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Einigung YouTube/Gema: Kein Freibrief!

2. November 2016

YouTube und die GEMA einigen sich auf einen Lizenzvertrag. Deutsche Musikfans können jetzt die meisten Videos anschauen. Künstler sollen endlich Geld bekommen. Aber ist damit alles gut? Nicht ganz, meint Stefan Dege.

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YouTube gegen GEMA
Bild: picture-alliance/dpa/S. Hoppe

Sieben lange Jahre haben die Google-Tochter und die deutschen Rechteverwerter der GEMA gestritten. Wer in Deutschland ein GEMA-geschütztes Video anklickte, dem erschien ein traurig dreinblickendes Smiley, mit dem Hinweis: "Leider nicht verfügbar!" Das ist Schnee von gestern. Viele der beliebten Musikvideos laufen jetzt problemlos und lassen sich ganz legal herunterladen. Und auch das haben YouTube und GEMA vereinbart: Die Künstler sollen künftig Geld sehen für ihr geistiges Eigentum.

Gute Nachrichten also für Internet-User und Künstler? Auf den ersten Blick scheint das so. Aber wie so oft kommt es auf die Details an. So vereinbarten die Streithähne ihren Deal nicht im Gerichtssaal, sondern im Hinterzimmer. Unklar bleibt, wie viel Geld YouTube für jedes abgespielte Video zahlt. Wie viel davon landet beim Künstler, wie viel versandet bei der GEMA? Darüber schweigen sich YouTube und GEMA aus. Transparenz sieht anders aus!

Porträt - Stefan Dege
Kulturredakteur Stefan Dege Bild: DW/K. Dahmann

Hinzu kommt, worauf die GEMA verweist: Weiterhin herrscht Uneinigkeit darüber, ob YouTube oder die Nutzer, die Inhalte hochladen, für die Lizenzierung der genutzten Musikwerke verantwortlich sind. Die Google-Tochter sieht sich als reine Technologieplattform, die eigentlich gar nichts zahlen müsse. Urheberrechtsverletzungen würden schließlich von den Nutzern begangen. Rechtssicherheit sieht anders aus!

Für Nutzer ist die Einigung kein Freibrief: Wer sein Urlaubsvideo mit der neuesten Charts-Musik vertont und es bei Youtube hochlädt, verstößt womöglich gegen Urheberrechte. Davon sollte man auch künftig die Finger lassen, warnt der Kölner Medienanwalt Christian Solmecke. Sonst droht eine teure Abmahnung. Für den Schutz geistigen Eigentums braucht es überdies - zumal in digitalen Zeiten - einen Rechtsrahmen. Den zu gestalten - in Form eines zeitgemäßen Urheberrechts - ist Job der Politik. Der YouTube/GEMA-Deal ist deshalb auch für Politiker kein Freibrief.

Die Euphorie nach der Einigung zwischen YouTube und GEMA war groß. Wie berechtigt sie war, lässt sich daran ablesen, wie Künstler, User, Rechteverwerter und Politiker mit ihr leben können. Man darf gespannt sein.

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