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Kommentar: Klare Linie

Tobias Oelmaier
19. Februar 2017

Nach dem Bayern-Tor in der 96. Minute gegen Hertha vermuten viele Spieler und Fans Schiebung. Dabei ließe sich das Problem so einfach lösen, kommentiert DW-Redakteur Tobias Oelmaier.

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Deutschland Fußball Bundesliga Hertha BSC Berlin - FC Bayern München
Bild: Reuters/A. Schmidt

"Wieder mal diese Dusel-Bayern", stöhnt die Presse, "Schiebung" wittern viele Fans. Robert Lewandowski hatte den FC Bayern nach 95 Minuten und 59 Sekunden zum Ausgleich gegen Hertha BSC geschossen. Es ist das späteste Tor seit Beginn der exakten Datenerfassung in der Bundesliga im Jahre 1992. "Warum muss man fünf Minuten nachspielen und dann noch zwei oben drauf? Wo gibt es das sonst? Nur bei den Bayern!", schimpft Hertha-Stürmer Vedad Ibisevic.

Gründe für eine solche Extrazeit gab es in diesem konkreten Fall viele. "Hertha hat von Anfang an nur Zeitspiel gemacht", beschwerte sich Bayerns Thomas Müller und legte nach: "Sie sollen sich mal anschauen, wie viele Krämpfe es ab der 50. Minute gab bei einer Mannschaft, die keine englischen Wochen hat." In der Tat waren die Berliner bei fast jeder Aktion darauf bedacht, die Netto-Spielzeit so gering wie möglich zu halten, die knappe Führung über die Zeit zu bringen.

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DW-Redakteur Tobias Oelmaier

Das Problem ist nur: In sehr vielen Fußballspielen gibt es dieses Verhalten. Und es ist auch legitim. Es muss nur durch einen Zeitzugabe ausgeglichen werden. Nur - häufig nutzen die Schiedsrichter hier ihren Ermessensspielraum kaum aus. Fast in jeder Partie gibt es die üblichen drei Minuten Nachspielzeit. Dass es eigentlich eine Minute pro Tor oben drauf geben sollte, wird da häufig übersehen. Plus Verletzungspausen. Plus offensichtliches Zeitspiel, etwa bei Einwurf oder Abschlag durch den Torwart, bei der Ausführung von Ecken und Freistößen.

Nun hatte Schiedsrichter Patrick Ittrich nach 90 Minuten zwischen der Hertha und Bayern völlig zurecht fünf Minuten Overtime angezeigt. Wegen weiteren Verzögerungen dann auch noch regelgerecht eine weitere Minute verlängert. Es fehlt eben nur die Stringenz. Denn viele andere Unparteiische hätten die Partie wohl längst abgepfiffen.

Helfen könnte eine objektive Zeitnahme. Der Schiedsrichter oder ein neutraler Zeitnehmer hält bei jeder größeren Spielverzögerung einfach die Uhr an. Die wird auf der Stadion-Anzeigetafel groß gezeigt. Im Handball oder Basketball ist das schon lange Normalität. Diese Maßnahme ist technisch weitaus leichter umzusetzen als die Torlinientechnik oder der kommende Videoassistent und würde endlich für Transparenz sorgen. Dann wissen wir auch, ob die Bayern wirklich nur durch die gütige Mithilfe der Schiedsrichter so oft gewinnen.

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