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Kommt die Weltwirtschaft wieder in Fahrt?

21. Februar 2002

Die Deutsche Bundesbank sieht Chancen für eine konjunkturelle Erholung der Weltwirtschaft. Der Aufschwung hänge aber von einigen Voraussetzungen ab. Auch werde er nicht sofort spürbar.

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Aufgrund günstiger Rahmenbedingungen prognostiziert die Deutsche Bundesbank, dass "im Frühjahr die expansiven Kräfte wieder die Oberhand gewinnen werden". In den beiden größten Wirtschaftsregionen Nordamerika und Westeuropa hätten sich die Stimmungsindikatoren zuletzt merklich aufgehellt. Auf Grund der globalen Schwäche Ende 2001 dürfte sich dies aber im Jahresdurchschnitt 2002 noch nicht spürbar niederschlagen, betonen die Bundesbank-Volkswirte in ihrem Februarbericht.

Niedriger Ölpreis und niedrige Zinsen

Als wichtige Voraussetzung für eine zyklische Erholung im Weltmaßstab sieht die Bundesbank die Stabilisierung der Ölpreise auf niedrigem Niveau. Dies stärke die Kaufkraft der Verbraucher und vermindere die Kosten der Unternehmen. Als vorteilhaft beurteilt die Bundesbank, dass die Zinsen sowohl in Nordamerika als auch in Westeuropa relativ niedrig sind. Schließlich gingen von den Konjunkturprogrammen in den USA positive Impulse aus. "Darüber hinaus werden die politischen Risiken, die das allgemeine Wirtschaftsklima auf Grund der Ereignisse am 11. September 2001 stark belastet hatten, inzwischen deutlich geringer eingeschätzt."

Risiken: Überkapazitäten, Argentinien und Japan

Es gebe aber auch weiterhin Risiken. Die Bundesbank nannte die Überkapazitäten aus der vergangenen Boomphase sowie die Frage nach der künftigen Rolle der "New Economy". Als "Schwachstellen" der Weltwirtschaft seien zudem die Volkswirtschaften Argentinien und Japan zu nennen. Zumindest scheinen die Ansteckungsgefahren aus der Argentinienkrise für andere Schwellenländer beschränkt zu sein, so die Bundesbank. Besorgt sind die Währungsexperten über den kritischen Zustand der japanischen Wirtschaft, die mit einem angeschlagenen Finanzsystem, einer übermäßigen Staatsverschuldung und deflatorischen Tendenzen zu kämpfen habe. Japan werde voraussichtlich keinen Beitrag zur Belebung der globalen Konjunktur liefern können. Die japanischen Konjunkturhoffnungen richteten sich daher auf eine Erholung der Weltwirtschaft.

Chancen für die deutsche Wirtschaft

Eine günstige weltwirtschaftliche Entwicklung beflügelt der Bundesbank zufolge auch die Konjunkturaussichten für die deutsche Wirtschaft. Dort hat sich zwar nach Berechnungen der Bundesbank die Schwächephase bis in die letzten Monate 2001 fortgesetzt: Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei im 4. Quartal saison- und kalenderbereinigt um rund 0,25 Prozent niedriger ausgefallen als im vorangegangenen Vierteljahr. Im Jahresdurchschnitt 2001 dürfte das Wirtschaftswachstum bei 0,5 Prozent gelegen haben nach 3 Prozent im Jahr 2000. Eine Reihe von Indikatoren deute aber auch in Deutschland auf eine gesamtwirtschaftliche Stabilisierung hin. Vor allem habe sich die Stimmung in der gewerblichen Wirtschaft sichtlich verbessert. Zudem seien die Auftragseingänge in der Industrie zuletzt wieder besser ausgefallen.

Hohe Bedeutung der Lohnrunde

Nach Meinung der Bundesbank lässt die Ertragslage der Unternehmen allerdings noch zu wünschen übrig. Deshalb mahnt sie, die realen Verteilungsspielräume in den in diesen Wochen gestarteten Tarifrunden nicht zu überschätzen. Zu hohe Lohnsteigerungen würden die Chance für eine konjunkturelle Erholung erheblich vermindern. (im)