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Politik

Das "Krokodil" ist kein Hoffnungsträger

Ludger Schadomsky
24. November 2017

In Harare jubeln Tausende ihrem neuen Präsidenten Emmerson Mnangagwa zu. Doch der ist nicht besser als sein Vorgänger Robert Mugabe, meint Ludger Schadomsky.

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Simbabwe Unterstützer des neuen Präsidenten Emmerson Mnangagwa
Bild: Reuters/M. Hutchings

Zur Wochenmitte tauchten die ersten "Chitengas" mit einem neuen Motiv auf: Auf den farbenfroh bedruckten Wickeltüchern der Simbabwer spiegelt sich immer auch die politische Landschaft des Landes wider, und so zeigten die Tücher in den vergangenen fast 37 Jahren meist das Konterfei Robert Mugabes. Als der Wandel den greisen Autokraten nun endgültig aus dem Amt gefegt hatte, sah man hier und da schon Aufdrucke des neuen starken Mannes, des 75jährigen Emmerson Mnangagwa.

Auch wenn die Symbolik verlockend ist: Das neue Gesicht in Simbabwe versinnbildlicht mitnichten Aufbruch oder gar nationale Versöhnung. Im Gegenteil. Nicht umsonst wird der 75-Jährige "das Krokodil" genannt. Treu seinem politischen Ziehvater ergeben, hat er Mugabe seit den 70ern zunächst als Bodyguard, später als Geheimdienstchef und schließlich als Mann fürs Grobe die Drecksarbeit gemacht. Die brutale Ermordung tausender Oppositioneller und Aktivisten geht ebenso auf das Konto des neuen Hoffnungsträgers wie das Hinschlachten weißer Farmer.

Raus aus der Isolation?

Nicht zuletzt aber gilt Mnangagwa als Mastermind hinter der blutigen Niederschlagung des Aufstandes der Volksgruppe der Ndebele gegen Mugabe und seine Shona-Clique, bei der in den 80ern Jahren Tausende starben. Es ist schwer vorzustellen, wie die Ndebele im benachteiligten Süden des Landes dem neuen Präsidenten die Hand zur Versöhnung reichen sollen. 

Simbabwe Harare Vereidigung Präsident Emmerson Mnangagwa
Verspricht "demokratische Wahlen" 2018: Mnangagwa beim AmtseidBild: Reuters/M. Hutchings

Der Neue gilt als weniger ideologisch verbrämt als Mugabe, und Optimisten hoffen, dass mit ihm eine neue Realpolitik Einzug halten wird im State House, die Simbabwe aus der Isolation heraus und in die internationale Staatengemeinschaft zurück führt. In der Richtung äußerte sich der neue Präsident auch am Freitag nach seiner Vereidigung.

Hoffnung auf "Chinja"

Insofern muss man anerkennen, dass Mnangagwa in diesen unruhigen Tagen des Aufbruchs wohl der richtige Mann am richtigen Ort ist. Er kennt das Geschäft wie kein Zweiter. Doch wenn die Simbabwer in diesen Tagen "Chinja" rufen, die lokale Version von "Change", dann kann damit nicht ein 75-Jähriger gemeint sein, dessen politische und geheimdienstliche Vita derart eng mit dem alten System Mugabes verwoben ist.

Das Krokodil wird in einigen Regionen Afrikas als Totem verehrt, in anderen gefürchtet. Ähnlich hin- und hergerissen sind die Simbabwer in diesen Stunden und Tagen. Klar aber ist: Spätestens bei der Wahl 2018 muss Lauerjäger Mnangagwa abtreten und einem wirklichen Wandel Platz machen.

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