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Bewaffnete Drohnen

Fabian Schmidt30. Juni 2014

Gegner bewaffneter Drohnen warnen, dass durch sie die Hemmschwelle zum Töten sinke. Fabian Schmidt hält das für Unsinn: Seit der Erfindung des Schießpulvers sei der Krieg ohnehin unpersönlich.

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Die Drohne MQ-1 Predator im Flug (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Bewaffnete Drohnen - das klingt gefährlich nach Science-Fiction-Filmen. Nach einer Welt, in der Roboter die Macht ergreifen und höchstens noch ein paar Technokraten aus der Ferne per Mausklick über Leben und Tod entscheiden, wie in einem schlechten Videospiel.

Gegner der Einführung bewaffneter Drohnen spielen deshalb auch gerne mit solchen Bildern: Eines ihrer Hauptargumente: Der Krieg werde "unpersönlich", wenn kein Pilot mehr im Flugzeug sitze. Die Hemmschwelle desjenigen, der den tödlichen Entscheid zum Bombenabwurf in der Ferne trifft, sei ja viel niedriger, als wenn der Soldat dem Gegner noch selbst gegenüber steht - quasi Auge-in-Auge.

Krieg ist längst kein Zweikampf mehr

Diese Vorstellung ritterlicher, soldatischer Tugend, bei der sich duellierende Rivalen, wie zuletzt im 18. Jahrhundert, einen fairen und gleichen Kampf liefern, klingt zwar romantisch, hat aber mit der heutigen Realität überhaupt nichts zu tun.

Der Krieg ist spätestens seit der Erfindung des Schießpulvers ohnehin immer unpersönlicher geworden. Seit der Soldat nicht mehr mit eigener Muskelkraft, mit Lanze oder Schwert seinen Gegner durchbohren muss, hat er sich immer weiter vom Ideal des Kampfes "Mann gegen Mann" entfernt. Wer eine Artilleriegranate auf eine Siedlung schießt, kann nicht mehr wissen, wen er trifft.

Porträt von Fabian Schmidt (Foto: DW/Per Henriksen)
DW-Redakteur Fabian SchmidtBild: DW

Bemannte Waffensysteme - Panzer, U-Boote, Fregatten, Kampfbomber oder Jagdflugzeuge - sind heutzutage längst mit Computertechnik so vollgestopft, dass man sie guten Gewissens auch schon jetzt als "Kampfroboter" bezeichnen könnte. Diejenigen, die darin ihren Dienst tun, treten ihrem Gegner genau so wenig "persönlich" entgegen, wie derjenige, der eine unbemannte Drohne aus der Distanz steuert. Der Lenker der Drohnen hat aber einen Vorteil: Er kann mit klarem Kopf im Rahmen eines geregelten Arbeitstages seine möglicherweise tödliche Entscheidung abwägen. Anders ein Pilot im Kampfflieger - der steht unter erheblichem Stress und muss ständig um sein eigenes Leben bangen. Wer macht da wohl eher einen Fehler?

Demokratien müssen ihre Soldaten schützen

Jenseits aller Romantik gibt es dazu noch viele weitere gute Gründe, warum die Armeen demokratischer Staaten unbemannte Waffensysteme nutzen sollten: Seit 2001 führen sie einen asymmetrischen Krieg gegen Gegner, die sich tarnen, die täuschen und die die vermeintlichen Schwächen unserer Demokratien schamlos ausnutzen. Ihre fanatisierten Kämpfer verstecken sich in der Zivilbevölkerung und verbreiten dort Angst und Schrecken. Auch deshalb sind sie kaum zu fassen.

Die demokratischen Regierungen müssen deshalb alles tun, um ihre eigenen Soldaten bestmöglich zu schützen. Die spielen nämlich - anders als ihre Gegner - mit offenen Karten. Sie setzen sich ein für Menschenrechte, Demokratie und Freiheit. Sie fördern Bildung, Aufklärung und Transparenz. Aber sie führen einen ungleichen Kampf. Auch deshalb verdienen sie es, die besten Waffen zu bekommen.