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Politik

Eine jämmerliche Jugend

von der Mark Fabian Kommentarbild App
Fabian von der Mark
26. Januar 2017

Sechs Jahre Haft für den ersten IS-Anschlag in Deutschland - die Strafe für Safia S. ist hart, aber richtig. Schuld auf sich geladen hat indes nicht allein die 16-jährige, meint Fabian von der Mark.

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Polizei Safia S. Messerattacke in Hannover
Bild: Polizei

Der Fall Safia S. geht als traurige Premiere in die deutsche Geschichte ein: das erste Attentat mit Bezug zum sogenannten "Islamischen Staat" hierzulande, die erste dschihadistische Tat eines Teenagers. Und für die Behörden auch: der erste vom IS "ferngesteuerte" Täter. Die Anleitung zum Terror bekam Safia S. bis zuletzt per Instant Messenger auf ihr Handy.

Strafe auch für die Lenker des Terrors

Natürlich hat die Schülerin selbst den Kontakt zum IS gesucht, selbst ihre hasserfüllten Kommentare gegen die in ihren Augen "Ungläubigen" verbreitet, selbst das Messer geschwungen. Aber wenn die heute 16-Jährige nun als Prototyp des ferngesteuerten Islamisten gilt, dann müssen auch all jene bestraft werden, die ihr Anweisungen gegeben haben. Dann muss man denen die "Fernsteuerung" entreißen.

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Fabian von der Mark ist Reporter im DW-Hauptstadtstudio

Wenn Safia S. jetzt ins Gefängnis muss, dann wird Deutschland vor einem radikalen Menschen geschützt - zu Recht. Der 34-jährige Polizist, der fast gestorben wäre, hätte aber auch vorher schon ein Recht auf Schutz gehabt: Safia S. war den Behörden lange bekannt. Ihr Versuch nach Syrien auszureisen: aktenkundig. Ihr Handy mit den Terror-Botschaften: beschlagnahmt, aber nicht ausgewertet. Die Lehre aus diesem Fall kann nur lauten: Auch minderjährige Gefährder müssen konsequenter in den Blick genommen werden.

Safia hat die brutalen Attentäter von Paris als "unsere Löwen" bezeichnet, für sie gebetet. Sie war besessen von einer Ideologie, die sie von klein an umgeben hat. Schon mit sieben Jahren haben ihre Eltern sie zu Salafisten-Predigern mitgenommen - alles zu sehen bei YouTube. Die Mutter hat zwar die Ausreise ihrer Tochter nach Syrien verhindert, davor aber haben die Eltern Sofias Weg zum Extremismus mindestens ignoriert - vermutlich sogar eher gefördert. Mit dieser Schuld müssen sie jetzt leben.

Ein Schicksal, das abschrecken soll

Wahrscheinlich war Safia mindestens bis zur Tat der Meinung, auf der richtigen Seite zu stehen: gemeinsam mit ihren salafistischen Freunden bei den Guten. Vielleicht sogar bei den Coolen. Doch mit 16 in einem Gefängnis zu sitzen, ist alles andere als cool. Das Leben, die Liebe und die Freiheit zu verpassen, ist weder heldenhaft noch edel. Es ist vielmehr eine jämmerliche Jugend. Auch die stillen IS-Sympathisanten sollen und werden das sehen. Hoffentlich hilft es ihnen, sich noch anders zu entscheiden.

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