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Ecclestone - mit blauem Auge davon?

2. August 2014

Der Korruptionsprozess gegen den 83 Jahre alten Formel-1-Chef könnte mit einem Vergleich enden. Dafür will Bernie Ecclestone 100 Millionen Dollar lockermachen. Klappt der Deal, wäre es ein Freispruch zweiter Klasse.

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Formel-1-Chef Bernie Ecclestone inmitten seiner Verteidiger (Foto: Getty Images)
Formel-1-Chef Bernie Ecclestone inmitten seiner VerteidigerBild: Getty Images

Im Korruptionsprozess gegen Bernie Ecclestone zeichnet sich für den Formel-1-Chef ein glimpfliches Ende ab. Das Landgericht München sieht nach eigenen Angaben einen Deal mit Staatsanwaltschaft und Verteidigung in Reichweite. Einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge will Ecclestone eine Rekordsumme von 100 Millionen Dollar zahlen, falls das Verfahren eingestellt wird.

Die Strafkammer sagte die in der kommenden Woche geplanten Zeugenvernehmungen ab, um am Dienstag über Ecclestones Ansinnen zu verhandeln. "Es besteht die Möglichkeit einer Einigung", sagte eine Gerichtssprecherin. Wenn das Gericht seinen Segen gibt, wäre eine Verurteilung des 83-Jährigen vom Tisch. Das ist auch ein Lichtblick für den Formel-1-Eigner CVC, der seine Beteiligung seit einiger Zeit zu Geld machen möchte.

Noch drohen bis zu zehn Jahre Haft

In dem Korruptionsverfahren drohen dem Milliardär im äußersten Fall bis zu zehn Jahre Gefängnis. Doch nun könnte der Formel-1-Chef mit einem blauen Auge davonkommen. Nach dem Gesetz können sich Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung unter bestimmten Voraussetzungen auf eine Einstellung eines Strafverfahrens einigen, wenn die Beweislage dürftig erscheint. Die Kammer kann auch eine Geldauflage verhängen. Mit einem solchen Freispruch zweiter Klasse würde Ecclestone den Gerichtssaal als unschuldiger Mann verlassen.

Ex-BayernLB -Vorstand Gerhard Gribkowsky (Foto:
Ex-BayernLB -Vorstand Gerhard GribkowskyBild: picture alliance/dpa

Hintergrund des Verfahrens ist der Besitzerwechsel der Formel 1 vor acht Jahren. Die Staatsanwaltschaft hat den Motorsportmanager angeklagt, den damaligen BayernLB -Vorstand Gerhard Gribkowsky mit 44 Millionen Dollar bestochen zu haben. Als Gegenleistung soll Gribkowsky in der Bank durchgeboxt haben, dass sie ihren Formel-1-Anteil an den von Ecclestone gewünschten Investor CVC verkaufte. Der Brite soll damit seine Chefposition gesichert haben. Weil Gribkowsky das Geld aus den Kassen der Bank abgezweigt haben soll , wirft die Anklage Ecclestone auch Anstiftung zur Untreue vor. Gribkowsky verbüßt unter anderem deshalb bereits eine achteinhalbjährige Haftstrafe.

Ecclestone: Zahlungen an Gribkowsky Schweigegeld

Ecclestone weist die Vorwürfe zurück. Zwar räumte er Zahlungen an Gribkowsky ein, bezeichnete diese aber als Schweigegeld. Denn Gribkowsky habe ihm gedroht, ihn mit konstruierten Vorwürfen bei den britischen Steuerbehörden anzuschwärzen. Die Verteidigung hatte einen Freispruch gefordert. Nach ihrer Ansicht lässt sich der Bestechungsvorwurf nicht aufrechterhalten, weil die vom Gesetz festgelegten Voraussetzungen nicht erfüllt seien. Auch der Vorwurf, Ecclestone habe Gribkowsky zur Untreue gegenüber der BayernLB angestiftet, lasse sich nicht belegen.

Ein überraschender Hoffnungsschimmer zeichnete sich für Ecclestone bereits am Dienstag ab, als die Staatsanwaltschaft sich auf Gespräche über das Ansinnen der Verteidiger einließ. Ecclestone bot zugleich an, seinen Streit mit der BayernLB gegen 25 Millionen Euro beizulegen. Die Gerichtssprecherin betonte aber, eine solche Einigung sei für das Strafverfahren belanglos. "Mögliche Schadenersatzansprüche der BayernLB sind eine zivilrechtliche Frage und damit völlig unabhängig von einem möglichen Ende des Strafverfahrens." Ecclestone hat der Bank eine Frist bis zum kommenden Freitag gesetzt, um auf sein Angebot einzugehen.

Bayern LB fordert Schadenersatz

Die BayernLB fordert von Ecclestone Schadenersatz, weil er durch seine Abmachungen mit Gribkowsky dafür gesorgt haben soll, dass das Institut seinen Formel-1-Anteil unter Wert verkaufte. Ursprünglich hat die Bank nach Informationen aus Finanzkreisen bis zu 400 Millionen Dollar von Ecclestone gefordert. Doch mittlerweile haben im Strafprozess sowohl die Staatsanwaltschaft als auch mehrere Zeugen erklärt, die Bank habe damals einen guten Preis erzielt. CVC hatte 830 Millionen Dollar für den 47-prozentigen Formel-1-Anteil der Bank gezahlt.

Der Finanzinvestor will sich schon seit einiger Zeit wieder von der Beteiligung trennen. Doch solange Ecclestone als Chef unter Anklage steht, finden sich keine Käufer. Pläne für einen Börsengang verliefen im Sande. Ecclestone hat den Rennsportzirkus zu einem milliardenschweren Geschäft ausgebaut, als Formel-1-Patriarch gilt er als nur schwer ersetzbar.

sti/kle (afp, dpa, rtr)