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Kommentar: Nur Mut zu Olympia!

Stefan Nestler23. Februar 2015

Olympische Spiele in Berlin oder Hamburg machen durchaus Sinn, meint DW-Sportredakteur Stefan Nestler. Wenn die Bewerber gewisse Regeln beachten, sollten auch notorische Bedenkenträger Ja sagen.

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Olympische Flagge und viele nationale Flaggen bei der Eröffnungsfeier der Spiele 2012 in London. Foto: Getty Images
Bild: Francois Xavier Marit/AFP/Getty Images

Warum ist es eigentlich in Deutschland so schwer, Ja zu sagen? Sicher ist der Hauptgrund ein historischer. Hätten damals doch nur mehr Leute Zivilcourage gezeigt und Nein zu den Nazis gesagt! So viel Leid hätte verhindert werden können. Die Schlussfolgerung: Nicht kritiklos alles hinnehmen, sondern hinterfragen, abwägen, dann entscheiden! So weit, so richtig. Doch die Deutschen tun sich unheimlich schwer damit, das richtige Maß zu finden, wenn sie abwägen. Sie sind nicht nur im Fußball Weltmeister, sondern auch darin, Haare in der Suppe zu finden. Wenn sie die Wahl zwischen halb voll und halb leer haben, neigen sie zur letztgenannten Alternative. Es nörgelt sich so leicht.

Ziel: Erschwinglicher und nachhaltiger

Zugegeben, Haare in der Olympia-Suppe zu finden, ist nicht allzu schwer. Die Spiele sind maßlos geworden. Lange Zeit hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) nur die Dollarbrille auf und befeuerte den Gigantismus - mit der Folge, dass sich zum einen einige demokratisch regierte Länder an den olympischen Lasten gründlich verhoben und deshalb zum anderen immer häufiger Bewerber das Rennen machten, denen Schulden oder Menschenrechte am Allerwertesten vorbeigehen. Der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach, seit 2013 im Amt, hat das Problem erkannt und zu einem Schwerpunkt seiner "Agenda 2020" gemacht: Die Spiele sollen wieder erschwinglicher werden. Und nachhaltiger. Daran muss sich Bach als IOC-Chef messen lassen.

Keine Sportruinen und Mega-Schulden

Aber auch die deutschen Olympia-Bewerber für 2024, Hamburg und Berlin, sitzen mit in diesem Boot und dürfen nicht die Fehler ihrer Vorgänger machen, die dafür zu Recht abgestraft wurden. Die Investitionskosten müssen bezahlbar sein, die Bauplanungen über die Zeit der Spiele hinausreichen: Keine Sportruinen mehr, kein Schuldenloch, das nicht gestopft werden kann! Wenn das garantiert ist, sollten die Deutschen ihre Bedenken hintenan stellen. Das Land gehört zu den reichsten der Welt und sollte in der Lage sein, die Kosten der Spiele zu stemmen, wenn sie mit Augenmaß geplant sind.

Stefan Nestler, DW Sport. Foto: DW
Stefan Nestler, DW SportBild: DW

Chance auf ein neues Sommermärchen

Die Olympischen Spiele könnten ein echtes Sportfest werden, ein "Sommermärchen" wie die Fußball-WM 2006. Damals bewies Deutschland nicht nur zum wiederholten Male, dass es Großereignisse organisieren kann. Die Deutschen präsentierten sich darüber hinaus weltoffen und in Dauer-Feierlaune. Damit sammelten sie weltweit in einem Monat mehr Image-Pluspunkte als deutsche Regierungen in Jahren. Olympische Spiele in Berlin oder Hamburg sind kein Muss, aber sie würden guttun. Dem Land - und auch der olympischen Bewegung: als Signal, dass auch demokratische Staaten weiterhin in die Völker verbindende Kraft des Sports investieren. Also, nur Mut, Ja zu sagen!