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Kommt Zeit, kommt Bundesrat!

Nina Werkhäuser12. Dezember 2003

Langwierig sind die Sitzungen im Vermittlungsausschuss und, wenn wir mal ganz ehrlich sind, öde für die wartenden Journalisten. Da bleibt genügend Zeit zu überlegen, wie man nichts sprachlich geschickt verpackt.

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Beliebt sind Anleihen aus der Abteilung "Sport und sonstige Leibesübungen": "Wir haben das Vorgebirge durchwandert, und allmählich beginnt nun der steile Anstieg", lieferte ein redseliger Sozialdemokrat eine sprachliche Steilvorlage, die direkt zum "Gipfel" führen könnte. Der Gipfel soll dann erreicht sein, wenn der Kanzler und die Chefs der Oppositionsparteien sich in die Verhandlungen einschalten. Das wäre dann ein "Spitzengespräch", aber sicher keine Spitzensache. Möglicherweise käme ein "Separat-Treffen" zustande, was historisch etwa ebenso bedeutsam klingt wie "Separat-Frieden". Glanzvoller jedenfalls als die "Sackgasse", in der die Verhandlungen täglich aufs Neue stecken.

Zwischen Sackgasse und Gipfel ist aber auf jeden Fall noch ein "Verhandlungs-Marathon" zu absolvieren, unterbrochen von gelegentlichem "Tauziehen", einer bei Politikern sehr beliebten Sportart, die an einen Kindergeburtstag im Sommer erinnert. Dort werden bekanntlich gerne Würstchen gegrillt, also "grillen" auch die Verhandlungspartner einander, jedenfalls behaupten sie das vor laufender Kamera.

Nicht jede schiefe Formulierung ist also den Journalisten anzulasten, und es bleibt zu hoffen, dass die Politiker einander nicht verspeisen. Wollten sie vor lauter Verwunderung ihren Hut fressen, dann wären sie in Brüssel zur Zeit am besten aufgehoben, denn der künftige EU-Außenminister soll ja einen "Doppelhut" aufhaben, der sicher besonders schmackhaft ist. Und nach dem Essen bietet sich ein kleines Spielchen an - aus dem Bundesrat hört man, dass Poker zur Zeit sehr beliebt ist.

Bei welchem Spiel kann man sonst "alles auf eine Karte" setzen? Klar ist auch, dass keiner den anderen in seine Karten schauen lässt, die Politiker jedenfalls die Journalisten nicht. Die können über Verhandlungstaktiken, vermeintliche Annäherungen und das Durchschlagen gordischer Knoten weiterhin nur mutmaßen. Ein Glück also, dass es Metaphern gibt - denn kommt Zeit, kommt Bundesrat!