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Kommentar: Trotz Triple in der Sackgasse

DW Kommentarbild Sarah Wiertz
Sarah Wiertz
7. Juni 2015

Marc-André ter Stegen gewinnt mit Barcelona die Champions League. Doch ihm droht ein Schicksal wie das von Jens Lehmann: ein Schattendasein in der Nationalelf, meint DW-Redakteurin Sarah Wiertz.

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Marc-André ter Stegen mit Champions-League-Pokal (Foto: picture alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Ohne ein Ligaspiel Sieger der Champions League! Das muss Marc-André ter Stegen erst einmal einer nachmachen. Er ist gerade mal 23 Jahre alt und damit der jüngste deutsche Torwart, der die Königsklasse gewinnt. Vor ihm durften erst vier andere deutsche Keeper den Champions-League-Pokal in die Höhe recken: Bodo Illgner, Stefan Klos, Oliver Kahn und Manuel Neuer. Jetzt also er, der gebürtige Mönchengladbacher, in seiner ersten Saison für den FC Barcelona.

In der Primera Division von Trainer Luis Enrique nicht berücksichtigt, ist er der Mann für die K.o.-Spiele - für den spanischen Pokal Copa del Rey und eben die Königsklasse. "Er weiß mit Druck umzugehen", urteilt Luis Enrique. "Er spielt so, als ob nichts auf dem Spiel steht, es ist unglaublich", meint Barça-Innenverteidiger Gerard Piqué. Seine Ruhe beeindruckt, mehr aber noch seine Passgenauigkeit. So behauptet Altstar Xavi, "noch nie einen Torhüter gesehen zu haben, der mit dem Ball am Fuß derart stark ist".

Alles richtig gemacht

Für die ballbesitzverliebten Katalanen ist er der richtige Torwart - vor allem für die Zukunft. "Er kann die nächsten zehn, zwölf oder 15 Jahre Barças Nummer eins sein", meint Xavi. Lange wird ter Stegen wohl nicht mehr warten müssen, bis er den 32 Jahre alten Claudio Bravo auch in der Primera Division aus dem Kasten verdrängen wird. Er hat also mit seinem Wechsel von Borussia Mönchengladbach ins Ausland vor einem Jahr alles richtig gemacht.

Auch Bundestrainer Joachim Löw lobt: "Er hat seit seinem Wechsel zu Barcelona noch einen Sprung gemacht." Heißt, er wird zum nächsten Länderspiel eingeladen. Eine zweite Chance also, nachdem er sein DFB-Debüt im Mai 2012 ordentlich verpatzt hatte und den WM-Titel vor einem Jahr in Brasilien von der heimischen Couch aus bejubeln musste. Aber hat er wirklich die Möglichkeit, Manuel Neuer in den nächsten Jahren als Stammkeeper abzulösen?

Neuer unüberwindbar?

Nein, hat er nicht. Mit Neuer hat er den aktuellen Welttorhüter in der Hackordnung vor sich. Der ist derzeit 29 Jahre alt und damit im besten Fußballalter. Zudem setzt Bundestrainer Löw, der seinen Vertrag beim DFB bis 2018 verlängert hat, gerne auf Altbewährtes - und das ist Neuer. So wird sich ter Stegen - außer Neuer sollte sich verletzten - auch bis zur EM 2016 in Frankreich und vermutlich bis zur WM 2018 in Russland hinten anstellen müssen.

Damit droht ter Stegen eine ähnliche Situation wie Jens Lehmann, der jahrelang im Schatten von Oliver Kahn stand. Für einen jungen, ehrgeizigen Spieler wie ihn ein großes Problem. "Ich will immer um Titel spielen", sagte ter Stegen nach dem Triumph in Berlin. Ob er das im DFB-Dress als Stammkeeper tun kann, ist mehr als fraglich. Aber im Trikot des FC Barelona hat er sicherlich nicht zum letzten Mal als Nummer eins triumphiert.

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Sarah Wiertz Teamleiterin Sport Online