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Warum Populisten keine guten Politiker sind

Scholz Kay-Alexander Kommentarbild App
Kay-Alexander Scholz
11. Juli 2016

In Großbritannien werfen die Brexit-Befürworter einfach hin, in Deutschland zerlegt die AfD sich gerade selbst. Die Populisten in Europa blamieren sich dann, wenn es darauf ankommt, meint Kay-Alexander Scholz.

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Alternative für Deutschland AfD Presskonferenz
Frauke Petry und Jörg Meuthen - die AfD-Vorsitzende und ihr Stellvertreter zogen vor kurzem noch an einem StrangBild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka

Das Beispiel Großbritannien hat gezeigt: Populisten sind wie ungezogene Kinder, die sich möglichst viele Spielsachen nehmen, darauf herumkloppen, bis alles kaputt ist und dann die Mutter mit großen Augen angucken oder alternativ zum nächsten Sandkasten weiterziehen. Nigel Farage und Boris Johnson waren eine solche Clique.

Und in Deutschland? Da offenbart der aktuelle Führungsstreit zwischen Frauke Petry und Jörg Meuthen in der AfD eine weitere Facette: Populisten sind zumeist Egomanen. Und die sind selten in der Lage, im Team zu arbeiten. Deutsche egomanische Populisten wollen zudem immer Recht haben, die Besten sein und das letzte Wort haben.

Man kann jedoch auch hart kämpfen und trotzdem fair bleiben. Zumindest sollten die Politiker sich das endlich hinter die Ohren schreiben. Wir sind hier nicht bei "House of Cards", auch wenn das verlockend scheint.

Politik ist Fähigkeit zum Kompromiss

Sollen solche Personen demnächst wirklich über die Zukunft unserer Sozialsysteme oder sogar das Miteinander in Europa streiten? Ohne jede Fähigkeit zu Kompromissen? Ohne Lust auf Verantwortung für eine Entscheidung, die sie unter Umständen nicht zu 100 Prozent mittragen? Ohne zu bedenken, welche langfristigen Folgen ihre Entscheidungen haben?

Auch Angela Merkel hat jüngst einen solchen Fehler begangen: Als sie im September 2015 die deutschen Grenzen für die Flüchtlinge auf der Balkanroute "öffnete", hatte sie das nicht mit den anderen EU-Staaten im Osten abgesprochen. Das Ergebnis war eine neue diplomatische Eiszeit. Doch Merkel lernt aus Fehlern. Nach dem Brexit hat sie schnell das Gespräch mit Warschau gesucht und erntete dafür das seit Monaten vermisste Lächeln aus der polnischen Hauptstadt.

Kommentarfoto Kay-Alexander Scholz Hauptstadtstudio
Kay-Alexander Scholz ist Korrespondent im Hauptstadtstudio

Welchen Politiker-Typus brauchen wir also in Zukunft? Pragmatiker der Macht und des Kompromisses sind zwar zumeist klug, erreichen aber die, die emotional umworben werden wollen, oft nicht mehr. Die orientieren sich dann hin zu den Populisten und Radikalen - die Krise der EU und der Aufstieg vieler entsprechender Parteien zeigen das mehr als deutlich.

Starke Chefs - wirklich ein Plus?

Und welche Führungsfiguren bevorzugen die Populisten und Radikalen? Naturgemäß einen starken Chef, der sagt, wo es lang geht. Egal, wie aus der Zeit gefallen das wirken mag. Doch wehe, wenn es davon zu viele gibt. Dann schrumpfen die sie eben doch nur auf das Maß von Egomanen, die sich schlimmstenfalls in interne Machtkämpfe verstricken - die AfD führt das gerade vor.

Bleibt als Ideal-Typus eben doch die Mischform: Jemand, der regelmäßig nach Umfragen schielt, sein politisches Handeln danach ausrichtet und damit in bester Weise populistisch ist. Dieses Handeln aber zugleich als völlig alternativlos darstellt und sich so als starke Führungsfigur verkauft. Und in der eigenen Partei völlig unbestritten und damit wirklich alternativlos, weil vorläufig unersetzbar ist. Eigentlich ist Deutschland mit seiner Kanzlerin ganz hervorragend bedient ...

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