Kolumbien: Journalistenpreis ¡Investiga! verliehen | Lateinamerika | DW | 28.11.2014
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Lateinamerika

Kolumbien: Journalistenpreis ¡Investiga! verliehen

Zum dritten Mal haben die DW Akademie und die Universidad del Norte den Journalistenpreis ¡Investiga! ausgelobt. Prämiert wurden besondere Recherchebeiträge zu Konflikt und Aufarbeitung in Kolumbien.

David González, Felipe Motoa and Alfonso Hamburger - Gewinner des ¡Investiga! Preises 2014 in Bogota, Kolumbien (Foto: DW/J. Lineal Ibanez).

Mut zur gründlichen Recherche: David González, Felipe Motoa and Alfonso Hamburger - Gewinner des ¡Investiga! Preises 2014

"Früher war die Arbeit der Journalisten in Kolumbien einfacher", provozierte die Journalistin Marcela Turati in ihrem Eingangsstatement zur ¡Investiga!-Preisverleihung am 21. November 2014 im Kulturzentrum Gabriel García Márquez in Bogotá. "Natürlich war es in Kolumbien vor wenigen Jahren vielerorts lebensgefährlich, konkrete Daten und Fakten über Täter und Opfer zu veröffentlichen", räumte die Journalistin ein, "aber die journalistische Arbeit an sich war einfacher: Die Journalisten verstanden sich als Kriegsreporter und berichteten aus den Krisengebieten. Täter und Opfer schienen klarer identifizierbar."

Das hat sich geändert. In Kolumbien ist der Konflikt abgeflaut, das Leben ist sicherer geworden, aber befriedet ist das Land noch nicht. Benannt wird diese Phase mit dem unscharfen und, oft mit dem Vorwurf des Euphemismus behafteten, Begriff: "posconflícto", "Postkonflikt". Die Übergangszeit zwischen Bürgerkrieg und wirklichem Frieden stellt Journalisten vor große Herausforderungen. Während sie früher bei der Recherche eher die klassischen W-Fragen stellten: "Wer hat das getan?", "Wie hat er oder sie das getan?", "Wo ist das passiert?" usw. Heute geht es um schwierigere Fragestellungen, wie: "Wie gehst Du mit dem Erlebten um?", "Wie hast Du die Trauer verarbeitet?", "Was muss Deiner Meinung nach geschehen, damit sich das nicht wiederholt?".

Drei preisgekrönte Arbeiten zum Thema "Frieden, Konflikt und Region"

Ute Schaeffer, stellvertretende Direktorin der DW Akademie und Matthias Kopp, Ländermanager Kolumbien, würdigten die tiefgründigen Recherchen der Preisträger (Foto: DW/J. Lineal Ibanez).

Matthias Kopp, Ländermanager Kolumbien, und Ute Schaeffer, stellvertretende Direktorin der DW Akademie, würdigten die tiefgründigen Recherchen der Preisträger

Die Auseinandersetzung mit diesen Themen unterstützt der ¡Investiga! Journalistenpreis. 2012 von DW Akademie und Universidad del Norte gegründet soll er Journalisten Mut machen, sich umfassend mit politischen und sozialen Themen auseinander zu setzen und tiefgründig zu recherchieren. Das Thema der diesjährigen Ausgabe war "Paz, Conflicto y Región", ("Frieden, Konflikt und Region"). Gesucht wurden Beiträge, die sich den sozialen und politischen Aspekten des Konflikts in Kolumbien widmen. Erstmalig wurde das Projekt in diesem Jahr durch das renommierte Journalistennetzwerk Consejo de Redacción (CdR), einer unabhängigen Journalistenvereinigung aus Bogotá unterstützt.

Ute Schaeffer, stellvertretende Direktorin der DW Akademie, würdigte die intensiven Recherchen der Preisträger in Bogotá: "¡Investiga! Der Name des Preises ist eine klare Aufforderung: 'Recherchiere!', 'Decke auf!' Mit dem Preis möchte die DW Akademie den investigativen Journalismus in Kolumbien auszeichnen, weil er eine wichtige Grundlage für den Friedensprozess ist. Die sorgfältige Aufarbeitung der Geschichte durch überzeugende journalistische Arbeiten, wie die mit dem Preis ausgezeichneten, ist notwendige Voraussetzung für eine Aussöhnung", so Ute Schaeffer.

Vertreibung und Rückkehr

Der diesjährige Gewinner des dritten Platzes von ¡Investiga! Felipe Motoa stellt in seinem Beitrag die Trauer und Zerrissenheit von Vertriebenen dar, die in ihr Heimatdorf in der Region Magdalena Medio zurückkehren. "Para volver no solo hay que querer", ("Um zurückzukehren, muss man nicht nur Liebe empfinden") beschreibe "eindrücklich und berührend, wie die Menschen in dieser Region den Wiederanfang erleben, mit welchen Sehnsüchten, Erwartungen und mit welchen Problemen", so die kolumbianische Journalistin und Jurorin Olga Behar.

Gruppenbild von der Verleihung des ¡Investiga! Journalistenpreises in Bogota, Kolumbien (Foto: DW/J. Lineal Ibanez).

Journalistenpreis ¡Investiga!: In diesem Jahr erstmalig unterstützt durch das Journalistennetzwerk Consejo de Redacción

Der Preisträger des zweiten Preises Alfonso Hamburger veröffentlichte in seiner Arbeit "Guerra y Violencia en el Caribe" ("Krieg und Gewalt in der Karibik") eine Reihe von Dokumentationen und Episoden, die den Bürgerkrieg und seine Folgen anhand von sensiblen Geschichten der Menschen Sincelejos im Bundesstaat Sucre kontextualisiert. "Gut geschrieben, gut dokumentiert und menschlich bewegend", lobte Juror Jesús Arroyave der Universidad del Norte die Arbeit.

Der erste Preis ging an David González für seine über zwei Jahre zusammengetragene Recherche über den ermordeten Journalisten Luis Eduardo Gómez und seinen Sohn Juan Pablo Atahualpa. Das tiefgründige Portrait "Im Namen des Vaters und des Sohnes" sei sehr gut geschrieben, ausgewogen, liebevoll und mit Respekt", gratulierte Juror Rodrigo Villarzú, Leiter Lateinamerika der DW Akademie, bei der Preisverleihung.


Gute Entwicklung von ¡Investiga!

DW Akademie Projektmanagerin Vera Möller-Holtkamp zeigte sich sehr zufrieden über die dritte Ausgabe von ¡Investiga!. "Wir haben 72 Einreichungen in diesem Jahr und ein hohes journalistisches Niveau erreicht." Mit Unterstützung des Journalistennetzwerks Consejo de Redacción konnte die Zahl der eingereichten Arbeiten im Vergleich zum vergangenen Jahr verdreifacht werden.
Der erste Preis besteht, wie in den ersten beiden Ausgaben, aus einer Reise nach Deutschland. Anfang Dezember erwartet die DW Akademie den Preisträger David González in Berlin zu einem Inlands-Workshop zur Aufarbeitung der Geschichte in Deutschland und einem Erfahrungsaustausch mit Kolleginnen und Kollegen aus Kolumbien und Guatemala. Außerdem wird David González investigative deutsche Journalisten treffen und die Möglichkeit erhalten, in der spanischen Redaktion der DW in Bonn zu publizieren.

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