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Vertrauen braucht Zeit

Matthias von Hein7. Mai 2008

Mit Hu Jintao ist erstmals seit zehn Jahren ein chinesischer Präsident nach Japan gereist. Bei dem Besuch versuchen beide Seiten alles, um Zeichen der Entspannung zu setzen, meint Matthias von Hein in seinem Kommentar.

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Bild: DW

Das werden schöne Bilder: Der chinesische Staatspräsident Hun Jintao wird am Donnerstag (08.05.2008) mit dem japanischen Premierminister Yasuo Fukuda Tischtennis spielen. Später wird Hu Jintao ein buddhistisches Kloster besuchen. Schon Zhou Enlai war hier. Denn dieses Kloster gilt als Beispiel des kulturellen chinesischen Einflusses in Japan. Und als ultimatives Zeichen der Versöhnung bot Hu Jintao dem Ueno-Zoo in Tokio ein Pandabären-Pärchen an.

Blick nach vorn

Vor zehn Jahren war zuletzt ein chinesischer Staatspräsident in Japan, Hus Vorgänger Jiang Zemin. Dieser Besuch hinterließ bei beiden Partnern Bitterkeit: Jiang Zemin hatte mehrfach in scharfer Form die japanischen Kriegsgräuel in China angesprochen. Und er hatte eine Entschuldigung eingefordert, die der Japans an Südkorea in nichts nachstehen sollte. Jetzt wurde das Thema Vergangenheit kaum berührt. Beide Seiten schauen demonstrativ nach vorne. Sie sprechen von einem Neuanfang.

Noch 2005 waren die bilateralen Beziehungen auf einem Tiefpunkt. Chinesen hatten in einer Woge staatlich geduldeten Nationalismus wochenlang gegen Japan demonstriert. Die Ablösung des früheren japanischen Ministerpräsidenten Koizumi durch Fukudas Amtsvorgänger Shinzo Abe im Jahr 2006 brachte die Wende. Hochrangige Besuche machten den Weg frei für den jetzigen Besuch Hu Jintaos.

Pflaumenweiche Formulierung

Beide Seiten müssen miteinander reden. Es gibt eine Menge Konfliktfelder. Abgesehen von den Streitigkeiten um Gasvorräte im Ostchinesischen Meer gibt es chinesisches Misstrauen gegen die wachsende Einbindung Japans in die amerikanische Sicherheitsarchitektur in Ostasien. Umgekehrt wünscht sich Tokio von Peking Unterstützung bei seinem Versuch, einen permanenten Sitz im Weltsicherheitsrat zu erlangen. Noch 2005 hatten sich 22 Millionen Chinesen im Internet an einer Unterschriftensammlung gegen einen solchen Sitz beteiligt. Jetzt kann Fukuda immerhin auf eine - allerdings pflaumenweiche - Formulierung in dem gemeinsamen Papier verweisen. Da verleiht China seinem Wunsch nach einer größeren Rolle Japans in der internationalen Gemeinschaft Ausdruck.

Politische und ökonomische Zwänge machen es notwendig, dass beide Seiten stärker aufeinander zugehen. Beide Staaten sind füreinander die jeweils wichtigsten Handelspartner. Sie sitzen gemeinsam in den Sechser-Gesprächen zum nordkoreanischen Atomprogramm. Fukuda steht mit seiner Regierung unter Druck: Die Zustimmungsraten liegen bei gerade einmal 20 Prozent. Unter diesen Vorzeichen ist vor allem die Aufnahme regelmäßiger jährlicher Gipfeltreffen ein Schritt in die richtige Richtung. Aber: die Bildung von Vertrauen braucht Zeit.