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Kommentar: 24 Teams sind zu viel

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Jefferson Chase
23. Juni 2016

Das Experiment ist gescheitert. Die auf 24 Teams aufgeblähte EURO 2016 ist nicht spannender, sondern willkürlicher als bisherige Turniere. Weniger ist mehr, meint DW-Sportreporter Jefferson Chase.

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Frankreich Fußball-EM Deutschland vs. Polen in Saint-Denis
Viele Spiele, nicht immer Spannung - die Vorrunde der EM 2016Bild: Reuters/J. Sibley

Zwei Wochen EM und 36 Spiele liegen hinter uns. Doch gerade einmal acht von 24 Teams wurden aussortiert. Die neue, größere EM ist bisher vor allem eins: länger. Aber nicht besser. Musste das sein? Die UEFA hätte sich besser an eine simple Weisheit halten sollen: Man soll nicht reparieren, was nicht kaputt ist.

Im Gegensatz dazu, was einige Kommentatoren nun schreiben, hat die Aufblähung des Turniers den kleinen Teams keine neuen Chancen eröffnet. Denn zwei der Underdogs hätten sich ohnehin für das Turnier qualifiziert (Nordirland und Wales), auch wenn dies wie bisher nur mit 16 Mannschaften ausgetragen worden wäre. Nutznießer der EM-Erweiterung waren in der Qualifikation Teams wie die Türkei, Ukraine oder Schweden - allesamt mittelgroße Fußballnationen Europas, die es nicht ins Achtelfinale geschafft haben. Und auch die ebenfalls ausgeschiedenen Albanien und Rumänien wären im üblichen Qualifikationsmodus wohl eher nicht bis nach Frankreich gekommen.

Eine Vorrunde wie eine Qualifikation

Zugegeben: Einige "zusätzlich" qualifizierte Teams wie Ungarn, Irland und Island haben starke Leistungen gezeigt. Die zu Recht gefeierten Isländer hätten es nach menschlichem Ermessen ihrem mitreißenden Fußball aber auch zu einer 16er-EM geschafft. Und eins ist klar: Nordirland und Wales stehen nicht ohne Grund in der K.o.-Phase des Turniers. Sie haben sich gegen größere Nationen durchgesetzt - neuer Modus hin oder her.

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DW-Sportreporter Jefferson Chase: "Weniger ist manchmal mehr".

Rückblickend war die EM-Vorrunde wie eine Qualifikation. Teams, die nicht mannschaftliche Geschlossenheit und/oder individuelle Qualitäten aufbieten konnten, wurden aussortiert. Mit von Beginn an 16 Mannschaften hätten wir mutmaßlich die gleiche Konstellation wie jetzt.

Schräglage in der K.o.-Phase

Neu ist dagegen eine Entwicklung, die alles anderes als gut ist. Frankreich, Deutschland, Spanien und Italien stehen allesamt auf der einen Seite des Turnierbaums, Belgien und die Underdogs auf der anderen. Diese Schräglage entstand durch die unerwarteten Niederlagen mancher großer Teams in der Vorrunde, aber eben auch durch den willkürlichen Modus: Einige Gruppensieger spielen gegen Gruppenzweite, andere Sieger spielen gegen Gruppendritte. So trifft zum Beispiel England auf Island, beides Gruppenzweite. Aber Italien bekommt es mit Spanien zu tun - Gruppenerster und Gruppenzweiter.

Das Los, das die Gruppen erstellt, ist nie zu 100 Prozent fair. Aber mit der Aufblähung des Turniers auf 24 Teams hat die UEFA einen zusätzlichen Faktor der Willkür geschaffen. Zudem haben die Macher dieses Spielplans eine Situation geschaffen, in der einige Teams, die später gespielt haben, genau wussten, welches Ergebnis sie brauchten, um bestimmte Gegner im Achtelfinale zu vermeiden. In den letzten Minuten der bis dahin spannenden Partie Ungarn gegen Portugal konnte man auf dem Rasen sehen, dass beide mit diesem Resultat zufrieden waren.

So bleibt eigentlich nur ein zentraler Grund für die Vergrößerung der Europameisterschaft: das Geld. Mehr Spiele bedeuten mehr Einnahmen. Für die UEFA. Die Nebenwirkungen dieses plastischen Eingriffs sind offensichtlich. Und sie tun dem Turnier nicht gut.

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