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Besser mal den Bäcker fragen

9. Januar 2017

Eine WM mit 40 oder 48 Teilnehmern würde vor allem Gianni Infantino und der FIFA nutzen, nicht dem Fußball, meint DW-Redakteur Stefan Nestler und glaubt, dass nicht nur die Qualität auf der Strecke bleibt.

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Französische Fußballfans mit Baguettes. Foto: dpa-pa
Bild: picture alliance/dpa/P. Lux

Gianni Infantino erfüllt mit seinem Plädoyer für eine WM mit 48 Mannschaften ein Wahlversprechen. Der Schweizer steht bei den kleinen Verbänden, denen er vor seiner Wahl zum Nachfolger Joseph Blatters im vergangenen Februar eine Mammut-WM in Aussicht gestellt hatte, im Wort. Will er auch in Zukunft auf sie rechnen können, muss Infantino liefern. Das hat der neue FIFA-Präsident vom alten gelernt, der sich fast blind auf seine Gefolgschaft außerhalb Europas verlassen konnte. Infantino befindet sich auch in anderer Hinsicht in der Tradition Blatters: Er sieht den Fußball durch die Dollar-Brille. Eine dermaßen aufgeblähte WM verspricht noch mehr Einnahmen, man denke nur an die TV-Rechte.

Wo bleibt die Stimmung?

Dass kaum ein einzelnes Land noch in der Lage sein dürfte, eine Mega-WM mit 40 oder 48 Mannschaften zu stemmen, dürfte jemand Infantino noch geflüstert haben. Schnell schob der FIFA-Chef den Vorschlag nach, künftig könnten ja mehrere Länder eine WM gemeinsam ausrichten. Ein Blick zurück zeigt, dass bei großen Turnieren mit Co-Gastgebern die Stimmung auf der Strecke blieb. Das galt sowohl für die WM 2002 in Südkorea und Japan als auch für die Europameisterschaften 2000 in Belgien und den Niederlanden sowie 2008 in Österreich und der Schweiz.

Noch engerer Terminplan

Für den Vereinsfußball würde eine längere WM bedeuten, dass die nationalen Spielzeiten vor einer WM noch kürzer und damit vollgepackter als ohnehin schon würden. Die Klubs müssten noch früher Spieler für Nationalteams abstellen. Das kann auch nicht im Interesse der Profis liegen. Schon jetzt beklagen sie sich über den immer engeren Zeitplan, der ihnen kaum noch Raum lässt zu regenerieren.

Wie Gummi

Außerdem würde das Turnier durch die hohe Zahl an Teilnehmern weiter verwässert. Quantität geht meist zu Lasten der Qualität. Schon nach der letzten WM-Aufstockung von 24 auf 32 Teams 1998 sehnte man regelmäßig die K.o.-Phase herbei, weil sich die Favoriten meist kräfteschonend durch die Vorrunde lavierten und diese sich dadurch wie Gummi zog. Auch die EM 2016 in Frankreich mit erstmals 24 Teams sollte mahnendes Beispiel sein: Die Qualität der Vorrundenspiele ließ zu wünschen übrig. Und am Ende gewann mit Portugal eine Mannschaft, die nach altem Modus gar nicht die K.o.-Spiele erreicht hätte. Vielleicht sollte Gianni Infantino mal seinen Bäcker fragen. Der weiß: Nimmt er zu viel Hefe, mag sein Teig zwar besser aufgehen und das Brot größer geraten. Doch am Ende beklagen sich die Kunden über Blähungen.