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Im Land der alten Männer

5. Oktober 2017

Der FC Bayern vertraut auf Bewährtes und holt den 72-jährigen Jupp Heynckes aus dem Rentnerleben zurück. Er steht sinnbildlich für den verpassten Umbruch beim Rekordmeister, meint Andreas Sten-Ziemons.

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München Abschlusspressekonferenz Jupp Heynckes
Bild: picture-alliance/Sven Simon/F. Hoermann

Am 26. Oktober 2015 stellte der damalige Tabellensiebzehnte Hoffenheim "Feuerwehrmann" Huub Stevens als neuen Trainer vor und gab gleichzeitig bekannt, dass der damals erst 28-jährige Julian Nagelsmann ab der folgenden Saison den Chefsessel übernehmen solle. Ähnliches wiederholt sich jetzt beim FC Bayern München, wenn auch noch nichts offiziell verkündet wurde: Zum dritten Mal in seiner Trainerkarriere folgtJupp Heynckes dem Anruf seines alten Freundes Uli Hoeneß, der in höchster Not um Hilfe bittet. Bis zum Ende der Saison soll der mittlerweile 72-Jährige die Geschicke beim Rekordmeister lenken. Danach könnte - wenn nach den Wünschen Uli Hoeneß' geht - Nagelsmann den Trainerposten in München übernehmen. Schließlich war die Entscheidung für Heynckes eine Entscheidung gegen Thomas Tuchel, der sofort zu haben gewesen wäre. Und ein weiterer ausländischer Trainer auf der Bayern-Bank, der nicht oder kaum deutsch spricht, ist kaum vorstellbar.

Verjüngungskur im Kader

Andreas Sten-Ziemons
DW-Redakteur Andreas Sten-Ziemons

Dass mit Heynckes ein Trainer-Rentner von seinem Altersruhesitz zurückgeholt wird, ist zwar in der augenblicklichen Situation sicherlich die beste Wahl, steht aber sinnbildlich für den Zustand oder eher den Stillstand beim deutschen Rekordmeister. Die Mannschaft ist im Vergleich zu anderen Bundesliga-Topteams relativ alt. Fast alle Leistungsträger sind nah an den 30 Jahren oder sogar schon darüber hinaus. Junge Talente, die auf höchstem Niveau mithalten können, gibt der Kader mit Ausnahme von Joshua Kimmich nicht her. Es ist daher davon auszugehen, dass im Sommer nicht nur Nagelsmann, sondern auch der eine oder andere jüngere Spieler eines Bundesliga-Konkurrenten den Weg nach München findet. Der Leverkusener Julian Brandt wäre ein Kandidat, Leipzigs Timo Werner käme infrage - oder die Dortmunder Julian Weigl und Christian Pulisic.

Es kann schließlich nicht sein, dass Erfolg oder Misserfolg des besten deutschen Fußballvereins immer noch davon abhängen, ob der 33-jährige Arjen Robben gut in Form ist. Oder dass immer wieder darüber diskutiert werden muss, warum der 34-jährige Franck Ribéry nicht spielt. Der Bayern-Kader braucht dringend eine Verjüngungskur.

Wer beerbt Hoeneß und Rummenigge?

Parallel dazu müssen der 65-jährige Hoeneß und der nur drei Jahre jüngere Rummenigge unbedingt das drängendste Problem des FC Bayern angehen: die Nachfolgeregelung auf der Führungsebene. Bislang ist niemand in Sicht, der die Verantwortung übernehmen könnte. Sportdirektor Hasan Salihamidzic dient allenfalls der guten Stimmung im Team, ist aber kein Stratege, der einen Weltklub führen könnte. Matthias Sammer hat den Verein vor Monaten verlassen, Philipp Lahm steht - zumindest bislang - nicht zur Verfügung. Für mögliche Kandidaten von anderen Vereinen, zum Beispiel Gladbachs Max Eberl oder Alexander Rosen von Hoffenheim, wäre der Schritt nach München groß (Eberl) oder sehr groß (Rosen).

Wer also soll es machen? Für die Mannschaft haben Hoeneß und Rummenigge in Person von Heynckes - und anschließend wahrscheinlich Nagelsmann - die passende Antwort geliefert. Was die Zukunft des gesamten FC Bayern angeht, müssen sie sie aber erst noch finden.