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Politik

Lateinamerika feiert Merkel

11. Juni 2017

Die Welt dreht sich auch ohne US-Präsident Trump weiter, machte Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Besuch in Mexiko deutlich. Dafür wurde sie zu Recht gefeiert, auch wenn sie es nicht wollte, meint Michaela Küfner.

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Mexiko Enrique Pena Nieto und Bundeskanzlerin Angela Merkel in Mexiko-Stadt
Bild: Reuters/H. Romero

Es gab zwei Dinge, die Angela Merkel bei ihrer Reise nach Argentinien und Mexiko nicht ansprach: US-Präsident Donald Trump und die ihr zugeschriebene Rolle "Anführerin der freien Welt". Sie hat gute Gründe dafür. Merkel weiß, dass es nichts bringt, den US-Präsidenten noch weiter zu isolieren, als er es schon selber macht.  Zudem: Mit dem G 20-Gipfel in Deutschland Anfang Juli läuft die Zeit ab, um die 20 führenden Volkswirtschaften der Welt auf eine gemeinsame Grundausrichtung einzuschwören. Merkel hofft, dass die G 20 eine "gewisse Stabilität" schaffen können. Misserfolg, wie Amerikas öffentlicher Bruch mit seinen G7-Verbündeten über das Thema Klimawandel, ist keine Option - was nicht bedeutet, dass er nicht eintreten kann.

Merkel braucht Verbündete, die bereit sind, ihren Worten Taten folgen zu lassen und ihre politischen Anliegen zu unterstützen. Eins davon ist, die Ursachen der Migration, insbesondere aus Afrika, anzugehen. Merkel wusste, dass sie dafür auf ihrer Lateinamerika-Reise Verbündete finden würde. Doch vermied sie sorgfältig, den Anschein zu erwecken, sie würde eine Art Anti-Trump-Allianz schmieden.

Deutschland hängt zwar beim Außenhandel nicht ganz so stark von den USA ab wie Mexiko (80 Prozent der mexikanischen Exporte gehen über die nördliche Grenze), aber Berlin weiß, dass es ohne die Vereinigten Staaten ausgeliefert ist -  sowohl militärisch als auch bei der geheimdienstlichen Bekämpfung von Terror.

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DW-Reporterin Michaela Küfner begleitete die Kanzlerin nach Mexiko und Argentinien Bild: DW

Deutschland wirbt um Mexiko

Merkel brachte mit ihrem Besuch in Mexiko frischen Wind in ein Land, das sonst ständigen Drohungen und Demütigungen aus Washington ausgesetzt ist - und offensichtlich darunter leidet. Merkel versprach engere Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Mexiko. Eine mitgereiste deutsche Wirtschaftsdelegation zeigte, dass es ihr ernst ist.

Der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto nutzte die Gelegenheit zu einer politischen Spitze gegen Washington und erklärte, die von den USA erzwungene Neuverhandlung des Nordamerikanischen Freihandelsabkommmens (NAFTA) sei auch eine "große Chance".

Merkel betonte immer wieder, der geplante Mauerbau zwischen den USA und Mexiko sei keine Lösung für die Zuwanderung aus Lateinamerika in die USA. Kein Land und kein politischer Entscheidungstträger könne heutzutage Herausforderungen alleine bewältigen. Hört sich so die Anführerin einer "freien Welt" an? Für diejenigen, die ihr in Mexiko begegneten, war das der Fall: Die Bezeichnungen für die Bundeskanzlerin variierten dort zwischen "wichtige Entscheidungsträgerin" und "wichtigste Politiker der Welt".

China in der Warteschleife

Merkel bekannte sich klar zum Freihandel, auch wenn sie sich dabei nicht auf wirtschaftspolitische Prinzipien berief. Es gab auch keine Notwendigkeit dafür: Der Welthandel läuft weiter wie bisher. Alle Gouverneure der US-Bundesstaaten wissen sehr gut, woher die Jobs bei ihnen kommen - viele nämlich auch von deutschen Unternehmen. Jenseits des Weißen Hauses ist man sich zudem darüber klar, dass, wo auch immer sich die USA aus einem Markt zurückziehen, die Lücke durch andere Marktteilnehmer gefüllt wird - allen voran China.

Als ein mexikanischer Student die Kanzlerin nach den Erinnerungen an ihr Physikstudium fragte, erzählte Merkel erneut die Geschichte, dass sie immer so lange über wissenschaftlichen Fragestellung gebrütet habe, dass die Kommilitonen stets an ihr vorbeigezogen seien. Die Jungs seien zwar schneller gewesen, erinnerte sie sich, aber dann oft gescheitert, weil sie die Dinge nicht richtig durchdacht hätten.

Als Bundeskanzlerin ist sie nun damit konfrontiert, die Scherben von einer Person aufzusammeln, die scheinbar nachdem Motto handelt, "Was-passiert-wenn-ich-den-Knopf-drücke", und Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ist. Aber genauso wie Merkels Kommilitonen nicht in der Lage waren, die Gesetze der Physik zu ändern, wird auch Donald Trump die Mechanismen menschlicher  Wanderungsbewegungen, von Klimawandel oder Welthandel nicht ändern. Die große Frage ist: Wer wird ihm dies sagen? Und noch wichtiger: Wird er zuhören?

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