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Kommentar: Nach der Liga ist vor der EM

15. Mai 2016

Die Bundesligasaison ist vorbei und das ist auch gut so, meint DW-Sportredakteurin Olivia Gerstenberger. Denn: Im Endspurt ging der Liga nicht nur die Spannung aus - sondern auch die Leidenschaft.

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Fans des FC Bayern feiern die deutsche Meisterschaft auf dem Platz. (Foto: picture-alliance/dpa/K. J. Hildenbrand)
Bild: picture-alliance/dpa/K. J. Hildenbrand

34 Spieltage sind rum. Und am Ende sind die Bayern wieder Meister. So wie die letzten drei Spielzeiten auch. Nichts Neues also. Das Saisonfinale - der viel zitierte große "Abstiegsgipfel": ziemlich vorhersehbar. Hannover: mit Ansage und schicksalsergeben abgestiegen. Stuttgart: schleichend, aber dann letztlich ebenfalls erstaunlich wehrlos runter in Liga zwei. Klar, die Werder-Fans hatten noch einmal richtig Spaß am letzten Spieltag. Zudem ist die Rückkehr des nochmal glänzend aufspielenden Claudio Pizarro natürlich eine sehr nette Geschichte.

Zu Beginn der Spielzeit gab es ja noch Hoffnung auf kleine Fußball-Märchen, oder zumindest auf Überraschungen: Die Aufsteiger sorgten für Furore, Dortmund biss sich oben fest, Hertha BSC lag sogar auf Champions-League-Kurs. Aber so stark wie die Hertha begann, so stark ließ sie am Ende nach - beispielhaft für die gesamte Liga. Irgendwie plätscherte die Saison zuletzt einfach nur noch so dahin, von Spieltag zu Spieltag - und jetzt, am Ende, bleibt ein komisches Gefühl. Eines, das man eigentlich nicht mit diesem großartigen, attraktiven und wunderschönen Sport verbindet: das Gefühl der Sättigung. Man hat genug. Es ist gut, dass jetzt (bis auf die Relegation) Schluss ist. Anscheinend geht es erstaunlich vielen - eigentlich sehr leidenschaftlichen - Fußballfans rundherum auch so.

Keine Spannung im Meisterschaftskampf

Woran liegt das bloß? An der immer größer werdenden Vormachtstellung der Bayern, mit denen vielleicht gerade noch Borussia Dortmund mithalten kann? An den Entscheidungen im Titelkampf, oder im Kampf um die europäischen Plätze, die schon vor dem Saisonende feststanden und an denen sich kaum noch etwas geändert hat (Ausnahme: Abstiegskampf)? An den vielen "kleinen" Vereinen, die sich mittlerweile in der Liga irgendwo im Mittelfeld festgesetzt haben und eigentlich auch genau da bleiben wollen? An den immer zahlreicher werdenden "Werksklubs", welche die "Traditionsklubs" verdrängen? Na gut - die Klassenerhalts-Party von Darmstadt ist vielleicht noch eine Erwähnung wert - das "achte Weltwunder", wie es Flügelflitzer Marcel Heller formulierte. Die haben sich mal so richtig gefreut.

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DW-Sportredakteurin Olivia Gerstenberger

Vielleicht ist es genau das, was zum Schluss gefehlt hat: pure Emotion. Grenzenloser Jubel beim Titelgewinn. Erschütterter Kummer beim Abstieg à la Weltmeister Andreas Brehme 1996. Leidenschaft. Kampf bis zur letzten Minute. Das Gefühl, das man auch schon in der Kreisliga kennt - das Brennen für den Verein. Und zwar für nur den einen Verein. Identifikation. Ein bisschen mehr Unberechenbarkeit. Ein Fußballwunder wie in der Premier League mit dem neuen Meister Leicester City. Ein Herzschlagfinale wie das zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid in der Primera División. Alles ein idealisierter Wunschtraum? Mitnichten. Davon lebt dieser Sport, davon lebt auch die Bundesliga. Ihr ist nur zum Schluss ein wenig die Puste ausgegangen. Hoffen wir, dass sie in der Sommerpause wieder zu Atem kommt. Ein Trost: Die sonst immer so endlos scheinende Zwischenzeit wird uns Fußballfans sehr versüßt: Es steht noch das hoch brisante DFB-Pokal-Finale zwischen den beiden besten deutschen Teams an. Und natürlich die Fußball-EM in Frankreich. Da gibt es dann hoffentlich wieder alles, was das Fußballherz begehrt!

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