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Kommt die virtuelle Bundesliga?

Nik Peters | Fabio Schlößer Vila
6. Oktober 2016

Der FC Bayern und sieben weitere Klubs aus der Fußball-Bundesliga wollen mit in das eSports-Geschäft einsteigen. Was bedeutet das für den elektronischen Sport wie man ihn heute kennt?

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Bayern-Spieler mit Schalke-Maskottchen. Foto: dpa-pa
Der FC Schalke hat den Schritt zu eSports gewagt, FC Bayern und Co. könnten bald folgenBild: picture alliance/N. Schmidt

Als Anfang April die Meldung die Runde machte, der FC Bayern München würde mit Fnatic eine der erfolgreichsten eSports-Mannschaften der Welt aufkaufen, handelte es sich noch um einen Aprilscherz. Wenige Monate später jedoch ist die Schlagzeile plötzlich gar nicht mehr so abwegig. "Wir analysieren derzeit den Bereich eSports sehr genau”, so Bayerns Digitalchef Stefan Mennerich, der dort für das Projekt verantwortlich ist. Neben dem FC Bayern sollen laut dem Magazin "Wirtschaftswoche" sieben weitere Bundesligavereine den Markt mit großem Interesse beobachten: Borussia Mönchengladbach, der Hamburger SV, Werder Bremen, der FC Ingolstadt, Bayer 04 Leverkusen, der 1. FC Köln und Hertha BSC.

Nicht nur in Deutschland zieht es die Klubs zu eSports. In ganz Europa sind Topvereine wie Manchester City, Besiktas Istanbul, PSV Eindhoven oder Sporting Lissabon mitterweile in unterschiedlichen eSports-Titeln aktiv. Selbst Manchester United wagte vor kurzem die ersten Schritte in Richtung eSports. Die bereits beteiligten Vereine wie die Bundesligisten VfL Wolfsburg und der FC Schalke 04 wollen ihre Gaming-Abteilung sogar weiter ausbauen. Vor kurzem verstärkte man sich in Gelsenkirchen durch mehrere "FIFA"- Spieler, so tritt Königsblau neben dem "League of Legends"-Segment jetzt auch in den virtuellen Fußballligen auf.

SVorstellung des Schalker League of Legends-Teams im Frühling. Foto: FC Schalke 04
Vorstellung des Schalker "League of Legends"-Teams im vergangenen FrühlingBild: FC Schalke 04

eSports verspricht Reichweite

Interessant bei den Vereinen ist die Wahl der eSports-Spiele. So beschränken sich die wenigsten Teams auf den fußballnahen Titel "FIFA", sondern betreten mit "League of Legends", "Hearthstone" und "Rocket League" die große eSports-Bühne, denn diese Titel werden bislang von noch mehr Spielern weltweit gespielt als der Fußball-Klassiker. Der VfL Wolfsburg jedoch sieht seinen Markenkern durch andere Titel in Gefahr, weswegen dort das Motto "Fußball ist alles" zum Tragen kommt. Der Gedanke einer "virtuellen Bundesliga" sei nicht unrealistisch und tatsächlich ganz im Sinne der Vereine, sagte Thomas Röttgermann, Geschäftsführer des VfL Wolfsburg. Auf nationaler Ebene müsse man sich zunächst jedoch noch in Geduld üben, denn es werde "vermutlich zuerst eine Art Champions League auf europäischer Ebene" geben.

Die Absichten der Vereine liegen auf der Hand. Laut dem Portal "Newzoo" boomt der internationale eSports-Markt mit mittlerweile über 143 Millionen Zuschauern jährlich, Tendenz steigend. Vor allem eine junge Zielgruppe wollen Vereine an sich binden, da das Computer-"Zocken" längst eine gesellschaftlich akzeptierte Freizeitbeschäftigung für die Jugend geworden ist. Auf Schalke erreichte der Verein durch sein "League of Legends"-Team trotz sportlicher Rückschläge in der LCS (League of Legends Championship Series) eine hohe Reichweite auf sämtlichen Social-Media-Plattformen. So können die Knappen nach weniger als einem Jahr Bestehen bereits eine riesige Community vorweisen.

WM-Finale der League of Legends-Spieler 2015 in Berlin. Foto: dpa-pa
WM-Finale der "League of Legends"-Spieler 2015 in Berlin: Der eSports-Markt entwickelt sich mit jedem Jahr weiterBild: picture-alliance/dpa/P. Zinken

Noch kein eSports-Revierderby in Sicht

Für eSports stellt sich die Frage, ob sich der Einstieg der Fußballklubs positiv auf den Sport auswirkt. Will man wirklich eine Liga voller Fußballvereine? ESports-Traditionsvereine könnten das Ziel der millionenschweren Unternehmen sein, ein FC Bayern will schließlich erfolgreich starten. SK Gaming, Fnatic und Envyus laufen unter Umständen Gefahr, bald unter anderen Namen aufzulaufen oder komplett von der Bildfläche zu verschwinden. Der Einstieg der Fußball-Bundesligisten könnte den Charakter von eSports verändern. Immerhin gehen wohl nicht alle Fußballklubs diesen Schritt. Auf Anfrage der "Wirtschaftswoche" stellte zum Beispiel Borussia Dortmund klar, dass der BVB ein Fußballverein sei und keine eSports-Organisation. Auf ein eSports-Revierderby muss man wohl noch länger warten.