensbericht vorgestellt. Wohlgemerkt: Das ist keine Liste der 100 reichsten Menschen der Welt, sondern eine Betrachtung der Durchschnitte, der Einkommen und Geldvermögen pro Kopf.

Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz Group (Foto: dpa)
Allianz-Volkswirt Michael HeiseBild: picture-alliance/ dpa/dpaweb

Und die hat Erstaunliches hervorgebracht, sagt Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise: "Die Folgen der Finanzkrise sind noch nicht überstanden. Das globale Geldvermögen ist Ende 2009 nach wie vor niedriger als vor der Finanzkrise." Die Menschen in den Industrieländern hätten im vergangenen Jahrzehnt unter den Folgen der Dot.Com-Krise und dann der globalen Finanzkrise besonders viele Federn gelassen - was auch damit zusammenhängt, dass hier viel mehr Geld in Aktien und andere riskante Wertpapiere investiert worden ist als anderswo.

Verlierer USA, Griechenland und Spanien

So zählen zu den größten Verlieren der Finanzkrise: die USA, Griechenland und Spanien. Das wiederum hat Folgen für die weniger entwickelten Länder: Die Kluft zwischen Reich und Arm ist kleiner geworden, sagt Heise: "Der Konvergenzprozess hat sich beschleunigt, die Geldvermögen in den Emerging Markets sind schneller gestiegen als in den Industrieländern. Wenn man so will, hat sich die Relation zwischen Arm und Reich im Zuge der Finanzkrise zu Lasten der reicheren Länder vermindert, aber absolut gesehen ist der Unterschied natürlich noch sehr groß." Zu Beginn dieses Jahrzehnts war das Geldvermögen in den reichen Ländern noch 135 mal so hoch wie in den armen Ländern - inzwischen hat sich dieser Wert auf 45 verringert.

"In den Emerging Markets wächst eine globale Mittelschicht heran", stellt Weise fest. Die sei inzwischen auf über 560 Millionen Menschen angewachsen. "Und von den 560 Millionen Menschen sind inzwischen die Hälfte nicht mehr in den reichen Ländern, sondern in den Emerging Markets beheimatet." Und das bedeutet: In den Schwellenländern wächst für die Allianz-Versicherung eine potentielle Kundschaft heran. Voraussetzung ist allerdings, dass es endlich mal aufhört mit der weltweiten Finanzkrise. Denn in Krisenzeiten denken die Menschen eher nicht an die Altersvorsorge, sondern sie halten ihr Geld lieber flüssig: "Im Zuge der Finanzkrise ist die Risiko-Aversion der Anleger weltweit gestiegen. Es ist eine große Präferenz für liquide Anlageformen zu sehen, die Motive der Altersvorsorge scheinen dagegen in der Krise nicht an Bedeutung gewonnen zu haben", so der Allianz-Volkswirt.

Schwellenländer holen auf

Das Logo des Versicherungskonzerns Allianz auf dem Dach der Firmenzentrale in Unterföhring bei München (Foto: dpa)
Allianz-Wohlstandsreport: Schweiz an der SpitzeBild: dpa

In der Rangliste der reichsten Länder, gemessen am Pro-Kopf-Vermögen, finden sich die üblichen Verdächtigen: Die Schweiz führt mit großem Abstand, gefolgt von den USA, Dänemark, den Niederlanden und Japan. Deutschland rangiert hier übrigens auf dem 16. Platz. "Durchschnittlich ist das Pro-Kopf-Vermögen in der Welt pro Jahr in den letzten zehn Jahren um 2,8 Prozent gewachsen. Das ist weniger als die Inflation in dieser Zeit. Die lag nämlich weltweit gesehen etwa bei 3,4 Prozent. Real sind also die Pro-Kopf-Vermögen im Durchschnitt eher gesunken." Doch in vielen Wachstumsregionen und Schwellenländern war eher das Gegenteil der Fall. So sind die Pro-Kopf-Geldvermögen zum Beispiel in Lateinamerika in den vergangenen zehn Jahren um rund 13 Prozent und in Osteuropa sogar um 17 Prozent pro Jahr gestiegen.

Autor: Rolf Wenkel

Redaktion: Monika Lohmüller