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Uranstaub als Pestizid

Andrea Schmidt9. November 2012

In Tansania versuchen Landwirte, mit Uranstaub Getreide und Feldfrüchte haltbar zu machen. Mit Ute Koczy, Entwicklungspolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, sprach die DW über die Auswirkungen.

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Ute Koczy, Entwicklungspolitische Sprecherin Bündnis 90/Die Grünen, spricht vor Publikum. (Foto: Stephan Röhl/Heinrich-Böll-Stiftung)
Bild: Stephan Röhl/Heimrich-Böll-Stiftung

Deutsche Welle: Tansanische Nichtregierungsorganisationen haben davon berichtet, dass Landwirte in Tansania Uranstaub zur Konservierung von Getreide und Feldfrüchten einsetzen. Als Sie davon erfuhren, haben Sie einen offenen Brief an die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) geschrieben, an den Präsidenten und den Premierminister von Tansania. Welche Forderungen haben Sie in dem Brief an die IAEO und an die tansanische Regierung geäußert?

Ute Koczy: Erst einmal möchte ich eine Aufklärung und Informationen. Es scheint mir doch ein sehr dubioses Verhalten zu sein, wenn wir hören dass Landwirte jetzt damit beginnen, ihre Produkte mit radioaktivem Staub haltbar zu machen. Wir gehen dem nach und fragen erst einmal, was da eigentlich läuft in Tansania. Wer ist verantwortlich dafür? Wo sind die Hintergründe für ein solches Vorgehen? Wer bewirbt das? Und wer agiert in diesem Themenfeld? Wir sehen die großen Notwendigkeiten, dass der Staat und die unterschiedlichen Organisationen, die damit befasst sind, umfassend ihre Bevölkerung darüber aufklären, dass man das tunlichst zu unterlassen hat.

Wie gefährlich ist die Nutzung des Uranstaubs für Mensch und Umwelt?

Da muss man auf die Dosis schauen. Ist es tatsächlich so, dass man Uranstaub über die Produkte legt, oder wie funktioniert das genau? Diese Dinge sind überhaupt nicht aufgeklärt. Ich halte es aber für extrem gefährlich, dass man überhaupt mit Uranstaub in Kontakt tritt, weil man keine Daten und Zahlen darüber hat, welche Stärke von Radioaktivität für Menschen gefährlich ist. Es gibt unterschiedliche Berichte, die darauf hinauslaufen, dass schon die geringsten Mengen gesundheitliche Schäden nach sich ziehen. Deswegen hoffe ich eigentlich, dass man ein totales Untersagen, ein Verbot dieser Praxis in Tansania umsetzen kann, weil es eben nicht genau klar ist, welche Gefahren damit hervorgerufen werden. Aber dass es gefährlich ist, steht eigentlich fest.

Welche Mengen Uranstaub sind im Umlauf und weiß man, woher der Uranstaub kommt?

Dazu weiß man wenig Konkretes. Wir haben nur davon gehört. Nichtregierungsorganisationen haben Alarm geschlagen. Die tansanische Atomenergiebehörde hat diese Berichte allerdings bestätigt und ist bereits aktiv dabei, diese Vorfälle aufzuklären, und will die Bevölkerung vor den Gefahren schützen. Ich hoffe, dass dies zügig und schnell passiert.

Ist die Region, in der Uranstaub verwendet wurde, nun kontaminiert? Wie kann der Boden saniert werden?

Man muss nun erst einmal gucken, was tatsächlich stattgefunden hat und darf jetzt auch nicht in Panik verfallen. Man muss jetzt genau prüfen, an welchen Orten es stattgefunden hat, wer das Ganze säubert und wer aufräumt. Tendenziell muss man sagen, wenn Gemüse jetzt radioaktiv bestäubt worden ist, dann hat nicht nur derjenige Probleme, der das getan hat, sondern auch derjenige, der es anfasst und der es isst. Das kann natürlich weitere Kreise gezogen haben, und da muss man umfassend aufklären und sofort alles tun, damit die Bevölkerung die Finger davon lässt und die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen durchführt. Also waschen, sich prüfen lassen, messen ob man radioaktiv verseucht ist oder nicht. Das muss man dann zielgerichtet, sofort und unverzüglich durchführen.

Welche Aufgabe hat dabei die Internationale Atomenergieorganisation in Wien?

Zunächst einmal muss sie darüber Bescheid wissen, dass so etwas vorkommt. Häufig ist es so, dass ein Vernachlässigen der Informations- und Aufklärungspolitik in den Ländern selber eine unverantwortliche Praxis ist. Dann muss sie natürlich darauf achten, dass die tansanische Atomenergiebehörde auch darauf hingewiesen wird, dass es auch international erwünscht ist, dass dort sofort gehandelt wird. Und dann können sie natürlich auch selbst Prüfungen veranlassen und gucken, was dort eigentlich vor Ort passiert. Insgesamt finde ich, dass das Ziel, in Tansania überhaupt Uran zu fördern, vor dem Hintergrund einer ungeklärten Aufklärungs- und Informationspolitik ein politischer Fehler ist.

Ute Koczy ist Mitglied des Deutschen Bundestages und Entwicklungspolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.