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Der HSV ist nicht logisch

13. Mai 2017

Dem HSV droht erneut die Relegation. Trotzdem bleiben die Hamburger in der Liga, glaubt DW-Sportredakteur Stefan Nestler. Weil beim HSV Fußball-Naturgesetze außer Kraft gesetzt sind.

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Jubel um HSV-Torschütze Lasogga. Foto: dpa-pa
Bild: Picture alliance/dpa/I. Fassbender

Die Dinosaurier sind ausgestorben. Der HSV ist ein Dino. Ergo wird es auch ihn irgendwann erwischen. Das mag logisch klingen. Aber seit wann ist Fußball logisch? Vorletzter Bundesliga-Spieltag, zweite Minute der Nachspielzeit in Gelsenkirchen, Schalke führt 1:0. In der virtuellen Tabelle steht der Hamburger SV jetzt auf dem drittletzten Platz, selbst der direkte Abstieg wäre sogar, wenn auch unwahrscheinlich, so aber dennoch rechnerisch möglich. Einige sehr gute Chancen zum Ausgleich haben die Hanseaten gegen schwache Schalker gehabt und allesamt vergeben, teilweise kläglich. So ergeht es eben Mannschaften aus dem Tabellenkeller, und das ist ja auch einer der Gründe, warum sie dort unten stehen. Logisch also wäre, dass der HSV als Verlierer vom Platz geht.

Missglücktes Comeback der Logik

Doch dann steht plötzlich irgendwie Lasogga frei, erst in der 85. Minute eingewechselt - und er schafft, was seine Kollegen 92 Minuten lang versäumt haben: Er trifft für den HSV. Wider alle Logik. Diese versucht zwei Minuten später, in der vierten der Nachspielzeit, ein verzweifeltes Comeback: Ecke für Schalke, Kopfball Kolazinac, Tor, 2:1! Aber nein, der Linienrichter entscheidet, das Leder habe beim Eckball die Torauslinie überschritten. Es bleibt beim 1:1, dem unlogischen Punktgewinn für den HSV. Und der hat es nun sogar in der Hand, die Klasse aus eigener Kraft zu halten: mit einem Sieg am letzten Spieltag im Nordderby gegen Wolfsburg.

Enttäuschende Saison

Viele denken, der HSV hätte eigentlich längst den Abstieg aus der Bundesliga verdient. So viel Geld, so wenig Leistung - und das über Jahre. Gerne wird dabei auf den seltsamen Rekord aus der Saison 2014/15 verwiesen, als der HSV mit gerade mal 25 Toren das Kunststück schaffte, die Klasse zu halten, via Relegation. Viel ist seitdem beim HSV geschehen. Die gesamte Führungsspitze des Vereins wurde ausgetauscht, mehrfach der Trainer. Nur der Mäzen, der Milliardär Klaus-Michael Kühne, blieb derselbe. Und der Umstand, dass Anspruch und sportliche Wirklichkeit immer noch weit auseinander klaffen. Trotz eines guten Trainers wie Markus Gisdol, trotz der im Vergleich aller Bundesligisten immerhin siebthöchsten Spielergehälter. Egal ob sich der HSV nun am letzten Spieltag rettet oder in die Relegation muss, auch diese Saison wird als eine weitere enttäuschende in die Vereinschronik eingehen.

Die Uhr wird weiterlaufen

Der HSV muss mal wieder in ein Endspiel um den Klassenerhalt, möglicherweise - im Fall eines Unentschiedens oder einer Niederlage gegen Wolfsburg - folgen sogar zwei weitere Endspiele: in der Relegation gegen den Dritten der 2. Liga. Aber selbst wenn es dazu kommen sollte, wird der HSV in der Eliteklasse bleiben - und die Bundesliga-Uhr im Stadion weiterlaufen. Warum? Eben weil der HSV nie absteigt. Wären die Dinos Hamburger Fußballer gewesen, wären sie nicht ausgestorben. Logisch!

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DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter