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Politik

Nichts wirklich Neues beim Papst-Besuch der EKD

6. Februar 2017

Die Spitzen der Evangelischen und Katholischen Kirche in Deutschland haben den Papst zu einem Besuch im Land der Reformation eingeladen. Dann müsse es aber klare Signale der Annäherung geben, meint Christoph Strack.

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Vatikan EKD beim Papst
EKD-Chef Heinrich Bedford-Strohm überreicht dem Papst sein Gastgeschenk - eine Luther-BibelBild: picture-alliance/dpa/AP/Servizio Fotografico L'osservato/L'Osservatore Romano

Ja, es ist ein historisches Bild: Papst Franziskus und eine ganze Gruppe von Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Und manchmal sagen Bilder mehr als Worte: Neben dem EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich-Bedford-Strohm sieht man seine Stellvertreterin, Präses Annette Kurschus. Mit Brustkreuz, in Schwarz.

Ob dem Treffen in späterer Betrachtung  auch historische Bedeutung zuerkannt wird? Ja, gute Stimmung. Und gewiss war die Atmosphäre der Begegnung im Vatikan entspannter als bei vergleichbaren Treffen des römischen Kirchenoberhaupts mit Vertretern aus der Reformation. Die EKD sprach von einer "freundlichen Begegnung", der Gastgeber adelte Bedford-Strohm als "Mann mit Feuer im Herzen". Aber ob es darüber hinaus inhaltliche Signale, vielleicht sogar fachtheologische Anstöße gegeben hat - das bleibt abzuwarten. So trocken Papst Benedikt bei solchen Gesprächen auftreten konnte - auch als Nachfolger Petri war er so sehr Theologe durch und durch, dass er Knackstellen präzise benennen und gelegentlich Perspektiven aufzeigen konnte.

Inständig Beten

Und nun? Der Papst sieht Hindernisse auf dem Weg zur Einheit. Neu ist das nicht wirklich. Er ruft zum inständigen Gebet auf. Das tut er immer. Und: Neu über die Taufe nachzudenken, das ist im ökumenischen Fachgespräch wirklich nicht neu und brachte schon vor Jahrzehnten grundlegende Verständigungen. Wenn man miterlebt hat, wie unkonventionell Papst Franziskus ansonsten mit Angehörigen anderer Religionen oder Konfessionen umgeht, dann war diese Begegnung mit den deutschen Protestanten kein Höhepunkt der gelebten Ökumene.

Strack Christoph Kommentarbild App
Christoph Strack ist der Kirchenexperte der DW Bild: DW

Dabei ist Deutschland (und nicht das schwedische Lund, wo Franziskus am Reformationstag 2016 gemeinsam mit Lutheranern das Jubiläumsjahr 500 Jahre Reformation eröffnete) der Ausgangspunkt und vielleicht auch so etwas wie die Wunde der Kirchenspaltung. Von Deutschland sei die Trennung zwischen Katholiken und Protestanten ausgegangen. "Wir haben eine besondere Verantwortung, das uns noch Trennende zu überwinden", sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Marx. Vielleicht müssten ganz einfach die Kirchen vor Ort mutiger vorantreiben, was Rom dann gutheißen könnte.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland und Kardinal Marx luden gemeinsam Papst Franziskus nach Deutschland ein. Das ist bemerkenswert, weil Bedford-Strohm sich an dieser Stelle explizit als Repräsentant der rund 22 Millionen Protestanten in Deutschland äußerte und auf einen Papstbesuch auch bei den evangelischen Christen hofft. Aber ein solcher Deutschlandbesuch des an der Basis so beliebten Papstes müsste mehr bieten als die Bestätigung des Status Quo.

Christen warten auf Signale

Ein Beispiel dafür könnte die Frage sein, wie es konfessionsverschiedene oder - besser gesagt - konfessionsverbindende Paare mit Eucharistie und Abendmahl halten sollen. Im Rahmen der Audienz ging Papst Franziskus auf diese Frage nicht explizit ein. Im Herbst 2015 war das anders: Damals besuchte das katholische Kirchenoberhaupt die evangelisch-lutherische Gemeinde in Rom. Von einem Mitglied der Pfarrei kam dann die Frage nach der Teilnahme am Abendmahl der anderen Konfession in konfessionsverbindenden Ehen. Der Papst riet den Betreffenden zur Prüfung, wie das Abendmahl für sie persönlich den gemeinsamen Glaubensweg stärken könne. Und dann fügte er hinzu: "Sprecht mit dem Herrn und geht weiter."

In Zeiten, in denen Papst Franziskus mit "Amoris Laetitia" ein Fenster öffnet bei der Frage des Umgangs mit wiederverheirateten Geschiedenen, könnte dieses Fenster auch Licht werfen auf die Gottesdienstpraxis konfessionsverbindender Paare. Warum können sie nicht das Gespräch mit einem Seelsorger suchen und nach ihrem Gewissen entscheiden? Eine solche Einladung wäre gewiss ebenso wichtig, wäre zeichenhafter als eine Einladung zum nächsten Deutschlandbesuch, bei dem dann wieder Protokollfragen dominieren und Enttäuschungen absehbar sind.

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