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Kommentar: König Ottos neue Kleider

Stefan Nestler18. März 2012

Zwei Pärchen: Oben Dortmund und Bayern, unten Hertha und Kaiserslautern. Berlins Trainer Rehhagel hat den Blick für die Realität verloren, meint DW-Sportredakteur Stefan Nestler.

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Fußball 1. Bundesliga 26. Spieltag: Hertha BSC - FC Bayern München am Samstag (17.03.2012) im Olympiastadion in Berlin. Berlins Trainer Otto Rehhagel (2.v.l.) sitzt zwischen den Co-Trainern Rene Tretschok (l) und Ante Covic (2.vr) auf der Bank. Rechts sitzt Herthas Manager Michael Preetz. Foto: Thomas Eisenhuth dpa/lbn (Achtung Sperrfrist! Die DFL erlaubt die Weiterverwertung der Bilder im IPTV, Mobilfunk und durch sonstige neue Technologien erst zwei Stunden nach Spielende. Die Publikation und Weiterverwertung im Internet ist während des Spiels auf insgesamt fünfzehn Bilder pro Spiel begrenzt.) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Hertha BSC Bayern MünchenBild: picture alliance / dpa

Der Rekordmeister schießt sich den Frust von der Seele. 7:1 vor Wochenfrist in der Bundesliga gegen Hoffenheim, 7:0 in der Champions League gegen Basel und jetzt 6:0 gegen Hertha. 20 Tore innerhalb von acht Tagen – die Botschaft des FC Bayern München ist eindeutig: Schreibt uns nicht zu früh ab! Jürgen Klopp und Borussia Dortmund sind auf diesem Ohr nicht taub, lassen sich aber nicht aus der Ruhe bringen. Auch der Tabellenführer setzte ein Ausrufezeichen hinter die Zahl 20: So viele Spiele ist der deutsche Meister in der Bundesliga inzwischen ungeschlagen. Vereinsrekord und die passende Antwort auf die Münchner Torfabrik: Schießt doch so viele Tore ihr wollt, wir bleiben trotzdem vorn!

Krone aus Pappe

Hinten steht auch ein Pärchen, das konstant spielt: beständig schlecht. Schlusslicht 1. FC Kaiserslautern befindet sich nach 16 Spielen ohne Sieg im freien Fall Richtung zweite Liga. So edel die Treue der Vereinsspitze zu Marco Kurz auch anmutet, der Trainer hat seinen Kredit längst verspielt. Allerhöchste Zeit, einen Feuerwehrmann zu holen. Das hatten sich auch die Verantwortlichen bei Hertha BSC gedacht und mit Otto Rehhagel einen echten "König" verpflichtet, auch wenn der inzwischen ohne (Griechen-)Land war. Der Rummel um König Otto war riesig. Doch seine Krone scheint nicht mehr aus Gold, sondern aus Pappe. Die Bilanz nach vier Wochen: ein knapper Sieg, drei Niederlagen. Das 0:6 in München war Herthas höchste Bundesliga-Pleite. 

Porträt DW-Sportreporter Stefan Nestler. Foto: DW/Henriksen
DW-Sportredakteur Stefan NestlerBild: DW

Selbstherrlich

Und was macht König Otto? Er antwortet auf die Frage, ob seine Taktik nicht fehlgeschlagen sei, mit den Worten: "Mein Plan war richtig. Meine Pläne sind immer richtig." Das erinnert stark an Hans Christian Andersens Märchen "Des Kaisers neue Kleider". Da läuft der  Monarch nackt durch die Straßen, weil er zu eitel und selbstherrlich ist, um sich einzugestehen, dass die Weber seiner vermeintlichen Kleider ihn betrogen haben. Der Schwindel fliegt erst auf, als ein Kind ausruft, der König habe ja gar nichts an. Rehhagel wacht wohl auch erst auf, wenn ein Kind auf dem Berliner Alexanderplatz schreit: "Der ist doch abgestiegen!"