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Kommentar: Sicherheitsmängel in WM-Stadien ernst nehmen

Martin Schülke10. Januar 2006

Fünf Monate vor Beginn der WM 2006 hat die Stiftung Warentest Sicherheitsmängel in allen zwölf Stadien angeprangert. Die ersten Reaktionen darauf: Panikmache. Martin Schülke nimmt die Studie durchaus ernst.

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Laut Warentester nicht WM-sicher: das Berliner OlympiastadionBild: dpa

"Die Welt zu Gast bei Freunden" lautet das Motto der Fußball-Weltmeisterschaft 2006, jeder Besucher soll sich wohl fühlen können in einem offenen, freundlichen und eben auch sicheren Deutschland. Doch gerade letzteres macht den Organisatoren der Fußball-Weltmeisterschaft derzeit mächtig zu schaffen. Was ist passiert?

Die Stiftung Warentest hat seit August 2005 die Sicherheit in den zwölf deutschen WM-Stadien untersucht. Ergebnis: gleich vier Arenen bekamen in der Studie die Rote Karte wegen erheblicher Mängel gezeigt. Ob fehlende Fluchtwege oder unzureichender Brandschutz - den Spielstätten in Berlin, Leipzig, Gelsenkirchen und Kaiserslautern wurden beträchtliche Defizite attestiert, die im Falle einer Panik "verheerende Folgen" haben können. Dazu kommen mit Hamburg, Frankfurt am Main, Stuttgart und Dortmund vier weitere Austragungsorte, deren Stadien deutliche Mängel aufweisen.

Harsche Reaktionen

Ursprünglich wollten die Tester der Stiftung Warentest Details zur baulichen Sicherheit der Arenen erst am 19. Januar bekannt geben. Doch als sie merkten, welche Aufregung allein die Ankündigung ihrer Studie verursachte, verlegten sie die Pressekonferenz kurzerhand um neun Tage vor.

Und die ersten harschen Reaktionen im Vorfeld der Pressekonferenz ließen ja auch nicht lange auf sich warten. Allen voran war es die Lichtgestalt des deutschen Fußballs, Franz Beckenbauer, der dahinter ausschließlich berufsmäßige Nörgler und notorische Schwarzseher vermutete. "Die Stiftung Warentest kennt sich vielleicht mit Gesichtscreme, Olivenöl und Staubsaugern aus. Dabei sollen sie bleiben", giftete der Präsident des deutschen WM-Organisationskomitees.

Nicht anzweifeln, sondern handeln

Doch ganz so einfach ist es nun auch nicht, denn eines ist Fakt: Die Stiftung Warentest ist ein unabhängiges Institut, das sich seit mehr als 40 Jahren bei vielen Verbrauchern einen Nimbus als unbestechliche Instanz erworben hat. Und immerhin zwei Drittel der untersuchten WM-Stadien entsprechen nach Auffassung der Stiftung Warentest nicht den Sicherheits-Richtlinien des Fußballweltverbandes FIFA. Die Frage drängt sich also auf: wie konnte es dazu kommen?

In fünf Monaten sind bereits die ersten Spiele absolviert. Und es erstaunt doch sehr, dass sich einige führende Fußball-Fachleute in ihren unmittelbaren Reaktionen mehr darauf verlegen, die Untersuchung anzuzweifeln. Vielmehr sollte versucht werden, mit Hochdruck die festgestellten Unzulänglichkeiten anzugehen und zu beseitigen. Zumal bauliche Fehler nicht erst sei der Warentest-Studie ein Thema sind - siehe die Negativschlagzeilen im Dezember 2005 wegen der Risse in der Dachkonstruktion des Fritz-Walter-Stadions in Kaiserslautern. Damals musste deswegen sogar ein Spiel der Fußball-Bundesliga abgesagt werden.

Und wie weiter? Noch ist es Zeit, die bemängelten Stadien in Punkto Sicherheit in WM-Form zu bringen. Das Thema Sicherheit ist zudem zu wichtig, als dass man die festgestellten Mängel als Profilneurosen der Prüfer abtun sollte. Denn die Welt soll sich vom 9. Juni bis 9. Juli 2006 tatsächlich zu Gast bei Freunden fühlen, inklusive einem sicheren Gefühl beim Besuch der Stadien.