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"Komm, bau' mir ein Haus!"

Andreas Noll9. Februar 2004

Schwarze Hose, Jacke, Weste und ein Hut - die Markenzeichen von Handwerkern auf der Walz. Früher verließen nur wenige den europäischen Kontinent, heute zieht es immer mehr Gesellen in die Ferne. Zum Beispiel nach Afrika.

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Wandergesellen auf der WalzBild: dpa


Weil das "Roof of Africa" ein ganzes Stück größer werden soll, muss Zimmermann Michael Frahn genau rechnen und den Überblick behalten. Das ist gar nicht so einfach, denn auf dem Grundstück des Windhoeker Backpacker-Hotels sieht es für Laien ziemlich chaotisch aus. Unzählige Holzstämme, die später mal das neue Dach stützen sollen, liegen verwinkelt zusammengesteckt auf dem Boden, dazwischen steht eine Kreissäge, und im Hintergrund dudelt das Bauradio.

Mittendrin stehen Michael Frahn und Lutz Hildebrandt - alias Gringo und Prinzessin - und schwitzen bei fast 40 Grad Hitze in ihrer schwarzen Kluft. Mit viel Geschick bearbeitet Frahn gerade ein Rundholz. "Das ist ein Fachwerkriegel, und er versucht, ihn jetzt da reinzuwürgen. So wie das jetzt hier liegt - die ganze Wand - wird es später aufgestellt. Da kommen dann noch Fenster und Streben rein", erklärt Hildebrandt.

"Schwere" Arbeit auf dem "Dach Afrikas"

Doch bevor die Fenster in die Wand eingelassen werden können, muss die hellbraune Wand erst einmal aufgestellt werden. Und das bei einem Gewicht der Langpfähle von 60 bis 70 Kilo. Aber so eine ganze Wand, die wiegt dann schon ein paar Zentner. "Wo wir hier den Dachstuhl gerichtet haben, da haben wir die Dachgebinde mit dem Kran hochgemacht. Die waren zu schwer."

Trotz der zeitaufwendigen, aber nötigen Arbeit mit dem Baukran liegen die Gesellen beim Erweiterungsbau gut im Zeitplan. Auch wenn nicht alles immer so klappt, wie sie es aus ihrer Heimat gewohnt sind. Wer im südlichen Afrika als deutscher Wandergeselle auf der Walz ist, der muss sich vor allem als Allround-Talent bewähren. Auch das haben die beiden Zimmerleute schnell gelernt. Nicht ohne Stolz betont Lutz Hildebrandt, dass die Gesellen im "Roof of Africa" nicht nur für den Bau der Erweiterung zuständig sind, sondern auch für dessen Planung.

Tatsächlich nimmt der hellbraune Bau auch ohne fein ausgetüftelten Plan Form an. Die ersten Wände stehen jetzt und die beiden Zimmerleute sind sich sicher, dass Ende Februar alles fertig sein wird. In diesen Tagen beginnen die Maurer - auch deutsche Handwerker auf der Walz - mit ihrer Arbeit. Sie müssen aus dem Gerippe von Rundhölzern und Querbalken ein wetterfestes und begehbares Haus machen. Eine leichte Übung, sagt der 22-jährige Gringo, der die Maurer-Gesellen schon kennen gelernt hat. "So, wie wir bauen, das hält auch in Deutschland. So hat man schon vor 1000 Jahren gebaut und Fachwerkhäuser sind die ältesten und solidesten Häuser, die es auf der Welt gibt."

Gringo und Prinzessin haben genug zu tun

Und wenn sie einem deutschsprachigen Namibier gehören, dann ist die Chance groß, dass deutsche Handwerker auf der Walz sie irgendwann einmal gebaut haben. Auch Gringo hat bislang ausschließlich für deutschsprachige Namibier gearbeitet. Nicht nur, weil die Verständigung unproblematischer ist, sondern auch aus einem ganz einfachen Grund: "Die wissen, was wir machen. Die Namibianer, die jetzt hier wohnen, die Alteingesessenen, die kennen das wahrscheinlich auch von der Tradition her."

Und die Gesellen wissen, was sie erwartet. Die Vermittlung der Jobs geschieht denkbar einfach. Mit ihrer schwarzen Kluft sind Handwerker auf der Walz leicht zu erkennen. In Kneipen, Cafés oder einfach auf der Straße werden sie von den Bauherren angesprochen. Klingt das Projekt interessant, willigt man ein, erzählt Gringo. Denn schließlich sei man ja genau für so etwas auf die Walz gegangen.