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Kodex für Großplantagen

Monika Hoegen11. September 2004

Mit dem "Common Code for the Coffee Community" will die Kaffeebranche sozial- und umweltverträgliche Standards setzen. Der Kodex wurde kürzlich in Hamburg vorgestellt. Aber viele NGOs zweifeln an seinem Erfolg.

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Bittere Bohne: Zwischen Plantage und Frühstückstisch liegen WeltenBild: Bilderbox

Unsoziale und ungesunde Arbeitsbedingungen, schlechte Entlohnung und viel zu lange Arbeitszeiten - die Situation der Arbeiter auf den großen Kaffeeplantagen, etwa in Brasilien, Kolumbien oder Indonesien, ist miserabel. Schuld ist auch der weltweite Preiskampf auf dem Kaffeemarkt.

Deshalb hat die Kaffeee-Industrie jetzt gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) ein Projekt vorgestellt, das anteilig von der deutschen Bundesregierung und der Kaffeeindustrie finanziert wird. Das Ziel: Entwicklung von Standards bei der Produktion, der Aufbereitung und dem Handel von Rohkaffee.

Bessere Arbeitsbedingungen und Umweltauflagen

Der so entstandene Kriterienkatalog "Common Code for the Coffee Community" orientiert sich an UN-Standards und den Konvention der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). In verschiedenen Kategorien listet er die angestrebten Standards auf, wie beispielsweise Mindestlöhne für Saisonarbeiter, die Einführung von Arbeitsverträgen und geregelten Arbeitszeiten. Auch Umweltschutzvorgaben wie Restriktionen für den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln sollen Kaffeeproduzenten künftig beachten.

Viele Partner

TransFair-Kaffee aus Magdeburger Rösterei
«TransFair»-Siegel in Magdeburger Kaffee-RöstereiBild: dpa

Dem Projekt haben sich alle wichtigen Röster wie Tchibo, Kraft oder Nestlé angeschlossen - ebenso 80 Prozent der großen Kaffee-Anbieter aus Brasilien, Indonesien und Kolumbien. Eine gute Idee, befanden auch NGOs, wie Oxfam oder FIAN und internationale Gewerkschaften. Sie alle haben sich mit der Kaffeeindustrie an einen Tisch gesetzt.

Viele Kritiker

Tchibo-Filiale
Filiale des Kaffee- und Handelskonzerns TchiboBild: dpa

Andere NGOs kritisieren den Kodex: Greenpeace etwa hat seine Mitarbeit aufgekündigt, da die Kaffeekonzerne nicht auf Patente für Kaffeepflanzen und Gentechnik verzichten wollten. Auch TransFair, eine deutsche NGO für fairen Handel, hat sich nicht am Projekt beteiligt. Der Geschäftsführer von TransFair, Dieter Overath, sagt: "Unser Ziel ist die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Kaffeeproduzenten, und zwar über einen erhöhten Preis oder einen Preisaufschlag. Wenn man nun die Messlatte für die Produzenten erhöht, die geringen Preise aber beibehält, wird es für sie schwierig, diese Bedingungen einzuhalten."

Keine Standards ohne Preiserhöhung

TransFair konzentriert sich auf die Kleinbauern und Familienbetriebe in südlichen Produzentenländern. Der Kodex CCCC zielt aber vorwiegend auf die großen Kaffeeplantagen. Zudem befürchtet der Geschäftsführer von TransFair, dass die Einhaltung der Standards vor Ort nur schwer zu kontrollieren sei.

Für den Verbraucher in Deutschland bleibt die Debatte um den Kodex ohnehin erst mal abstrakt. Denn ein besonderes Kennzeichen für Kaffee, der nach dem neuen Kodex produziert wurde, soll es nicht geben. Unter anderem aus Rücksicht auf Lizenzgeber wie TransFair.

"Endlich tut sich was"

Fürchtet TransFair trotzdem eine unliebsame Konkurrenz durch den CCCC-Kaffee? "Insgesamt begrüßen wir, dass sich in der Kaffeewirtschaft endlich was tut und man sich für die Lebens- und Arbeitsverhältnisse der Arbeiter interessiert", sagt Overath. Die Öffentlichkeit werde dadurch für diese Problematik sensibilisiert. Doch der wahre Prüfstand sei die tatsächliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen.